Nun hat
das Werweissen ein Ende. Am 11. Mai werden die Kindergärten, Primar- und
Sekundarschulen wieder geöffnet – zwei Wochen nachdem Coiffeure, Ärzte und gewisse
Läden ihren Betrieb wieder aufnehmen dürfen. Das hat der Bundesrat gestern
beschlossen. So wolle man die Bewegungsströme in der Öffentlichkeit langsam
steigern.
«Normaler Unterricht ist nicht möglich», Basler Zeitung, 17.4. von Dina Sambar
Roger von Wartburg, Präsident des Lehrerinnen- und Lehrervereins Baselland,
hat die Pressekonferenz des Bundes live mitverfolgt: «Es ist positiv, endlich ein
Datum zu haben, auf das wir hinarbeiten können.» Auch sein Basler Berufskollege
Jean-Michel Héritier, Präsident der Freiwilligen Schulsynode, begrüsst es, dass
nun Bewegung in die Sache kommt. Weniger gut findet er aber, dass die Schüler nach
den Frühlingsferien weitere drei Wochen Fernunterricht haben werden:«Ich hätte mir
eine Teilöffnung gewünscht für Schülerinnen und Schüler, die in schwierigen
Verhältnissen leben. Nun müssen wir überlegen, was wir unternehmen können, um die
Chancengerechtigkeit aufrechtzuerhalten», so Héritier. Eine Möglichkeit könnte
sein, diese Schüler im Fernunterricht enger zu betreuen.
Viele offene
Fragen
Wie die Öffnung
am 11. Mai konkret aussehen wird, ist auch nach der Pressekonferenz des Bundesrats
noch nicht klar. Denn sollten bis dahin immer noch die Verhaltensregeln des BAG
gelten, was wahrscheinlich ist, brauche es trotz Öffnung immer noch ein
Sondersetting: «Normaler Unterricht, bei dem durchschnittlich mehr als 20
Schüler in einem Klassenzimmer sitzen, ist nicht möglich. Bei diesen Platzverhältnissen
kann man keinen 2-Meter-Abstand einhalten», sagt von Wartburg. Bei jüngeren Kindern
sei dies grundsätzlich illusorisch: «Wir werden nun diskutieren, welche
Massnahmen für welche Schulstufe umsetzbar sind.» Diskutiert werden in den
beiden Basel verschiedene Szenarien: Schichtbetrieb, die Nutzung sämtlicher
Raumreserven oder auch, den Unterricht projektartig zu gestalten und nach
draussen zu verlagern.
Der Bundesrat wurde an der Pressekonferenz auch auf Nachfrage
nicht viel genauer: «Die Kinder haben nicht nur selten Krankheitssymptome, sie
stecken sich auch fast nie an. Sie sind keine Treiber bei dieser Epidemie», sagte
Bundesrat Alain Berset. Trotzdem gebe es viele Hygienemassnahmen, die man in
der Schule umsetzen könne, und man habe nun genügend Zeit, sich darauf
vorzubereiten. Jean-Michel Héritier begrüsst, dass der Bund die Umsetzung den
Kantonen überlässt: «Jeder Kanton und jede Schule ist unterschiedlich. In einer
Dorfschule mit wenigen Kindern ist es vielleicht möglich, alle Schüler
gleichzeitig im Klassenzimmer zu unterrichten. In einer vollbelegten Klasse in der
Stadt nicht.»
Was ist
mit den Maturanden?
Raschen Handlungsbedarf
sehen die Lehrerverbandspräsidenten bei den Maturanden. Während der Bundesrat
die schulischen Prüfungen bei den Lehrabschlussprüfungen gestrichen hat und für
den Abschluss auf Erfahrungsnoten und praktische Prüfungen setzt, ist der
Entscheid, wie es mit den Maturitätsprüfungen weitergeht, noch offen. Das ist vor
allem für die beiden Basel ein Problem. Da hier die Sommerferien bis zu drei
Wochen früher beginnen, findet auch die Matur früher statt. Beide Lehrerverbände
haben deshalb schon Druck auf die Eidgenössische Erziehungsdirektorenkonferenz
ausgeübt: «Man kann die angehenden Maturanden nicht ewig in der Schwebe lassen»,
sagt von Wartburg. Auch, wie man mit Lehrern, die zur Risikogruppe gehören,
umgehe, müsse noch geklärt werden. «Die Zusammenarbeit mit dem Kanton läuft aber
sehr gut. Wir werden in die Entscheide mit einbezogen.»
Generell sollen die
Corona-Massnahmen den betroffenen Kindern und Jugendlichen nicht zum Nachteil
gereichen: «Zumindest was das Zeugnis betrifft, wurde in Basel dafür gesorgt,
dass die Schüler keine Verschlechterung erfahren. Sie können ja nichts dafür»,
sagt Héritier. Eine Frage sei aber, ob die Qualität leide, da Fernunterricht
keinen hundertprozentigen Ersatz für Regelunterricht biete: «Über die gesamte
Schulkarriere von fünfzehn Jahren machen diese paar Wochen jedoch nicht
wahnsinnig viel aus.»
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