21. November 2020

Stellvertretungen verzweifelt gesucht

Der Kanton Bern hat auch in normalen Zeiten Mühe, genügend Lehrpersonen zu finden. Grund ist der Mangel an Lehrkräften. Und jetzt kommt auch noch Corona hinzu. Aktuell sind 70 Lehrerinnen und Lehrer in Quarantäne oder Isolation – das ist ein halbes Prozent aller Lehrpersonen im Kanton Bern. Wie soll man da, wenn es sowieso schon zu wenige gibt, im Notfall Leute finden, die einspringen können?

Quarantäne-Vertretung verzweifelt gesucht, SRF Regional, 19.11.

Das System ist Teil des Problems

Das Problem ist nicht nur, dass es zu wenige gibt, sondern auch, dass man sie nicht findet. Jedenfalls im Kanton Bern. Nehmen wir an, eine Schule sucht eine Stellvertretung für das Fach Französisch, denn die Lehrperson muss für 10 Tage in Quarantäne. In diesem Fall macht die Schule ein Inserat auf einer kantonalen Stellenplattform. Dann wartet die Schule, bis sich jemand meldet. Oder – was auch vorkommt – die Schule muss eine andere Lösung suchen, da sich niemand gemeldet hat.

 «Es gibt viele Studierende, die gerne helfen würden», so Raymond Wiedmer von der Vereinigung der Studierenden der Pädagogischen Hochschule Bern. Aber diese seien natürlich nicht jede Minute auf diesem Stellenportal.

Das Heft selbst in die Hand nehmen

Da auf der kantonalen Plattform nur die Schulen Inserate schalten können, und die Studierenden oder Lehrpersonen, die ihre Dienste anbieten wollen, nicht, brauche es eine Alternative. Die Studierenden der PH haben auf ihrer eigenen Webseite ein Formular entwickelt, wo man sich einschreiben kann. Rund 800 Personen haben das gemacht.

Nur: Bis diese Daten dann auch bei den Schulen ankommen, dauert es lange. Zuerst kommen sie zum Kanton, der diese wiederum in einer eigenen Liste einträgt und dann den Schulen, wenn diese anfragen, weitergibt. Aber eben, die Schulen müssen sich beim Kanton melden. Lange Rede, kurzer Sinn: Das System ist mühsam für alle Beteiligten.

Es ist allerdings ein lösbares Problem. Man könnte eine Plattform machen für alle. Wo die Schulen suchen und sich die Lehrpersonen anbieten könnten. «Das kostet natürlich. Das können und wollen wir nicht selbst tragen. Es ist die Aufgabe des Kantons», so Raymond Wiedmer.

Kantone wie Freiburg oder Wallis haben bereits eine Plattform, andere nicht. Zürich, beispielsweise. Zwei Studierende nutzten die Schwierigkeiten der Schulen bei der Suche nach Stellvertretungen und zogen ein Business auf. Fürs Vermitteln von Lehrkräften verlangen sie von den Schulen Geld.

Und der Kanton Bern?

«Bei uns ist jedes Tool willkommen», sagt Schulleiterin Regine Gfeller. Sie leitet drei Schulen. «Bisher hatten wir Glück.» Es habe immer irgendwie geklappt mit einer Stellvertretung. Dennoch wäre sie froh um bessere Vermittlungsmöglichkeiten bei Vakanzen.

Erwin Sommer ist der Vorsteher des bernischen Amtes für Kindergarten, Volksschule und Beratung. Er sagt: «Eine solche Plattform ist geplant.» Man habe bereits verschiedene Offerten eingeholt, jetzt werde ein solches Tool programmiert, damit der Kanton nicht mehr selbst vermitteln muss.

Aber: Ihre Dienste anbieten können bei diesem Tool nur die Studierenden der PH, keine fertig ausgebildeten Lehrpersonen. Weshalb? «Wir müssen zuerst das andere Projekt auswerten», so Erwin Sommer. Insbesondere was den Datenschutz angehe, brauche es zusätzliche Abklärungen, die jetzt, in dieser Notsituation nicht nötig seien. Jetzt müsse man schnell die Schulen unterstützen, damit die Kinder und Jugendliche nicht plötzlich ohne Lehrperson dastehen.

 

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