Es macht «pling», schon ist die Hausaufgabe per E-Mail da. Doch bald
könnte wieder ein blecherner Gong zum Unterricht läuten. Der Bundesrat will die
obligatorischen Schulen am 11. Mai wieder öffnen. Wie es in den Klassenzimmern
dann aussieht, ist noch völlig unklar – und die Meinungen darüber gehen
auseinander.
Ziemlich sorglos ist der Schulleiterverband: In der ersten
Medienmitteilung nach dem Bundesratsentscheid wünscht er vor allem Klarheit
über die Handhabung von Schulfesten und Schulreisen.
Die Schulen öffnen - aber wie? Blick, 18.4.
Gleichzeitig plant er den Unterricht in der Zeit danach. «Wenn die
Schüler wieder zur Schule kommen, wird es schnell wieder normal sein», sagt
Präsident Thomas Minder (44) zu BLICK. Natürlich müsse man die Hygieneregeln
weiterhin befolgen. «Wir haben aber auch vorher mit den Kindern die Hände
gewaschen.»
Von Unterricht in Halbklassen hält er nicht viel. «Wenn Herr Koch vom
Bundesamt für Gesundheit sagt, dass die Kinder nicht die Treiber des Virus
sind, wäre es ein echtes Problem, wenn nicht alle Kinder zur Schule könnten.»
Selbstverständlich müssten sich die Lehrpersonen schützen. «Wir müssen schauen,
dass die Lehrer in der Pause nicht nahe beieinander Kaffee trinken.»
Schutzkonzept für Schüler
Ganz so simpel wird es gemäss Daniel Koch (48) vom Bundesamt für
Gesundheit nicht. Der Bund sitzt an einem Corona-Schutzkonzept für Schulen.
Denn die Altersspanne bei den Kindern sei sehr gross. Da gebe es Unterschiede,
wie stark sie die Krankheit verbreiten.
Wie das Schutzkonzept konkret aussehen wird, kann die Präsidentin der
Erziehungsdirektorenkonferenz, Silvia Steiner (62), noch nicht sagen. «In der
nächsten Woche werden wir das Konzept mit dem Bundesrat zusammen erarbeiten.»
Der Zeitplan ist sportlich. Erst am 29. April entscheidet der Bundesrat
definitiv, was gilt. Für die Umsetzung bleiben danach nur noch rund zwei
Wochen. «Wichtig ist, dass für alle das Gleiche gilt», so Steiner.
Das Schutzkonzept soll grundsätzlich für die ganze Schweiz gelten. «Die
Kantone brauchen aber auch einen gewissen Spielraum, um ihre speziellen
Begebenheiten berücksichtigen zu können», sagt Steiner.
Wie der Unterricht ab 11. Mai stattfindet, weiss auch Dagmar Rösler (47)
nicht. Distanzvorschriften für Lehrer und Schüler seien ab einem gewissen Alter
denkbar, aber schwer umsetzbar, so die oberste Lehrerin der Schweiz. «Bei den
Kleinen wird die Einhaltung schon sehr schwierig. Das hat dann natürlich
Auswirkungen darauf, ob man in der ganzen Klasse oder nur in kleinen Gruppen
unterrichten kann», sagt sie. Mit Maske zu unterrichten, kann sich Rösler nicht
vorstellen.«Aber in dieser Zeit haben wir schon viel gemacht, was vorher nicht
denkbar war.»
Einige Lehrer zählen zur Risikogruppe
Vor allem eines macht Rösler Sorgen: «Ich bekomme viele Mails von
Lehrern, die selbst zur Risikogruppe gehören.» Sie müssten weiterhin geschützt
werden. Wie das geschehen soll, muss noch ausgearbeitet werden. Für Rösler sei
denkbar, dass diese Lehrer länger von zu Hause aus arbeiten können.
Diese Lösung unterstützt auch der oberste Schulleiter, Thomas Minder.
Wenn Lehrer zur Risikogruppe gehören, sollten sie zu Hause bleiben. Die Schüler
sollten dann aber nicht bei Homeschooling bleiben müssen. «Ich hoffe auf die
Solidarität von Lehrern, die als Vertretungen aushelfen könnten.»
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen