In deutlichen
Worten rechnen erfahrene EnglischExperten der Sekundarschule mit dem Amt für
Volksschule (AVS) und dem Bildungsrat ab – in einem Brief an einen breiten Empfängerkreis
im Bildungswesen. Das AVS wolle einen praxisfernen und rückwärtsgewandten
Lehrplan durchsetzen und missachte den Volkswillen, als die Baselbieter an der
Urne «Ja zu Lehrplänen mit klar definierten Stoffinhalten und Themen» sagten.
Dies kommt im fünfseitigen Schreiben der EnglischLehrplan Entwickler zum Ausdruck.
Der Sololauf des Chef-Ideologen, Basler Zeitung, 11.3. von Daniel Wahl
Adressiert ist in erster Linie der AVS-Chefbeamte Beat Lüthy, der die
Lehrplan-Entwicklung der Arbeitsgruppe immer wieder hintertrieben hat. Seine neusten
Interventionen ignorierend, haben die Sekundarlehrer ihrem Schreiben beharrlich
und pädagogisch begründet den eigenen bereits erstellten Stoff Lehrplan
nochmals beigelegt.
Korsett für Lehrplan 21
Von vorne: Die Baselbieter haben im
Frühsommer 2018 beschlossen, dem ideologisierten Lehrplan 21 mit seinen
Tausenden von Kompetenzbeschreibungen ein Korsett zur Seite zu stellen: ein Lehrplan
als Teil A, der Stoffinhalte und Themen und Treffpunkte genau beschreibt.
Der
Volksentscheid ist Ausdruck eines Unmuts über die Bildungsmisere, die durch Kompetenzlehrmittel
entstanden ist und rekordschlechte Lernerfolge bei den Kindern beschert hat.
Statt «Schülerinnen und Schüler werden befähigt, sprachliche Fertigkeiten in
unterschiedlichen, möglichst authentischen Situationen anzuwenden», soll es im
Lehrplan zum Beispiel für einen Erstklässler der Sekundarschule konkret
heissen: Texte erfassen, Beschreibungen von Menschen,
Gegenstände, Orte, Tiere, Weg, Natur, Bild.
Solche Konkretisierungen sind das
Resultat der berufenen EnglischExperten, die sich im vergangenen Jahr an die
Arbeit gemacht haben. Die Englischlehrer verfassten einen sechsseitigen
Lehrplan, knapp, verständlich und strukturiert.
Die beauftragten Französischlehrer
stützten sich jedoch auf eine Mustervorlage aus Beat Lüthys Amt ab. So viel sei
vorweg verraten: Lüthys Mustervorlage war grossmehrheitlich eine Neusortierung
von Kompetenzbeschreibungen–eine QuasiKopie des alten Lehrplans
21.Entsprechend wuchs der Lehrplanvorschlag der Französischlehrer zu
einem
29seitigen eher unverständlichen Monstrum an. Lüthy gilt im Kanton als treibende
Kraft hinter der KompetenzIdeologie.
Lüthys Vorlage fällt durch
Es kam, wie es
kommen musste: Die Amtliche Kantonalkonferenz der Lehrer(AKK) empfahl die Version
der Englischlehrer:«Der Entwurf des Lehrplans Englisch findet grosse Akzeptanz.
Der Entwurf des Lehrplans Französisch wird als stark überladen und unübersichtlich
beurteilt.» Deutlich äussert sich auch die Konferenz Lehrer/innen
Sekundarschule I (KLS): «Die Fassung des Lehrplans Englisch erfüllt diese Anforderungen
vollumfänglich und kann im Grunde so verwendet werden.
Der Lehrplanentwurf Französisch erachtet die KLS jedoch als viel zu umfangreich,
unübersichtlich und wenig hilfreich.»Er lege zu wenig klar fest, welche
Stoffinhalte und Themen bearbeitet werden sollen.
Die FranzösischVersion auf
Basis von Lüthys Mustervorlage fiel auch beim Lehrerverband (LVB) durch und ist
indirekt als Kritik am Chefbeamten einzuordnen:«Wir fordern eine Überarbeitung des
Lehrplanentwurfs Französisch, die sich am Vorbild des Lehrplanentwurfs Englisch
orientiert.» Dass die Starke Schule beider Basel sich vehement für die
EnglischVersion starkmacht, muss gar nicht mehr thematisiert werden.
Das klare
Verdikt ist aber von Beat Lüthy nicht verstanden worden. Er forderte von den Englischlehrern
in einer Sitzung vom 5.Februar, sie müssten sich entgegen der Ergebnisse aus
der Vernehmlassung an seiner FranzösischVorlage orientieren. Und wie es ein
Lehrer für seine Schützlinge tut, hat er bereits den Stoffplan für das erste
SekSchuljahr zuhanden der hochdotierten Fachexperten ausgefüllt.
Um zu
kaschieren, dass der kritisierte Umfang seiner Monstervorlage gleich geblieben
ist, hat der ChefIdeologe sich eines Schülertricks bedient: Er hat die
Schriftgrösse verkleinert und so das Dokument von 29 auf 13 Seiten reduziert. Übersichtlicher
ist es dabei nicht geworden.
Amtliche Bevormundung
Die amtliche Bevormundung ist
nicht gut angekommen:«Die erfolgreiche Umsetzung der geleiteten
Lehrmittelfreiheit ..//.. wird durch die vom AVS vorgegebene praxisferne
Überarbeitungsvorlage des Lehrplans nahezu verunmöglicht. Damit wird der Lernerfolg
der Schülerinnen und Schüler gefährdet, um den es ausschliesslich geht», heisst
es im Brief. Für einen Eklat hatte der Funktionär aus Gschwinds
Bildungsdirektion schon im letzten Frühling gesorgt. Er hatte auch damals die Experten
mit seinem eigenen Werk beglückt. «Hauptsache, der Lehrplan entspricht der
gescheiterten Fremdsprachenideologie und propagiert das kompetenzorientierte
und selbstorganisierte Lernen, in welchem die Schüler sich selbst
überlassenwerden», wurde Lüthy dafür kritisiert. Auf eine Anfrage der BaZ hat
der Chefbeamte nicht reagiert. Angeblich sei man auf der Bildungsdirektion wegen
des Coronavirus überlastet.
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