5. August 2020

Eltern stehen in der Verantwortung

Ferien in Coronazeiten ist so eine Sache. Einerseits ist das Bedürfnis vieler gross, zu verreisen, mal wieder etwas anderes zu sehen als nur die eigene Region, die eigene Stadt. Den brechenden Wellen des Meeres zuzuschauen, einen Espresso auf einer lebendigen Piazza zu geniessen, oder einfach wieder einmal die Familie im Ausland zu besuchen.

Wenn die Kinder den ersten Schultag wegen der Corona-Quarantäne verpassen, NZZ, 4.8. von Florian Schoop

Doch schon bald neigen sich die Ferien wieder dem Ende zu. In der nächsten Zeit dürften viele zurückkehren von ihren Reisen – einige auch aus sogenannten Risikoländern. Für sie gilt eine klare Regel: Nach ihrer Heimkehr müssen sie sich innerhalb von zwei Tagen beim Kanton melden. Auf die Ferien folgt die zehntägige Selbstquarantäne, auf Meer und Verwandtschaft die Isolation in den eigenen vier Wänden.

Doch was bedeutet das für Schülerinnen und Schüler? Müssen sie den ersten Schultag in den eigenen vier Wänden verbringen?

Eltern stehen in der Verantwortung

Auf Nachfrage beim Zürcher Volksschulamt (VSA) heisst es: «Für die Einhaltung der Quarantänebestimmungen sind die Eltern verantwortlich.» Die Frage ist nur: Verstossen Eltern, die erst kurz vor Schulbeginn aus einem Risikoland heimkehren und ihre Kinder wegen der Quarantänepflicht nicht in die Klasse können, gegen die Schulpflicht?

Laut Matthias Schweizer, dem stellvertretenden Chef des Volksschulamtes, ist das grundsätzlich der Fall. Dies auch, da sie bereits vor den Sommerferien auf ebendieses Risiko hingewiesen worden sind – und zwar von den Schulen.

Diese haben allen Eltern einen Brief geschickt, worin steht, dass die Quarantäne-Bestimmungen auch für Schülerinnen und Schüler gelten. Der Aufenthalt in Risikoländern sei darum entsprechend zu planen. Dennoch scheint es, als würden die Behörden hier die Fünf geradestehen lassen. Eine Rückreise-Quarantäne gilt trotz theoretischem Verstoss als entschuldigte Absenz. Wie bei andern Krankheitsabwesenheiten erhalten die Kinder Hausaufgaben und Unterrichtsstoff nach Hause geliefert.

Schweizer aber hält fest: «Verletzen die Eltern die Schulpflicht erneut, erfolgt eine Ermahnung durch die Schulpflege, und diese kann in schwerwiegenden Fällen beim zuständigen Statthalteramt eine Bestrafung mit Busse beantragen.» Von der Androhung einer Busse nach den Sommerferien rät das Volksschulamt jedoch ab.

Um einen möglichst ansteckungsfreien Schulbeginn müssen sich auch die jeweiligen Schulbehörden bemühen. Der Kanton verlangt von ihnen ein Schutzkonzept, wie etwa Verhaltensregeln im Schulhaus und auf dem Pausenhof oder Ideen, wie aussenstehende Personen dem Schulareal möglichst fernbleiben.

Mitten in diesen Vorbereitungen steckt auch Philipp Apafi. Er ist Schulleiter der Schule Zumikon und sagt: «Alle Gemeinden müssen das Schutzkonzept bis zum 12. August abgeben.» Es gebe noch einiges zu klären – so etwa die Frage, wie die im September anstehenden Elternabende durchgeführt werden sollen. Apafi erwartet, dass er in den nächsten Tagen vom Volksschulamt weitere unterstützende Informationen dazu bekommen wird.

Viele Rückkehrer aus dem Balkan

Bei Rückkehrern aus Risikoländern zählt Apafi auf die Verantwortung der Eltern. «Wenn wir feststellen, dass ein Kind aus einem der fraglichen Länder zurückgekehrt ist, suchen wir das Gespräch mit der Familie und erarbeiten eine Lösung.» Das sei auch schon vor den Sommerferien der Fall gewesen, sagt Apafi. Er nennt ein Beispiel: Am letzten Wochenende vor den Ferien sei ein Mädchen aus dem damaligen Risikoland Schweden zurückgekehrt. In Absprache mit den Eltern verbrachte es die letzte Schulwoche gemäss Vorgaben zu Hause in Quarantäne.

Schweden wird denn auch in einer Hitliste der besonderen Art aufgeführt. Der Kanton Zürich publiziert auf seiner Homepage die Top 7 der Corona-Risikoländer – aufgeführt nach der Anzahl Rückkehrer aus Staaten mit einer hohen Ansteckungsrate. Nebst Schweden mit 286 Meldungen ist darauf auch die USA zu finden (494 Rückkehrer). Angeführt wird die Liste jedoch von Kosovo (1023 Meldungen), Serbien (938 Meldungen) sowie Bosnien und Herzegowina (718 Meldungen.).

 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen