«Was kann ich? Wo stehe ich? Welche Lernschritte folgen als Nächstes?» Diese Fragen werden in den Leistungschecks zur Standortbestimmung am Anfang der 3.Klasse und zum Ende der 5.Klasse in der Primarschule gestellt. Diese Checks P3 und P5, die in der gesamten Nordwestschweiz zum Schulsystem gehören, werden seit Jahren von Basler Lehrpersonen kritisiert. Wegen des Coronavirus flammt der Streit nun erneut auf. Im März 2017 verabschiedete die Gesamtkonferenz der Basler Lehrpersonen die Resolution zur «kompletten Abschaffung der vierkantonalen Leistungschecks». Eine klare Mehrheit hat sich dafür ausgesprochen. Dabei ging es einerseits um die Checks während der Primarschulzeit, anderseits aber auch um die beiden Tests in der Sekundarstufe. Der Basler Erziehungsdirektor Conradin Cramer reagierte und strich vorerst den Check in der 3. Oberstufe. Gleichzeitig wurde der zweite Test in der Primarstufe von der 6. in die 5. Klasse verschoben.
Schulen sind gegen Leistungstests, BZ Basel, 1.9. von Silvana Schreier
23 Primarschulen sind gegen die Tests
Das Coronavirus macht dieser Neuplanung jedoch im laufenden
Jahr einen Strich durch die Rechnung. Der Check muss nun in den ersten Wochen
nach den Sommerferien stattfinden. In einem Brief an den damaligen
Volksschulleiter Dieter Baur machten die Lehrpersonen ihrem Ärger Luft. 23 von
insgesamt 30 Basler Primarschulen unterzeichneten das Schreiben, das der bz
vorliegt. Man sei «irritiert», dass der Leistungscheck verschoben wurde. «Damit
sind wir nicht einverstanden», schreiben die Lehrerinnen und Lehrer. Durch den
Lockdown hätten sie neue Wege finden müssen, um den Unterricht möglich zu
machen. Der vorgesehene Check werde darum nicht valide ausfallen, «weil er nicht
das misst, was er messen soll». Eine Leistungserhebung direkt nach der anders
organisierten Coronazeit würde niemandem dienen. Die wirkliche Leistung der
Schülerinnen und Schüler könne damit nicht gezeigt werden, vielmehrwerde
unnötiger Druck auf die Schulklassen ausgeübt. Gerade da sich alle in einer
Sondersituation befinden, erwarten die Primarschullehrpersonen auch von seiten des
Erziehungsdepartements mehr Flexibilität, «sprich kein Beharren auf Durchführung
der Checks». Bei den Maturaprüfungen war diese möglich: Sie wurden ersatzlos
gestrichen.
Vorstoss fordert Regierung zur Überprüfung auf
Den Vergleich mit den Gymnasien weist das
Erziehungsdepartement indes zurück. Es gehe bei den Leistungschecks nicht um
eine Prüfung, sondern man möchte jetzt nach dem Lockdown wissen, wo die
einzelnen Schüler und Schülerinnen stehen. «Wir halten sie für ein nützliches
Instrument, um die komplexen Herausforderungen hinsichtlich Differenzierung im Unterricht
auch mit einer anderen, externen Perspektive angehen zu können», sagt Sprecher
Simon Thiriet auf Anfrage. Die Erhebungen würden dabei keineswegs den Zugang zu
weiterführenden Schulen verhindern oder ermöglichen. Beatrice Messerli hat als
Grossrätin des Grünen Bündnisses einen Vorstoss zur Situation in den
Primarschulen eingereicht. Sie will von der Basler Regierung wissen, was mit
diesen Erhebungen erreicht werden soll und wem die Ergebnisse daraus dienen
sollen. «Viele Lehrerinnen und Lehrer sehen die Checks nicht als
Förderungsinstrument», so Messerli. Bevor also der Schulalltag in der sowieso
schwierigen Coronazeit nun zusätzlich durch die Tests belastet wird, soll deren
Sinnhaftigkeit geklärt werden. Eine Motion zur Resolution der Basler
Lehrpersonen wird demnächst im Grossen Rat behandelt.
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