2. August 2020

Lernerfolge wichtiger als Etikette der Schule

Der Integrationsideologie oder, noch rigider: der Inklusionsideologie ist mit vernünftigen Argumenten kaum beizukommen, umso weniger als neuestens das Totschlagargument «Menschenrecht» hinzukommt. Ich versuche es dennoch ein weiteres Mal im Interesse der Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Die Frage ist doch die: Wie können wir behinderte Kinder am besten darauf vorbereiten, einmal möglichst selbständig zu werden und damit echt integriert zu sein: indem wir diese Kinder während der Schulzeit oder so lange nötig in einer besonderen Klasse unterrichten, in der auf die Defizite und Schwierigkeiten täglich, stündlich und konti­nuierlich eingegangen wird und insbesondere die Basalfunktionen (Sinnesschulung, Sprachaufbau, motorische Förderung) als Grundlage für Rechnen, Lesen und Schreiben entwickelt werden – oder aber indem wir diese Kinder einfach Regelklassen zuordnen und ihnen zu bestimmten Zeiten punktuell Nachhilfe gewähren und sie in der übrigen Zeit notorischer Überforderung aussetzen? Für die Kinder ist es keine Frage: Wenn sie Lernerfolge haben, gehen sie gerne zur Schule, ganz gleich, wie diese besondere Klasse genannt wird. Aber unvernünftige Erwachsene legen mehr Wert darauf, welche Etikette der Schule angehängt wird, die ihr Kind besucht, egal, was es am Ende der Schulzeit gelernt hat.

NZZ, 30.7. Leserbrief von Peter Schmid

 


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