14. März 2020

«Deutsche Sprache als Grundlage allen Lernens»


Den ersten Anlass in diesem Jahr widmete der Verein «Starke Volksschule Zürich» dem wichtigsten Bildungsthema – dem Erlernen der deutschen Sprache. Das essentielle Werkzeug dabei sei das Lesen. Denn nur so können Texte verstanden, im grösseren Zusammenhang eingeordnet und richtig interpretiert werden. Dass die Schweizer Schulen hier ein eklatantes Defizit aufweisen, belegen die Testergebnisse der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) und der PISA-Studie von Neuem.
«Deutsche Sprache als Grundlage allen Lernens», Starke Volksschule Zürich, 12.3., von Timotheus Bruderer

Marianne Wüthrichs These war einfach: «Der Lehrplan 21 eignet sich nicht dafür, den Schulkindern die deutsche Sprache beizubringen.» Als Argument zeigte sie einige Beispiele von Lernzielen (Kompetenzen), welche sich die Schüler der Oberstufe aneignen sollten. Das Hauptproblem sei nicht die Menge der Lernziele, sondern dass sie ohne einen strukturierten Zusammenhang willkürlich zusammengewürfelt sind.

Dass die «Kompetenz» der deutschen Sprache auf der Strecke bleibt, liefen die EDK-Testergebnisse zum Fach Deutsch (Lesen, Textverständnis und Rechtschreibung). Anders als bei der PISA-Studie lassen nicht so sehr die Resultate, sondern vielmehr das Niveau der Aufgaben aufschreien. Mit solch oberflächlichen und einfachen Multiple Choice-Fragen lässt sich nicht wirklich überprüfen, ob die Schüler Texte verstehen, im grösseren Zusammenhang einordnen und richtig interpretieren können. Und obwohl diese Testergebnisse dazu hätten dienen sollen, die Tauglichkeit bzw. Untauglichkeit des Lehrplan 21 aufzuzeigen, ist eine kritische Beleuchtung durch die EDK bisher ausgeblieben.

Urs Kalberer schlug mit seinem Folge-Referat über die Ergebnisse der PISA-Studie in die gleiche Kerbe: «Seit 2012 geht es signifikant bergab. Die Schweiz, die neben Luxemburg am meisten Geld in die Bildung steckt, liegt beim Lesen unterhalb des OECD-Durchschnitts von 75 Ländern.»

Es kommt noch schlimmer, denn die Schwachen sind schwächer geworden. Bei den vergleichsweisen schwachen Leserinnen und Lesern sei ein zusätzlicher Leistungsabfall zu beobachten, so Kalberer. Dazu kommt, dass die Verwendung von elektronischen Hilfsmitteln nicht helfen, sondern bei Schülern zu noch schlechteren Ergebnissen führen als bei solchen, die analog arbeiten.

Mit den neuen Bemühungen zur Frühförderung wird die Situation aber verschlimmbessert, weil das Problem lediglich auf die Vorschulzeit und das Elternhaus verlagert wird. Denn das Lesen gehört zum Grundauftrag der Schule, nicht der Kitas. Sie sind auch nicht dafür verantwortlich, aus den Kindern gute Leserinnen und Lesern zu machen.

Sowohl Marianne Wüthrich als auch Urs Kalberer schlossen mit einem ähnlichen Fazit: Es müsse den Bildungspolitikern wieder klar gemacht werden, dass der lehrergeführte Klassenunterricht nach wie vor am besten gewährleistet, dass die Schülerinnen und Schüler die deutsche Sprache lernen. Das würden nicht nur zahlreiche Untersuchungen untermauern, sondern das könne auch jede erfahrene Lehrerin und jeder erfahrener Lehrer bezeugen.


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