Ein Wandbild aus den späten
1940-er Jahren in einem Berner Schulhaus hat jüngst für eine öffentliche
Debatte über Rassismus geführt. Nun soll es aus dem Schulhaus weg, in ein
Museum kommen. Dort könne es besser kritisch und zeitgemäss eingeordnet werden.
Bild: Tamara Janes
Umstrittenes Wandbild wird aus Berner Schule entfernt, sda, 19.3.
Das
Werk der Künstler Eugen Jordi (1894-1983) und Emil Zbinden (1908-1991) sei ein
Ausdruck der damaligen Kultur, die Menschen nach Hautfarben einteilte, schreibt
die städtische Präsidialdirektion in einer Mitteilung vom Freitag.
In
einem Wettbewerbsverfahren wurden nun Projekte eruiert, wie die Stadt mit dem
Bild umgehen soll. Eine Fachjury hat sich für ein Projekt von Ashkira Darman
(Gymnasiallehrerin Geschichte), Fatima Moumouni (Spoken Word-Poetin), Vera
Ryser (Kuratorin), Bernhard Schär (Historiker) und Angela Wittwer (Künstlerin)
entschieden.
In
einer Primarschule entzieht sich das Bild gemäss der Projektgruppe der
dringenden, gesamtgesellschaftlichen Debatte über den Umgang mit kolonialem
Erbe. Viel besser sei das Bild deshalb in einem Museum aufgehoben.
Mit
der Schenkung an ein Museum will die Gruppe «eine Praxis der kritischen
Aufarbeitung der Berner Kolonialgeschichte» anstossen, zum Beispiel in Form
einer Ausstellung.
Die
Verlegung des Bildes soll mit Workshops und öffentlichen Veranstaltungen begleitet
werden. Auch eine schulinterne Auseinandersetzung mit der Entfernung müsse
geschehen.
Auf
einer Website ist ein Archiv mit Materialien zur «Entstehung, Entfernung und
Rekontextualisierung des Wandbildes für verschiedene Altersstufen» vorgesehen.
Zum
Auftakt der Aktionswoche gegen Rassismus in Bern werden die Resultate des
Wettbewerbs am 20. März online präsentiert.
In
ersten Gesprächen zeigte das Bernische Historische Museum Interesse an einer
Aufnahme des Werks in die Sammlung und an einer Vermittlung des Themas, wie die
Stadtbehörden weiter mitteilten.
Das
Wandbild im Schulhaus Wylergut zeigt ein Bilderalphabet. Die Buchstabenfolge
wird mit Gegenständen, Tier- und Pflanzenarten illustriert, aber auch mit drei
stereotypen Darstellungen je eines chinesischen, eines afrikanischen und eines
amerikanisch-indigenen Menschen.
Im
vergangenen Sommer hatten Unbekannte Teile des Wandbilds schwarz übermalt. Der
Berner Gemeinderat verzichtete auf eine Anzeige, weil er die Kritik am Bild
nachvollziehen konnte.
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