Heute werden alle Dritt-
bis Sechstklässler mit dem Lehrmittel «Mille feuilles» unterrichtet. Ab der
siebten Klasse folgt «Clin d'oeil». Auf die beiden Lehrmittel haben sich sechs
Kantone, darunter Bern, einst im Rahmen des Projekts Passepartout verständigt.
Lehrmittel "Mille feuilles" soll Konkurrenz erhalten, Bund, 10.3.
Die
Schulen im Kanton Bern sollen im Französisch-Unterricht nun künftig zwischen
zwei verschiedenen Lehrmitteln auswählen können. Der Grosse Rat hat am Dienstag
zwei entsprechende Vorstösse überwiesen.
Denn
das Lehrmittel «Mille feuilles» steht schon länger unter Beschuss: Die Kritik
kommt von Eltern und Lehrkräften. In Basel-Land sprach sich das Volk letzten
November für mehr Lehrmittelfreiheit aus. Auch der bernische Grosse Rat wünscht
sich eine Alternative, wie am Dienstag deutlich wurde. Mit 107 zu 7 Stimmen bei
28 Enthaltungen überwies er eine Motion von Sabina Geissbühler-Strupler (SVP),
die mindestens ein zusätzliches Lehrmittel fordert. Deutlich stellte er sich
auch hinter eine ähnliche Motion von Michael Ritter (GLP).
Geissbühler-Strupler
rief die Kritik an den heutigen Lehrmitteln in Erinnerung: Sie seien
unstrukturiert, vernachlässigten die Grammatik und auch den Wortschatz. Die
Resultate in Sachen Leseverstehen, Hörverstehen und Sprechen seien ungenügend.
Nein-Stimmen und Enthaltungen kamen aus dem Lager von Grünen und SP. Es sei
nicht die Flughöhe des Parlaments, ein bestimmtes Französisch-Lehrmittel zu
bewerten. Dafür gebe es Experten. Der Grosse Rat wolle ja auch nicht
entscheiden, welches Dialysegerät das Inselspital beschaffen solle.
Arbeitsgruppe am Werk
So
oder so: Die Vorstösse rennen offene Türen ein. Bildungsdirektorin Christine
Häsler (Grüne) versicherte, eine breit aufgestellte Arbeitsgruppe sei längst
«intensiv und ergebnisoffen» am Werk.
Ganz
einfach sei das Problem nicht zu lösen: Manche Lehrkräfte fänden «Mille
feuilles» gut, andere nicht - und manchen sei die überarbeitete Version noch
nicht bekannt. Hinzu komme, dass eine Alternative noch nicht erhältlich sei.
Aber
immerhin ist sie in Sicht: Der Verlag Klett und Balmer plant die Herausgabe von
«Ça roule» ab dem Schuljahr 2021/22. Ein Jahr später soll ein Lehrmittel für
die Siebt- bis Neuntklässler folgen. Ob diese Lehrmittel zum Zug kommen werden
oder andere, wird sich zeigen.
Keine freie Wahl
Der
Begriff «Wahlobligatorium» stellt klar, dass die Schulen nicht irgendein
Lehrmittel auswählen können, sondern nur eines, das im Lehrmittelverzeichnis
aufgeführt ist. Diese Vorgabe gilt für die Fremdsprachen und auch für die
Mathematik. «Das Wichtigste ist, dass die Kinder gerne französisch lernen»,
stellte Bildungsdirektorin Häsler fest. Dafür brauche es ein geeignetes
Lehrmittel - und Lehrkräfte, welche gerne Französischunterricht erteilten.
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