«Viele
Lehrpersonen sind zu grosszügig.» Das sagt Roland Amstutz, Rechtsberater des
Lehrerverbands Bildung Bern. Darum würden sie stillschweigend Kosten
übernehmen, die eigentlich von den Gemeinden bezahlt werden müssten. In letzter
Zeit aber hätten die Anfragen von Lehrern diesbezüglich bei ihm zugenommen.
«Die Lehrpersonen zahlen einiges aus dem eigenen Sack», sagt auch Christian
Hugi, Präsident des Zürcher Verbands. Er nennt Auslagen fürs Homeoffice, Kosten
fürs Rekognoszieren und Ausgaben für den Unterricht.
Lehrer haben noch eine Rechnung offen, NZZaS, 10.11. von René Donzé
Elisabeth
Abbassi ist Präsidentin des Aargauer Lehrerverbands. Sie hat ausgerechnet, dass
sie pro Monat oft auf gut 200 Franken reine Fahrspesen kommt. Als Schulleiterin
muss sie oft mit dem Privatauto an Sitzungen und Besprechungen fahren. Was für
viele Lehrerinnen und Lehrer aber vor allem ins Gewicht fällt, sind die Kosten
für private Elektronik. Während die Schüler mit Computern oder Tablets für das
neue Fach Medien und Informatik ausgerüstet werden, wird bei den Lehrerinnen
oft der Einsatz des Privatgeräts vorausgesetzt. Zugenommen haben laut Abbassi
auch die selbst getragenen Kosten für die Vorbereitung und Durchführung von
Schulreisen und Lagern, seit das Bundesgericht die Elternbeiträge gestutzt hat.
Der Aargauer Lehrerverband hat darum kürzlich ein Merkblatt für seine
Mitglieder erstellt, das sie auf ihre Rechte aufmerksam macht.
Bis
fünf Lohnprozente
Was
in den Kantonen ein Thema ist, soll demnächst auch auf nationaler Ebene
diskutiert werden. «Jetzt ist es Zeit, laut zu murren», schreibt die Zentralsekretärin
des Lehrerverbands Schweiz, Franziska Peterhans, auf der Homepage des Verbands.
«Noch immer fehlen vielerorts verbindliche Regeln für die Übernahme
berufsbedingter Kosten», sagt sie. Mit ein Grund dafür: Die Lehrer sind von den
Gemeinden angestellt, erhalten ihre Löhne aber von den Kantonen. Berufsauslagen
müssen aber die Gemeinden als Arbeitgeber übernehmen, wie das auch in der
Privatwirtschaft der Fall ist. Doch selbst da, wo es Regelungen gibt, etwa im
Kanton Zürich, werden Spesen oft nicht bezogen. Oder es bestehen Lücken im
Regelwerk.
Wie
viel die Lehrer aus der eigenen Tasche bezahlen, darüber gehen die Meinungen
weit auseinander. Der Lehrerverband Schweiz kam 2002 in einer Studie auf vier
bis fünf Prozent des Lohns. Eingerechnet wurde damals auch anteilsmässig ein
Arbeitsplatz zu Hause. So kam man auf 4200 bis 6400 Franken pro Jahr. Laut
Peterhans gibt es keine neuen Zahlen. Der Betrag dürfte aber immer noch hoch
sein, sagt sie.
Viele
Volksschullehrer gehen von deutlich weniger aus. Sie schätzen, dass sie bloss
ein paar hundert Franken im Jahr effektiv aus der eigenen Tasche bezahlen. Der
persönliche Laptop und das Handy, das heute oft vorausgesetzt wird, nicht
einberechnet. Der Präsident des Schulleiterverbands, Thomas Minder, schätzt den
Betrag auf rund 500 Franken im Jahr. Das allein wären, hochgerechnet auf die
rund 100000 Lehrerinnen und Lehrer an den Volksschulen, 50 Millionen Franken im
Jahr. Der Lehrerverband kam in seiner Studie vor 17 Jahren auf über 600
Millionen.
Der
Schweizer Lehrerverband will nun gemeinsam mit den Kantonalverbänden die
Rechtslage in allen Kantonen klären. Danach sollen alle Lehrerinnen und Lehrer
über ihre Anspruchsberechtigungen aufgeklärt werden. Diese wiederum sollen
Druck auf die Gemeinden aufbauen, damit sie die Kosten übernehmen. «Oft ist es
ja nicht einmal böser Wille, dass nichts bezahlt wird», sagt Elisabeth Abbassi,
die Präsidentin des Aargauer Lehrerverbands. «Viele Gemeinden haben es einfach
nicht auf dem Radar.»
Es
tut sich etwas
Die
Kantonalverbände haben teilweise bereits erste Erfolge erzielt. So empfiehlt
der Kanton Aargau den Lehrern neu pro Jahr 200 Franken für den Computer zu
vergüten, in Basel gibt es für Gymnasiallehrer 1000 Franken alle vier Jahre. Im
Kanton Zürich besagt die Lehrpersonalverordnung zwar generell, dass die
Gemeinden den Lehrpersonen die «dienstlichen Auslagen» ersetzen müssen.
Weiterführende Regelungen seien aber nicht geplant, heisst es beim
Volksschulamt. Die Stadt Zürich kennt ein Spesenreglement mit pauschalen Ansätzen
für Telefonie oder die Vorbereitung von Klassenlagern. Eine finanzielle
Beteiligung an privaten Computern werde derzeit abgeklärt, sagt eine
Sprecherin.
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