Es ist eine St.Galler Speziallösung, die mit dem Lehrplan 21 eingeführt wurde: Seit drei Jahren müssen sich die Schülerinnen und Schüler ab der 3. Primarklasse beim Fach Ethik, Religion und Gemeinschaft (ERG) zwischen dem Angebot der Schule und demjenigen der Kirche entscheiden. Beide Varianten sind in den Stundenplan integriert und gehören zum normalen Unterricht.
ERG wird nur noch durch Schulen erteilt - Kirchen enttäuscht, Toponline, 20.11.
In einem parteiübergreifenden Vorstoss wurde vor einem halben Jahr eine grundlegende Änderung verlangt. Mit dem aktuellen System werde die Gemeinschaft der Klasse auseinandergebrochen. Für die Lehrerinnen und Lehrer fehle die wertvolle und nötige Arbeit mit der ganzen Klasse zu den Themen Ethik, Werte und Normen.
Inzwischen liegt die Antwort vor: «Die Regierung hat am 17.
November 2020 den Beschluss des Bildungsrates vom 11. November 2020 genehmigt,
die Rahmenbedingungen zum Lehrplan Volksschule dahingehend anzupassen, dass ab
dem Schuljahr 2021/22 der Volksschulunterricht abgesehen vom freiwilligen
Religionsunterricht ausschliesslich in der Zuständigkeit der weltlichen
Schulträger liegt. Das Anliegen der Motionärin und der Motionäre ist damit
erfüllt, womit sich ein Gesetzgebungsverfahren erübrigt», heisst es im
Nichteintretens-Antrag der Regierung an das Parlament.
Das heisst: Ab August 2021 wird das Fach ERG sowohl in der
Primarschule als auch auf der Oberstufe zum rein schulischen Fach im
Klassenverband, wie das Bildungsdepartement am Freitag mitteilte. ERG solle in
der Klassengemeinschaft gefördert und die spaltende Wirkung des bestehenden
Modells - zwischen christlichem und nichtchristlichem Hintergrund - überwunden
werden.
Über hundert Lehrkräfte
ERG Kirchen
«Die Kirchen bedauern diesen Entscheid», heisst es in einer
gemeinsamen Mitteilung des Bistums, des katholischen Konfessionsteils und der
Evangelisch-reformierten Kirche. Man hätte es begrüsst, wenn die St.Galler
Schülerinnen und Schüler weiterhin die Wahl zwischen ERG Schule und ERG Kirchen
gehabt hätten.
Bedauerlich sei auch, dass die grossen Investitionen der Kirchen
umsonst waren. Beide Landeskirchen hätten rund 400'000 Franken in den Lehrplan,
in den Aufbau einer Website und in die Ausbildung der Lehrkräfte investiert,
sagte Martin Schmidt, Präsident des evangelisch-reformierten Kirchenrats des
Kantons St.Gallen, auf Anfrage von Keystone-SDA.
Zurzeit unterrichten im ganzen Kanton rund hundert ausgebildete
Lehrkräfte ERG-Kirchen. Der Unterricht sei im Gegensatz zum freiwilligen
Religionsunterricht der evangelischen oder katholischen Landeskirche
konfessionell neutral. Gemäss Schmidt besuchen 45 Prozent der Schüler ERG
Kirchen, 55 Prozent ERG Schule.
ERG bleibt eigenständiges
Fach
Begrüsst wird die Tatsache, dass jahrelange Diskussionen und
Unsicherheiten ein Ende fänden und das ERG als eigenständiges Fach erhalten
bleibe, sowohl auf der Unter-, der Mittel- als auch der Oberstufe, schreiben
die Kirchen. Sie hoffen nun auf einen Ausbau des Religionsunterrichts und
darauf, dass die Schulgemeinden diesen nicht nur in Randstunden stattfinden
lassen.
Die Landeskirchen seien mit dem Religionsunterricht weiterhin
ein wichtiger Teil des Schullebens, schreibt die Regierung. Damit bleibe ein
markanter Unterschied zur Lehrplanvorlage 21 bestehen - diese hatte keinen
Religionsunterricht vorgesehen.
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