Das Basler Erziehungsdepartement (ED)
reagiert auf die Kritik der Volksschullehrer an den Lehrmitteln. Am Dienstag
teilte es mit, dass die Mathelehrer künftig auswählen können; die
Lehrmittelfreiheit soll bereits im nächsten Jahr eingeführt werden. In Geduld
müssen sich derweil die Französischlehrer üben, obwohl ihr «Mille feuilles»
weit umstrittener ist als das Mathelehrmittel. In der Mitteilung heisst es
lediglich: «Der Erziehungsrat begrüsst weitere Ausweitungen der
Lehrmittelliste. Für die Fächer Deutsch und Französisch wird er in den nächsten
Monaten konkrete Entscheide treffen.»
Basel-Stadt führt Lehrmittelfreiheit ein, BZ Basel, 5.2. von Leif Simonsen
Etwas irritierend ist der Moment der
Ankündigung. Das Komitee «Starke Schule beider Basel» hat für heute Mittwoch den
Start einer Volksinitiative vorgesehen, die ebenfalls die Lehrmittelfreiheit
erreichen will. Davon, dass die Initiative nun obsolet wird, will
Komitee-Mitglied Saskia Olsson aber nichts wissen. «Ich glaube nicht, dass das
Erziehungsdepartement gleich weit gehen will wie wir bei der
Lehrmittelfreiheit.»
Der Basler Erziehungsdirektor Conradin Cramer wehrt sich gegen den Verdacht,
dass die Ankündigung der «Starken Schule», eine Initiative zu lancieren, den
Entscheid beeinflusst habe. «Der Antrag an den Erziehungsrat erfolgte bereits
im Oktober», sagt er – also lange bevor die Initiative der «Starken Schule»
angekündigt worden sei.
Bei
Komiteemitgliedern herrscht Verwirrung
Dass sich die Lehrmittelfreiheit vorerst
auf Mathe beschränke, ist gemäss Cramer leicht zu begründen: «Hier gibt es
bereits alternative, gute Lehrmittel.» Dies im Gegensatz zum
Französischunterricht, für den es in den sogenannten Passepartout-Kantonen
bisher ein «Mille feuilles»-Monopol gab – zu diesem hatten sich die sechs
Kantone verpflichtet, die Frühfranzösisch ab der 3. Primarschulklasse
eingeführt hatten.
Derzeit laufen in Basel-Stadt in insgesamt
zwei Primarschul- und vier Sekundarschulklassen Tests mit einem neuen
Lehrmittel des Klett-Verlags. Sollten die Lehrer damit gute Erfahrungen machen,
könnte es schnell gehen. Cramer sagt: «Es ist denkbar, dass die
Lehrmittelfreiheit in Basel-Stadt auch im Französischunterricht bereits im
nächsten Schuljahr kommt.»
Das Einlenken des Erziehungsdirektors
führte gestern zur Verunsicherung des breit abgestützten Initiativkomitees der
«Starken Schule». Die Basler FDP-Vizepräsidentin Nadine Gautschi sagte: «Wir
müssen uns im Komitee absprechen – aber wenn wir keine Unterschriften sammeln
müssen, wäre das natürlich super.» Für «Starke-Schule-Kopf» Jürg Wiedemann ist
das keine Option: «Es bleibt dabei: Basel-Stadt will am Passepartout-Modell
festhalten. Das wollen wir mit der Initiative bekämpfen.»
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