Obwohl Schulen bald wieder ihre Tore öffnen und die
Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus steigt, sind die Aargauer Schulen
noch im Ungewissen. Die Ungeduld in der Lehrerschaft wächst: Sie hätten einen
früheren Entscheid des Bildungsdepartementes gewünscht.
Kommt im Aargau die Maskenpflicht zum Schulstart? Lehrer kritisieren den zögerlichen Kanton, Aargauer Zeitung, 5.8. von Mireille Fluri
Das Bildungsdepartement hat die Schulen bis gestern
noch nicht über allfällige neue Coronamassnahmen für den Schulstart informiert.
Dies stösst auf Kritik. Während mehrere Kantone bereits für oder gegen eine
Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler der Sek II entschieden haben, sind
die Aargauer Schulen noch im Ungewissen.
Auf
Anfrage erklärt Simone Strub, Mediensprecherin des Bildungsdepartementes, dass
zurzeit mit den Schulleitern der betroffenen Schulen diskutiert werde, ob eine
Maskenpflicht für alle Schülerinnen und Schüler der Gymnasien, Berufsschulen
und Höheren Fachschulen eingeführt werden soll. Der Entscheid soll
voraussichtlich heute publik gemacht werden. Die obligatorische Volksschule ist
davon nicht betroffen.
Kathrin
Scholl, die neue Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes,
unterstützt eine Maskenpflicht auf Sek-II-Stufe, wenn man dadurch Fern- oder
Halbklassenunterricht vermeiden könne. Sie stört sich daran, dass der Entscheid
so spät erfolgt und dass die Volksschule und Mittelschulen vom Kanton seit Ende
Juni keine Informationen mehr erhalten haben. Sie erwartet vom
Bildungsdepartement klare Anweisungen, wie die Schulleitungen sich jetzt auf
den Schulbeginn vorbereiten müssen.
Abstands-
und Hygieneregeln weiterhin eingehalten
«Verschiedene
Massnahmen wurden und werden diskutiert, zum Teil auf widersprüchliche Art», so
Scholl, «darum sind die Schulen unsicher, was jetzt gilt und ob es noch
Neuerungen gibt». Dazu gehöre die Maskenfrage, aber auch, wie Schulen mit Kindern
umgehen sollen, die in einem Risikoland in den Ferien waren (siehe Artikel
Seite 22). Aus diesem Grund wäre eine Bestätigung der Weisungen vom Juni oder
die Kommunikation der neuen Weisungen sehr hilfreich, findet Scholl.
Das
Bildungsdepartement verweist darauf, dass nach wie vor die Regeln vom 29. Juni
gelten. Dementsprechend müssen die eingeführten Abstands- und Hygieneregeln im
Schulzimmer weiterhin eingehalten werden. Lehrpersonen und Schülerinnen und
Schüler, die zur Risikogruppe zählen, müssen grundsätzlich wieder zur Schule.
Der Unterricht in Halbklassen oder online ist nicht mehr vorgesehen. Der Kanton
werde keine neuen Weisungen auf das neue Schuljahr hin publizieren, ausser in
Bezug auf die Maskenpflicht, so Sprecherin Strub. Die Schulen seien weiterhin
angehalten, ihr Schutzkonzept zu befolgen und notfalls individuell anzupassen.
Anders
sieht dies Sabina Freiermuth, FDP-Fraktionschefin im Grossen Rat und Mitglied
der Bildungskommission. Bereits vor zehn Tagen habe sie von Schulleitern der
Mittelschule gehört, man warte sehnlichst auf Entscheide des
Bildungsdepartements. Dass dieses erst jetzt so wichtige Beschlüsse wie eine
allfällige Maskenpflicht angehe, sei schon ziemlich spät: «Die Schulen hätten
diese Entscheide bereits letzte Woche gebraucht, um sich entsprechend
vorbereiten zu können.» Schliesslich seien sie es, die für die konkrete
Umsetzung der Massnahmen zuständig seien, so Freiermuth.
Rektoren
wünschen sich Masken an den Gymnasien
Es
ist nicht das erste Mal, dass sich die FDP-Fraktionschefin eine aktivere
Kommunikation von Seiten des Departements wünscht. Bereits im Frühling habe man
lange auf Informationen gewartet, etwa zum Fernunterricht an der Volksschule
oder zu den Sek-II-Prüfungen. Die späten Entschlüsse seien gerade in Bezug auf
die Maskenpflicht problematisch. «Am Schluss müssten die Schulen die
Verantwortung tragen, wenn es in einer von ihnen zu einem Krankheitsfall
kommt.»
Die
Rektoren der Mittelschulen dürfen ein Obligatorium aber nicht selber einführen,
sondern das Tragen einer Maske nur empfehlen: «Ein flächendeckendes
Maskenobligatorium müsste von der Leitung des Departements beschlossen werden»,
bestätigt Simone Strub. Freiermuth hätte daher vom Departement erwartet, dass
es frühzeitig auf die aktuelle Situation reagiert oder aber den Mittelschulen
das Recht gewährt, selbstständig Masken und andere Massnahmen einzuführen, um
die Abstandsregeln einzuhalten.
Die
Kantonsschulen würden eine Maskenpflicht in den Schulzimmern unterstützen, sagt
Patrick Strössler. Der Rektor der Kantonsschule Zofingen und Präsident der
Rektorenkonferenz Aargau möchte dabei das Obligatorium auf die Orte
beschränken, an denen der Abstand aus Platzgründen nicht eingehalten werden
kann. Über eine Maskenpflicht werde aber letztlich der Kanton entscheiden.
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