10. Dezember 2019

Die Schwächeren sollen zufrieden sein

Schon als man begann,die Kleinklassen und Hilfsschulen abzuschaffen, sagte ich,dass dieses Rad wieder zurückgedreht wird. Erziehungswissenschaftler, die oft schon lange nicht mehr oder gar nie eine Volksschulklasse geführt haben, meinen zu wissen, wie man Schule macht.In der BaZ kommt Heinz Rhyn, Rektor der PädagogischenHochschule Zürich, also einer dieser Erziehungswissenschaftler, zu Wort.Thema ist das schlechte Abschneiden der Schweiz im Leseverständnis bei Pisa. Er sagt: «Der Leistungsabfall fand bei den sehr schwachen Schülerinnen und Schülern statt. Die starken Jugendlichen erreichten gleiche Werte wie früher.» Ein Stück weiter unten wird er gefragt: «Also Rolle rückwärts beim Integrationsprinzip?» Seine Antwort: «Auf keinen Fall! Wir sehen ja, bei den starken Schülerinnen und Schülern gibt es keinen Leistungseinbruch,und die Schwächeren profitieren insgesamt von der Integration,da sie sich nicht ausgegrenzt fühlen.»
Die Dummen sollen zufrieden sein, Basler Zeitung, 10.12. von Jean-Pierre Marquis

Das ist genau einer der Punkte bei der ganzen Reformitis in derSchule: Die Starken haben meistens auch mit schlechten Methoden und Lehrmitteln Erfolg,oft auch dank der Unterstützung durch ihre Eltern. Die Schwachen,welche oft durch andere Muttersprache, Kultur oder soziale Herkunft benachteiligt sind, gehen unter.Aber es reicht Heinz Rhyn,wenn die Starken zumindest nicht schlechter werden. Die Dummen sollen zufrieden sein,wenn sie vielleicht zum Teil weniger ausgegrenzt werden.

Als ich vor vielen Jahren auf dem Land zur Schule ging,waren auch alle «integriert»,weil es keine Kleinklassen gab.Trotzdem wussten alle,dass der Hansli ein Dummer, der Peterli ein Frecher oder das Anneli eine Faule war, und sie wurden entsprechend gehänselt.Bei der heutigen Integration dürfte es eher noch schlimmer sein,weil einzelne Schüler zusätzlich noch ständig aus dem Unterricht geholt werden.

Politiker wollen sparen.Da liegt der Trugschluss nahe,dass mit der Abschaffungvon Klassen Geld gespart werden könnte.In meinem Kanton wurde die Integration so konzeptionslos eingeführt,dass kein Mensch sich vorstellen konnte,welcher organisatorische,räumliche und finanzielle Aufwand damit verbunden sein würde. Aber derZug liess sich nicht mehr bremsen. Jetzt,wo er holpert,ist man oben zufrieden, da er ja noch fährt, aber unten wird man geschüttelt.

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