Den ersten Anlass in diesem Jahr widmete der Verein
«Starke Volksschule Zürich» dem wichtigsten Bildungsthema – dem Erlernen der
deutschen Sprache. Das essentielle Werkzeug dabei sei das Lesen. Denn nur so
können Texte verstanden, im grösseren Zusammenhang eingeordnet und richtig
interpretiert werden. Dass die Schweizer Schulen hier ein eklatantes Defizit
aufweisen, belegen die Testergebnisse der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK)
und der PISA-Studie von Neuem.
«Deutsche Sprache als Grundlage allen Lernens», Starke Volksschule Zürich, 12.3., von Timotheus Bruderer
Marianne Wüthrichs These war einfach: «Der Lehrplan 21
eignet sich nicht dafür, den Schulkindern die deutsche Sprache beizubringen.»
Als Argument zeigte sie einige Beispiele von Lernzielen (Kompetenzen), welche
sich die Schüler der Oberstufe aneignen sollten. Das Hauptproblem sei nicht die
Menge der Lernziele, sondern dass sie ohne einen strukturierten Zusammenhang
willkürlich zusammengewürfelt sind.
Dass die «Kompetenz» der deutschen Sprache auf der
Strecke bleibt, liefen die EDK-Testergebnisse zum Fach Deutsch (Lesen,
Textverständnis und Rechtschreibung). Anders als bei der PISA-Studie lassen
nicht so sehr die Resultate, sondern vielmehr das Niveau der Aufgaben
aufschreien. Mit solch oberflächlichen und einfachen Multiple Choice-Fragen
lässt sich nicht wirklich überprüfen, ob die Schüler Texte verstehen, im
grösseren Zusammenhang einordnen und richtig interpretieren können. Und obwohl
diese Testergebnisse dazu hätten dienen sollen, die Tauglichkeit bzw.
Untauglichkeit des Lehrplan 21 aufzuzeigen, ist eine kritische Beleuchtung
durch die EDK bisher ausgeblieben.
Urs Kalberer schlug mit seinem Folge-Referat über die
Ergebnisse der PISA-Studie in die gleiche Kerbe: «Seit 2012 geht es signifikant
bergab. Die Schweiz, die neben Luxemburg am meisten Geld in die Bildung steckt,
liegt beim Lesen unterhalb des OECD-Durchschnitts von 75 Ländern.»
Es kommt noch schlimmer, denn die Schwachen sind
schwächer geworden. Bei den vergleichsweisen schwachen Leserinnen und Lesern
sei ein zusätzlicher Leistungsabfall zu beobachten, so Kalberer. Dazu kommt,
dass die Verwendung von elektronischen Hilfsmitteln nicht helfen, sondern bei
Schülern zu noch schlechteren Ergebnissen führen als bei solchen, die analog
arbeiten.
Mit den neuen Bemühungen zur Frühförderung wird die
Situation aber verschlimmbessert, weil das Problem lediglich auf die
Vorschulzeit und das Elternhaus verlagert wird. Denn das Lesen gehört zum
Grundauftrag der Schule, nicht der Kitas. Sie sind auch nicht dafür
verantwortlich, aus den Kindern gute Leserinnen und Lesern zu machen.
Sowohl Marianne Wüthrich als auch Urs Kalberer
schlossen mit einem ähnlichen Fazit: Es müsse den Bildungspolitikern wieder
klar gemacht werden, dass der lehrergeführte Klassenunterricht nach wie vor am
besten gewährleistet, dass die Schülerinnen und Schüler die deutsche Sprache
lernen. Das würden nicht nur zahlreiche Untersuchungen untermauern, sondern das
könne auch jede erfahrene Lehrerin und jeder erfahrener Lehrer bezeugen.
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