17. April 2020

Schulstart noch unklar


Nun hat das Werweissen ein Ende. Am 11. Mai werden die Kindergärten, Primar- und Sekundarschulen wieder geöffnet – zwei Wochen nachdem Coiffeure, Ärzte und gewisse Läden ihren Betrieb wieder aufnehmen dürfen. Das hat der Bundesrat gestern beschlossen. So wolle man die Bewegungsströme in der Öffentlichkeit langsam steigern. 
«Normaler Unterricht ist nicht möglich», Basler Zeitung, 17.4. von Dina Sambar
 
Roger von Wartburg, Präsident des Lehrerinnen- und Lehrervereins Baselland, hat die Pressekonferenz des Bundes live mitverfolgt: «Es ist positiv, endlich ein Datum zu haben, auf das wir hinarbeiten können.» Auch sein Basler Berufskollege Jean-Michel Héritier, Präsident der Freiwilligen Schulsynode, begrüsst es, dass nun Bewegung in die Sache kommt. Weniger gut findet er aber, dass die Schüler nach den Frühlingsferien weitere drei Wochen Fernunterricht haben werden:«Ich hätte mir eine Teilöffnung gewünscht für Schülerinnen und Schüler, die in schwierigen Verhältnissen leben. Nun müssen wir überlegen, was wir unternehmen können, um die Chancengerechtigkeit aufrechtzuerhalten», so Héritier. Eine Möglichkeit könnte sein, diese Schüler im Fernunterricht enger zu betreuen.

Viele offene Fragen
Wie die Öffnung am 11. Mai konkret aussehen wird, ist auch nach der Pressekonferenz des Bundesrats noch nicht klar. Denn sollten bis dahin immer noch die Verhaltensregeln des BAG gelten, was wahrscheinlich ist, brauche es trotz Öffnung immer noch ein Sondersetting: «Normaler Unterricht, bei dem durchschnittlich mehr als 20 Schüler in einem Klassenzimmer sitzen, ist nicht möglich. Bei diesen Platzverhältnissen kann man keinen 2-Meter-Abstand einhalten», sagt von Wartburg. Bei jüngeren Kindern sei dies grundsätzlich illusorisch: «Wir werden nun diskutieren, welche Massnahmen für welche Schulstufe umsetzbar sind.» Diskutiert werden in den beiden Basel verschiedene Szenarien: Schichtbetrieb, die Nutzung sämtlicher Raumreserven oder auch, den Unterricht projektartig zu gestalten und nach draussen zu verlagern. 

Der Bundesrat wurde an der Pressekonferenz auch auf Nachfrage nicht viel genauer: «Die Kinder haben nicht nur selten Krankheitssymptome, sie stecken sich auch fast nie an. Sie sind keine Treiber bei dieser Epidemie», sagte Bundesrat Alain Berset. Trotzdem gebe es viele Hygienemassnahmen, die man in der Schule umsetzen könne, und man habe nun genügend Zeit, sich darauf vorzubereiten. Jean-Michel Héritier begrüsst, dass der Bund die Umsetzung den Kantonen überlässt: «Jeder Kanton und jede Schule ist unterschiedlich. In einer Dorfschule mit wenigen Kindern ist es vielleicht möglich, alle Schüler gleichzeitig im Klassenzimmer zu unterrichten. In einer vollbelegten Klasse in der Stadt nicht.»

Was ist mit den Maturanden?
Raschen Handlungsbedarf sehen die Lehrerverbandspräsidenten bei den Maturanden. Während der Bundesrat die schulischen Prüfungen bei den Lehrabschlussprüfungen gestrichen hat und für den Abschluss auf Erfahrungsnoten und praktische Prüfungen setzt, ist der Entscheid, wie es mit den Maturitätsprüfungen weitergeht, noch offen. Das ist vor allem für die beiden Basel ein Problem. Da hier die Sommerferien bis zu drei Wochen früher beginnen, findet auch die Matur früher statt. Beide Lehrerverbände haben deshalb schon Druck auf die Eidgenössische Erziehungsdirektorenkonferenz ausgeübt: «Man kann die angehenden Maturanden nicht ewig in der Schwebe lassen», sagt von Wartburg. Auch, wie man mit Lehrern, die zur Risikogruppe gehören, umgehe, müsse noch geklärt werden. «Die Zusammenarbeit mit dem Kanton läuft aber sehr gut. Wir werden in die Entscheide mit einbezogen.» 

Generell sollen die Corona-Massnahmen den betroffenen Kindern und Jugendlichen nicht zum Nachteil gereichen: «Zumindest was das Zeugnis betrifft, wurde in Basel dafür gesorgt, dass die Schüler keine Verschlechterung erfahren. Sie können ja nichts dafür», sagt Héritier. Eine Frage sei aber, ob die Qualität leide, da Fernunterricht keinen hundertprozentigen Ersatz für Regelunterricht biete: «Über die gesamte Schulkarriere von fünfzehn Jahren machen diese paar Wochen jedoch nicht wahnsinnig viel aus.»

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