Basel
boomt und wächst stetig – das bekommen vor allem die Sekundarlehrer zu spüren.
Seit Juni meldeten sich siebzig SekSchüler an, die nicht hier zur Primarschule
gegangen sind. Viele davon sind Neuzuzüger, einige wechseln von einer privaten
an eine öffentliche Schule. Es sind Schüler, die nicht in die Klassenbildungen
miteinbezogen werden konnten. Diese wurden nun auf die ohnehin schon ziemlich
vollen Klassen aufgeteilt.
Ein Lehrer trifft auf 27 Schüler, BZ Basel, 9.9. von Leif Simonsen
Die Sek-Schulleitungen haben Alarm geschlagen. In
elf Klassen wird in Basel-Stadt das gesetzliche Limit überschritten. Besonders
betroffen ist der Leistungszug P. Gleich acht Klassen übersteigen die
Maximalgrösse 25, in der grössten Klasse sitzen 27 Schülerinnen und Schüler dem
Lehrer gegenüber. Von den E-Klassen, dem mittleren Leistungszug, überschreiten
zwei Klassen das gesetzliche Maximum von 22 Schülern,
immerhin «nur» eine A-Klasse hat mehr als die 16 Schülerinnen und Schüler,
welche als Limit vorgesehen sind.
Lehrergewerkschaft fordert kleinere Klassen
Die Lehrer ächzen. JeanMichel Héritier, Präsident der Freiwilligen Schulsynode
Basel-Stadt (FSS), sagt: «Die Rechnung ist einfach: Je mehr Schüler, desto mehr
Beziehungen muss ein Lehrer aufbauen, desto mehr Korrekturarbeit kommt auf ihn
zu und desto mehr Elternarbeit hat er zu bewältigen.» Die ohnehin starke
Belastung der Lehrer sei nochmals angestiegen. Die Konsequenz sei, dass «die
Aufrechterhaltung der Unterrichtsqualität» erschwert werde.
Héritier fordert,
dass das Erziehungsdepartement das Problem schnell angeht. «Spätestens im
Januar 2020 braucht es die Eröffnung von neuen Klassen.» Mittelfristig sei
zudem «mehr Luft im System» anzustreben. Damit meint der FSS-Präsident,
dass sich die durchschnittlichen Klassengrössen künftig nicht an den
gesetzlichen Maximalgrössen orientieren sollen.
Volksschulleiter Dieter Baur
bestätigt, dass die Klassenbildung aufgrund der vielen neuen Anmeldungen
Probleme bereitet habe. «70 Sekundarschüler, mit denen wir nicht gerechnet
hatten – das hatten wir noch nie.» Baur verteidigt das Vorgehen, die einzelnen
Klassen über die gesetzlichen Maximalzahlen aufzufüllen. «Wenn man stattdessen
eine neue Klasse aufmacht, führt das zu weit grösseren Problemen. Dann muss man
die Schüler aus einer bestehenden Klasse rausnehmen.» Baur ist sich sicher,
dass dies ebenfalls «einen Aufstand» zur Folge gehabt hätte.
Jede neue Klasse
kostet 250 000 Franken zusätzlich
Der Volksschulleiter fürchtet sich aber nicht
um die Unterrichtsqualität. «Wenn ein Schüler mehr
in der Klasse sitzt, ist das nur eine marginale Erschwerung», meint Baur. Er
weist zudem darauf hin, dass die gesetzlichen Maximalgrössen in Basel im
schweizweiten Vergleich tief seien. Gleichwohl räumt er ein, dass die
Klassengrössen mittelfristig zu Problemen führen werden. Die neue Schullaufbahnverordnung
sieht vor, dass Sekundarschüler auch im Wintersemester den Leistungszug nach
unten wechseln können. «Die notwendigen freien Plätze werden im A-Zug
vermutlich nicht genügend vorhanden sein», sagt Baur. So werde bereits jetzt
die Gründung von zusätzlichen neuen A-Zug-Klassen auf das nächste Semester hin
geplant. Die Senkung der Klassengrössen und damit einhergehend die Schaffung
zusätzlicher Schulklassen aber hält er für nicht durchsetzbar. «Jede Klasse
kostet 250 000 Franken im Jahr.» Da wäre Widerstand programmiert.
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