2. September 2020

Basler Lehrer wollen wegen Corona keine Checks

 «Was kann ich? Wo stehe ich? Welche Lernschritte folgen als Nächstes?» Diese Fragen werden in den Leistungschecks zur Standortbestimmung am Anfang der 3.Klasse und zum Ende der 5.Klasse in der Primarschule gestellt. Diese Checks P3 und P5, die in der gesamten Nordwestschweiz zum Schulsystem gehören, werden seit Jahren von Basler Lehrpersonen kritisiert. Wegen des Coronavirus flammt der Streit nun erneut auf. Im März 2017 verabschiedete die Gesamtkonferenz der Basler Lehrpersonen die Resolution zur «kompletten Abschaffung der vierkantonalen Leistungschecks». Eine klare Mehrheit hat sich dafür ausgesprochen. Dabei ging es einerseits um die Checks während der Primarschulzeit, anderseits aber auch um die beiden Tests in der Sekundarstufe. Der Basler Erziehungsdirektor Conradin Cramer reagierte und strich vorerst den Check in der 3. Oberstufe. Gleichzeitig wurde der zweite Test in der Primarstufe von der 6. in die 5. Klasse verschoben.

Schulen sind gegen Leistungstests, BZ Basel, 1.9. von Silvana Schreier

23 Primarschulen sind gegen die Tests

Das Coronavirus macht dieser Neuplanung jedoch im laufenden Jahr einen Strich durch die Rechnung. Der Check muss nun in den ersten Wochen nach den Sommerferien stattfinden. In einem Brief an den damaligen Volksschulleiter Dieter Baur machten die Lehrpersonen ihrem Ärger Luft. 23 von insgesamt 30 Basler Primarschulen unterzeichneten das Schreiben, das der bz vorliegt. Man sei «irritiert», dass der Leistungscheck verschoben wurde. «Damit sind wir nicht einverstanden», schreiben die Lehrerinnen und Lehrer. Durch den Lockdown hätten sie neue Wege finden müssen, um den Unterricht möglich zu machen. Der vorgesehene Check werde darum nicht valide ausfallen, «weil er nicht das misst, was er messen soll». Eine Leistungserhebung direkt nach der anders organisierten Coronazeit würde niemandem dienen. Die wirkliche Leistung der Schülerinnen und Schüler könne damit nicht gezeigt werden, vielmehrwerde unnötiger Druck auf die Schulklassen ausgeübt. Gerade da sich alle in einer Sondersituation befinden, erwarten die Primarschullehrpersonen auch von seiten des Erziehungsdepartements mehr Flexibilität, «sprich kein Beharren auf Durchführung der Checks». Bei den Maturaprüfungen war diese möglich: Sie wurden ersatzlos gestrichen.

Vorstoss fordert Regierung zur Überprüfung auf

Den Vergleich mit den Gymnasien weist das Erziehungsdepartement indes zurück. Es gehe bei den Leistungschecks nicht um eine Prüfung, sondern man möchte jetzt nach dem Lockdown wissen, wo die einzelnen Schüler und Schülerinnen stehen. «Wir halten sie für ein nützliches Instrument, um die komplexen Herausforderungen hinsichtlich Differenzierung im Unterricht auch mit einer anderen, externen Perspektive angehen zu können», sagt Sprecher Simon Thiriet auf Anfrage. Die Erhebungen würden dabei keineswegs den Zugang zu weiterführenden Schulen verhindern oder ermöglichen. Beatrice Messerli hat als Grossrätin des Grünen Bündnisses einen Vorstoss zur Situation in den Primarschulen eingereicht. Sie will von der Basler Regierung wissen, was mit diesen Erhebungen erreicht werden soll und wem die Ergebnisse daraus dienen sollen. «Viele Lehrerinnen und Lehrer sehen die Checks nicht als Förderungsinstrument», so Messerli. Bevor also der Schulalltag in der sowieso schwierigen Coronazeit nun zusätzlich durch die Tests belastet wird, soll deren Sinnhaftigkeit geklärt werden. Eine Motion zur Resolution der Basler Lehrpersonen wird demnächst im Grossen Rat behandelt.

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