Gelernt
wird es noch in der Schule, das Schreiben mit der Hand. Aber das digitale
Schreiben ist in vielen Berufen unverzichtbar geworden. Skeptiker sehen dadurch
die Handschrift in Gefahr. Sie fürchten um das kulturelle Gut, aber auch um die
motorischen Fähigkeiten, die beim Schreiben mit der Hand erlernt und gefördert
werden. Deutsche Grundschullehrer stellten bei mehr als einem Drittel ihrer
Schüler Probleme fest, eine flüssige und lesbare Handschrift zu entwickeln. Die
meisten sind sich einig: Ein spezielles Training und mehr Übung zu Hause und in
der Schule würden helfen. Dafür bleibt aber im hektischen Schulalltag oft keine
Zeit.
Der Kampf Handschrift versus Tippen, BZ Basel, 24.10.
Doch der
Direktor des Mercator-Instituts der Universität Köln, Michael Becker-Mrotzek,
sagt: «Auf Grundlage der bisherigen Forschungsergebnisse ergibt es keinen Sinn,
das Handschreiben und Tastaturschreiben gegeneinander auszuspielen.» Er hat
mehrere bestehende Studien zu diesem Thema ausgewertet. «Lehrkräfte sollten
beide Techniken fördern und fordern.»
Tatsächlich
haben beide Arten zu schreiben Vorteile: Das Schreiben mit der Hand wirkt sich
positiv auf feinmotorische Fähigkeiten und das Gehirn aus. Andererseits liefern
Schüler beim digitalen Tippen durchschnittlich längere, sprachlich richtigere
und inhaltlich sinnvollere Texte ab.
Handschreiber müssen stärker vorausdenken
Christian
Marquardt vom Deutschen Schreibmotorik Institut beschäftigt sich seit Jahren
mit der Bedeutung des Schreibens. Schreiben mit der Hand und das Tippen sind
für den Experten zwei unterschiedliche Abläufe. «Sie müssen beim Schreiben mit
der Hand viel mehr in die Zukunft denken», sagt Marquardt. Die Informationen
müssten in kleine Einheiten zerhackt und der Bewegungsfluss müsse vorausgeplant
werden. Da das Tippen grundsätzlich schneller gehe, sei es dabei nicht so sehr
notwendig, Informationen stark zu abstrahieren. Marquart findet es aber nicht
so sehr entscheidend, welche Schrift man schreibt oder mit welchem Medium –
hingegen aber sehr, dass Schüler Raum und Zeit bekommen, das Schreiben zu
lernen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen