Wenn in
heterogenen Regelklassen integrierte Schüler mit starken
Verhaltensauffälligkeiten gut vorbereitete Lektionen durch häufiges Stören
durcheinanderbringen, entsteht viel Frustration (NZZ 28. 2. 20). Besonders
betroffen davon sind jüngere Lehrpersonen, die mit neuen Konzepten für
selbstverantwortliches Lernen vor ihre Klasse treten. Das erstaunt erfahrene Schulpraktiker
wenig. Je anspruchsvoller der Unterricht bezüglich der Eigenverantwortung der
Schüler ist, desto wichtiger ist es, dass eine Klasse weiss, was
zielgerichtetes Arbeiten konkret bedeutet.
Aus der Froschperspektive, NZZ, 9.3. Leserbrief von Hanspeter Amstutz
Leider wird
in der Lehrerbildung der Klassenführung und den erzieherischen Aspekten nicht
überall erste Priorität eingeräumt. Lieber werden neue didaktische Konzepte
entwickelt, die auf Klassen mit guter Disziplin aufbauen. Stossend dabei ist,
dass diese zentralen pädagogischen Vorleistungen oft mit scheinbar rückständigen
Methoden in Verbindung gebracht werden. Die Geringschätzung dieser
fundamentalen Aufgabe schadet unserer Schule enorm. Manche ausgezeichnete
Lehrform mit starker erzieherischer Wirkung wird heute vernachlässigt, weil sie
nicht zu den aktuellen Unterrichtsdogmen passt. Doch unsere Schüler fragen
nicht nach Dogmen. Sie möchten Lehrerinnen und Lehrer, die mit Können und
Begeisterung eine Klasse führen. Jugendliche wollen sich durch direkte
Instruktion in anschaulicher Weise Neues aneignen und sind bereit, mit Einsatz
zu üben. Sie freuen sich auf spannende Geschichten und aufregende
naturwissenschaftliche Experimente. Aber sie wollen nicht zu einer vorzeitigen
Selbständigkeit im Lernen verurteilt werden.
Die Arbeit
in den Schulzimmern muss wieder stärker aus der Froschperspektive betrachtet
werden. Als Adler hoch über dem Geschehen zu kreisen und dabei nicht genau zu
sehen, was unten im Detail abläuft, ist zweifellos ein erhebendes Gefühl. Auch
als Lehrer möchte man da ab und zu mitfliegen. Auf diese Weise hält man den
grossen Überblick. Doch es ist ein Skandal, wenn engagiert arbeitende
Lehrerinnen und Lehrer mit schrägen Blicken diffamiert werden, nur weil sie
nicht auf bewährte Lehrmethoden verzichten wollen. Reden wir endlich mehr von
der Wirkung von Methoden im Unterricht statt von ihrer vermeintlichen
Grossartigkeit auf dem Reissbrett!
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