Vanoncini: "Selten plumper Versuch". Bild zvg
Kritik wegen Gagen an Studis, BZ Basel, 13.11. von Leif Simonsen
«PH versucht, die Schwächen zu kaschieren»
Seinem
Ärger lässt Vanoncini nach der jüngsten Negativ-Schlagzeile freien Lauf. Die bzbeschrieb vor etwas über zwei Wochen die ungewöhnlichen Massnahmen derPH-Leitung im Vorfeld des Hearings Ende November, bei dem es um die künftige
Ausrichtung des Primarlehrgangs geht. Studierende, die am Anlass teilnehmen,
bekommen 100 Franken Gage. Für diesen Lohn müssen sie allerdings vorher ein
Gespräch mit der PH-Direktorin Sabine Larcher durchlaufen.
Vanoncini sieht
darin den «jüngsten Versuch, Meinungsäusserungen aus dem Inneren der
Pädagogischen Hochschule durch direktionale Anweisung zu lenken». Als «selten
plump» bezeichnet Vanoncini dies. «Man stelle sich vor, das Rektorat der
Universität würde auf diese Weise die Vertretung der Studierenden für eine
analoge Veranstaltung instrumentalisieren, vielleicht standesgemäss mit einem
Ansatz von 200 Franken.»
Aber offensichtlich sähen die Verantwortlichen der PH
keine anderen Mittel, die Schwächen zu kaschieren. Auf sämtlichen Stufen der
Lehramtsausbildung würden sich die Studenten über die Organisation, die
Bürokratie, die Theorielastigkeit, die repetitiven Inhalte sowie die
Vernachlässigung der Praxis stören. Vanoncinis Erfahrung zeige: Bis heute
würden die PH-Schüler die Zeit nur «absitzen», bis sie endlich unterrichten
dürften.
Der frühere Uni-Professor hält das Projekt für gescheitert, die
Mittelstufenlehrer an der Pädagogischen Hochschule auszubilden. Mit dem
Anspruch, weltweit zu den besten
Hochschulen
zu gehören, habe die PH die Bodenhaftung und die eigentliche Kernaufgabe aus
den Augen verloren: die Ausbildung von Lehrern.
Nur noch Uni soll
Sekundarlehrer ausbilden
Nun fordert Vanoncini, dass an der Pädagogischen
Hochschule ein Umdenken stattfindet. «Die Fachwissenschaften müssen viel
stärker ins Zentrum rücken.» Der Anteil an Didaktik sei heute viel zu hoch.
Studierende beklagten sich darüber, dass sie immer wieder die gleichen Dinge
«lernten».
Vanoncini ist etwa der Meinung, dass die Sekundarlehrerausbildung
wieder an der Universität durchgeführt werden muss. Diese Forderung ist nicht
neu: Bereits vor acht Jahren äusserte sich die sogenannte Gruppe für eine
bessere Sekundarlehramtsausbildung negativ über die Theorielastigkeit an der
Pädagogischen Hochschule. Auch in den
Parlamenten
der beiden Basel war die PH ein Thema. Vorstösse zur Schwächung der Hochschule
erreichten jedoch keine Mehrheiten.
Nachdem es um die Gruppe für eine bessere
Sekundarlehrerausbildung ruhig geworden war, werde es nach den jüngsten
Schlagzeilen wieder Bewegung geben, wie ein Gruppenmitglied sagt. Nicht nur die
zweifelhafte Aktion mit den Studentengagen habe zu Stirnrunzeln geführt. Auch
die Tatsache, dass die jüngsten Umfragen unter den PH-Studenten geradezu
miserable Zufriedenheitswerte zutage förderten. Die PH nahm zu den Aussagen von
André Vanoncini keine Stellung. Ende November wird sie nicht darum herumkommen,
sich der Kritik zu stellen. Dann lädt die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica
Gschwind zu einem Hearing, bei dem es um die künftige Ausrichtung der PH geht.
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