Der
Integrationsideologie oder, noch rigider: der Inklusionsideologie ist mit
vernünftigen Argumenten kaum beizukommen, umso weniger als neuestens das
Totschlagargument «Menschenrecht» hinzukommt. Ich versuche es dennoch ein
weiteres Mal im Interesse der Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Die Frage ist
doch die: Wie können wir behinderte Kinder am besten darauf vorbereiten, einmal
möglichst selbständig zu werden und damit echt integriert zu sein: indem wir
diese Kinder während der Schulzeit oder so lange nötig in einer besonderen
Klasse unterrichten, in der auf die Defizite und Schwierigkeiten täglich,
stündlich und kontinuierlich eingegangen wird und insbesondere die
Basalfunktionen (Sinnesschulung, Sprachaufbau, motorische Förderung) als
Grundlage für Rechnen, Lesen und Schreiben entwickelt werden – oder aber indem
wir diese Kinder einfach Regelklassen zuordnen und ihnen zu bestimmten Zeiten
punktuell Nachhilfe gewähren und sie in der übrigen Zeit notorischer
Überforderung aussetzen? Für die Kinder ist es keine Frage: Wenn sie
Lernerfolge haben, gehen sie gerne zur Schule, ganz gleich, wie diese besondere
Klasse genannt wird. Aber unvernünftige Erwachsene legen mehr Wert darauf,
welche Etikette der Schule angehängt wird, die ihr Kind besucht, egal, was es
am Ende der Schulzeit gelernt hat.
NZZ, 30.7. Leserbrief von Peter Schmid
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