Ferien in Coronazeiten ist so eine Sache. Einerseits ist das Bedürfnis
vieler gross, zu verreisen, mal wieder etwas anderes zu sehen als nur die
eigene Region, die eigene Stadt. Den brechenden Wellen des Meeres zuzuschauen,
einen Espresso auf einer lebendigen Piazza zu geniessen, oder einfach wieder
einmal die Familie im Ausland zu besuchen.
Wenn die Kinder den ersten Schultag wegen der Corona-Quarantäne verpassen, NZZ, 4.8. von Florian Schoop
Doch schon bald neigen sich die Ferien wieder dem Ende zu. In der
nächsten Zeit dürften viele zurückkehren von ihren Reisen – einige auch aus
sogenannten Risikoländern. Für sie gilt eine klare Regel: Nach ihrer Heimkehr
müssen sie sich innerhalb von zwei Tagen beim Kanton melden. Auf die Ferien
folgt die zehntägige Selbstquarantäne, auf Meer und Verwandtschaft die
Isolation in den eigenen vier Wänden.
Doch was bedeutet das für Schülerinnen und Schüler? Müssen sie den
ersten Schultag in den eigenen vier Wänden verbringen?
Eltern stehen in der Verantwortung
Auf Nachfrage beim Zürcher Volksschulamt (VSA) heisst es: «Für die
Einhaltung der Quarantänebestimmungen sind die Eltern verantwortlich.» Die
Frage ist nur: Verstossen Eltern, die erst kurz vor Schulbeginn aus einem
Risikoland heimkehren und ihre Kinder wegen der Quarantänepflicht nicht in die
Klasse können, gegen die Schulpflicht?
Laut Matthias Schweizer, dem stellvertretenden Chef des Volksschulamtes,
ist das grundsätzlich der Fall. Dies auch, da sie bereits vor den Sommerferien
auf ebendieses Risiko hingewiesen worden sind – und zwar von den Schulen.
Diese haben allen Eltern einen Brief geschickt, worin steht, dass die Quarantäne-Bestimmungen
auch für Schülerinnen und Schüler gelten. Der Aufenthalt in Risikoländern sei
darum entsprechend zu planen. Dennoch scheint es, als würden die Behörden hier
die Fünf geradestehen lassen. Eine Rückreise-Quarantäne gilt trotz theoretischem
Verstoss als entschuldigte Absenz. Wie bei andern Krankheitsabwesenheiten
erhalten die Kinder Hausaufgaben und Unterrichtsstoff nach Hause geliefert.
Schweizer aber hält fest: «Verletzen die Eltern die Schulpflicht erneut,
erfolgt eine Ermahnung durch die Schulpflege, und diese kann in schwerwiegenden
Fällen beim zuständigen Statthalteramt eine Bestrafung mit Busse beantragen.»
Von der Androhung einer Busse nach den Sommerferien rät das Volksschulamt
jedoch ab.
Um einen möglichst ansteckungsfreien Schulbeginn müssen sich auch die
jeweiligen Schulbehörden bemühen. Der Kanton verlangt von ihnen ein
Schutzkonzept, wie etwa Verhaltensregeln im Schulhaus und auf dem Pausenhof
oder Ideen, wie aussenstehende Personen dem Schulareal möglichst fernbleiben.
Mitten in diesen Vorbereitungen steckt auch Philipp Apafi. Er ist
Schulleiter der Schule Zumikon und sagt: «Alle Gemeinden müssen das
Schutzkonzept bis zum 12. August abgeben.» Es gebe noch einiges zu klären – so
etwa die Frage, wie die im September anstehenden Elternabende durchgeführt
werden sollen. Apafi erwartet, dass er in den nächsten Tagen vom Volksschulamt
weitere unterstützende Informationen dazu bekommen wird.
Viele Rückkehrer aus dem Balkan
Bei Rückkehrern aus Risikoländern zählt Apafi auf die Verantwortung der
Eltern. «Wenn wir feststellen, dass ein Kind aus einem der fraglichen Länder
zurückgekehrt ist, suchen wir das Gespräch mit der Familie und erarbeiten eine
Lösung.» Das sei auch schon vor den Sommerferien der Fall gewesen, sagt Apafi.
Er nennt ein Beispiel: Am letzten Wochenende vor den Ferien sei ein Mädchen aus
dem damaligen Risikoland Schweden zurückgekehrt. In Absprache mit den Eltern
verbrachte es die letzte Schulwoche gemäss Vorgaben zu Hause in Quarantäne.
Schweden wird denn auch in einer Hitliste der besonderen Art aufgeführt.
Der Kanton Zürich publiziert auf seiner Homepage die Top 7 der
Corona-Risikoländer – aufgeführt nach der Anzahl Rückkehrer aus Staaten mit
einer hohen Ansteckungsrate. Nebst Schweden mit 286 Meldungen ist darauf auch
die USA zu finden (494 Rückkehrer). Angeführt wird die Liste jedoch von Kosovo
(1023 Meldungen), Serbien (938 Meldungen) sowie Bosnien und Herzegowina (718
Meldungen.).
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