Die SP-Fraktionschefin des Kantons Baselland umschreibt in einem Beitrag des Condorcet-Blogs die Positionen der sozialdemokratischen Bildungspolitik. Ihre Schilderung forderte mich zu einer kritischen Entgegnung heraus.
Miriam Locher formuliert Grundsätze linker Bildungspolitik, Bild: miriamlocher.ch
Miriam Locher, Kindergärtnerin und SP-Fraktionspräsidentin im Baselbieter Landratsetzt sich ein für «eine starke öffentliche Schule für alle». Wer tut das nicht? Doch was soll denn konkret gestärkt werden? Die Schulbehörden, die Schulleitungen, die Lehrer, die Schüler oder etwa die Eltern? Weiter fordert sie Zugang zu Bildung und Ausbildung für alle. Das tönt wie abgeschrieben aus einem Parteiprogramm zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Mir scheint, dies hätten wir in der Schweiz in ziemlich luxuriöser Art und Weise bereits längstens umgesetzt. Mit Förderunterricht und Therapien für alle und jeden. Locher verschweigt aber die praktischen Folgen ihrer Forderung, welche von ihrer Partei in allen Kantonen vorangetrieben werden: Abschaffung der Noten, Einebnung der unterschiedlichen Niveaus auf der Sekundarstufe, Steigerung der Maturitätsquote, Ausbau der Tertiärstufe in der Hoffnung auf eine damit verbundene Steigerung des Bruttosozialprodukts. Auch das ist linke Bildungspolitik. Schöne neue Welt.
Ganz
wichtig für Locher ist es, dass «Schule Freude macht». Wir scheinen ein Problem
mit bösen Lehrern zu haben, die ihre Aufgabe darin sehen, die Schüler plagen zu
wollen. Doch bloss Freude haben, reicht eben nicht. Wichtiger ist doch, dass
die Schüler auch möglichst viel in der Schule lernen. Davon ist bei Locher
nichts zu lesen. Mehr wissen und können ist nicht immer nur Plausch – lernen
ist auch verbunden mit Mühe und Anstrengung. Doch wächst daraus auch Freude,
Befriedigung und sogar Stolz auf das Geleistete.
Gemäss den Zahlen der OECD hat die Schweiz (nach Luxemburg) die höchsten Bildungsausgaben der Welt. Doch dies ist für «linke Bildungspolitik» noch viel zu wenig. In einer nicht enden wollenden Kaskade von Forderungen wünscht sich Locher
Frühförderung
Flächendeckende Tagesstrukturen
kleinere Klassen
kleinere Lehrerpensen
durchlässigere Klassen
Investitionen in IT auf der Primar- und Sekundarstufe
mehr Weiterbildung für Lehrer
keine Mehrbelastungen für die Lehrer
keine Lohnkürzungen
«Integration um jeden Preis»
Verbesserung der Infrastruktur der Schulbauten
mehr Musik- und Schwimmunterricht
mehr Freifächer
genügend Geld für Klassenlager
Die Liste
macht nicht den Eindruck, als sei sie vollständig. Vielleicht kommen nächste
Woche noch ein paar weitere Forderungen dazu. Trotz der massiven Investitionen
(vor allem auch in die Verwaltung und den pädagogischen Überbau) ist die
Schweiz punkto Schülerleistungen nur mässig erfolgreich. Das SP-Rezept: «Wenn
etwas nicht hilft, einfach die Dosierung erhöhen», kann nicht funktionieren.
Die Probleme können nicht einfach mit Geld zugedeckt werden.
Was Frau
Locher verschweigt, sind die zahlreichen Bildungsleichen, welche den Weg zur
linken Bildungspolitik verstopfen: massive Aufblähung des Verwaltungspersonals,
Frühfremdsprachen, Konstruktivistischer Lehransatz, Lehrplan 21 mit
Kompetenzorientierung, das Chaos der Inklusion, Methodenzwang à la
Passepartout, Ideologie statt Wissenschaft in der Lehrerbildung. All dies
Erblasten die links – entgegen besseren Wissens – offenbar noch immer
euphorisch beklatscht werden.
Fairerweise muss gesagt sein, dass die SP in vielen dieser Entwicklungen von allen Parteien (inkl. SVP) tatkräftig unterstützt wurde. Es gibt keine linke oder rechte Bildungspolitik, es gibt nur eine erfolgreiche und pragmatische oder eine, die scheitert. Denn Fakten sind parteiunabhängig. Deshalb meine naive Frage: Wäre es nicht wohltuend, die Bildung aus dem Parteiengezänk mit ihren Einflüsterern und Manipulatoren zu befreien und Leute zusammenzubringen, welche ohne Scheuklappen und Berührungsängste das Beste für die Jugend des Landes erreichen wollen?
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