5. August 2020

Aargauer Lehrer noch im Ungewissen

Obwohl Schulen bald wieder ihre Tore öffnen und die Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus steigt, sind die Aargauer Schulen noch im Ungewissen. Die Ungeduld in der Lehrerschaft wächst: Sie hätten einen früheren Entscheid des Bildungsdepartementes gewünscht.

Kommt im Aargau die Maskenpflicht zum Schulstart? Lehrer kritisieren den zögerlichen Kanton, Aargauer Zeitung, 5.8. von Mireille Fluri

Das Bildungsdepartement hat die Schulen bis gestern noch nicht über allfällige neue Coronamassnahmen für den Schulstart informiert. Dies stösst auf Kritik. Während mehrere Kantone bereits für oder gegen eine Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler der Sek II entschieden haben, sind die Aargauer Schulen noch im Ungewissen.

Auf Anfrage erklärt Simone Strub, Mediensprecherin des Bildungsdepartementes, dass zurzeit mit den Schulleitern der betroffenen Schulen diskutiert werde, ob eine Maskenpflicht für alle Schülerinnen und Schüler der Gymnasien, Berufsschulen und Höheren Fachschulen eingeführt werden soll. Der Entscheid soll voraussichtlich heute publik gemacht werden. Die obligatorische Volksschule ist davon nicht betroffen.

Kathrin Scholl, die neue Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes, unterstützt eine Maskenpflicht auf Sek-II-Stufe, wenn man dadurch Fern- oder Halbklassenunterricht vermeiden könne. Sie stört sich daran, dass der Entscheid so spät erfolgt und dass die Volksschule und Mittelschulen vom Kanton seit Ende Juni keine Informationen mehr erhalten haben. Sie erwartet vom Bildungsdepartement klare Anweisungen, wie die Schulleitungen sich jetzt auf den Schulbeginn vorbereiten müssen.

Abstands- und Hygieneregeln weiterhin eingehalten

«Verschiedene Massnahmen wurden und werden diskutiert, zum Teil auf widersprüchliche Art», so Scholl, «darum sind die Schulen unsicher, was jetzt gilt und ob es noch Neuerungen gibt». Dazu gehöre die Maskenfrage, aber auch, wie Schulen mit Kindern umgehen sollen, die in einem Risikoland in den Ferien waren (siehe Artikel Seite 22). Aus diesem Grund wäre eine Bestätigung der Weisungen vom Juni oder die Kommunikation der neuen Weisungen sehr hilfreich, findet Scholl.

Das Bildungsdepartement verweist darauf, dass nach wie vor die Regeln vom 29. Juni gelten. Dementsprechend müssen die eingeführten Abstands- und Hygieneregeln im Schulzimmer weiterhin eingehalten werden. Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler, die zur Risikogruppe zählen, müssen grundsätzlich wieder zur Schule. Der Unterricht in Halbklassen oder online ist nicht mehr vorgesehen. Der Kanton werde keine neuen Weisungen auf das neue Schuljahr hin publizieren, ausser in Bezug auf die Maskenpflicht, so Sprecherin Strub. Die Schulen seien weiterhin angehalten, ihr Schutzkonzept zu befolgen und notfalls individuell anzupassen.

Anders sieht dies Sabina Freiermuth, FDP-Fraktionschefin im Grossen Rat und Mitglied der Bildungskommission. Bereits vor zehn Tagen habe sie von Schulleitern der Mittelschule gehört, man warte sehnlichst auf Entscheide des Bildungsdepartements. Dass dieses erst jetzt so wichtige Beschlüsse wie eine allfällige Maskenpflicht angehe, sei schon ziemlich spät: «Die Schulen hätten diese Entscheide bereits letzte Woche gebraucht, um sich entsprechend vorbereiten zu können.» Schliesslich seien sie es, die für die konkrete Umsetzung der Massnahmen zuständig seien, so Freiermuth.

Rektoren wünschen sich Masken an den Gymnasien

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die FDP-Fraktionschefin eine aktivere Kommunikation von Seiten des Departements wünscht. Bereits im Frühling habe man lange auf Informationen gewartet, etwa zum Fernunterricht an der Volksschule oder zu den Sek-II-Prüfungen. Die späten Entschlüsse seien gerade in Bezug auf die Maskenpflicht problematisch. «Am Schluss müssten die Schulen die Verantwortung tragen, wenn es in einer von ihnen zu einem Krankheitsfall kommt.»

Die Rektoren der Mittelschulen dürfen ein Obligatorium aber nicht selber einführen, sondern das Tragen einer Maske nur empfehlen: «Ein flächendeckendes Maskenobligatorium müsste von der Leitung des Departements beschlossen werden», bestätigt Simone Strub. Freiermuth hätte daher vom Departement erwartet, dass es frühzeitig auf die aktuelle Situation reagiert oder aber den Mittelschulen das Recht gewährt, selbstständig Masken und andere Massnahmen einzuführen, um die Abstandsregeln einzuhalten.

Die Kantonsschulen würden eine Maskenpflicht in den Schulzimmern unterstützen, sagt Patrick Strössler. Der Rektor der Kantonsschule Zofingen und Präsident der Rektorenkonferenz Aargau möchte dabei das Obligatorium auf die Orte beschränken, an denen der Abstand aus Platzgründen nicht eingehalten werden kann. Über eine Maskenpflicht werde aber letztlich der Kanton entscheiden.

 


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