Die Online-Welt empfinden Jugendliche als
Bereicherung. Lehrer dagegen sind oft überfordert – und bräuchten mehr digitale
Kompetenz, sagt der Bund.
Viele Lehrer können mit Jugendlichen nicht mithalten, SRF, 26.8.
Immer am Handy, SRF Tagesschau 26.8.
Oft online, aber mit Bedacht, SRF Info 3, 26.8.
Instagram, Snapchat, WhatsApp: Jugendliche sind
Digital Natives und fast ständig online. Ist das ein Problem? Nein, sagt die
Fachhochschule Nordwestschweiz. Sie hat für die Eidgenössische Kommission für
Kinder- und Jugendfragen eine Studie erstellt.
Bewusste Offline-Momente
Für die Forscherin Rahel Heeg steht fest:
«Jugendliche sind keine gedankenlosen Online-Zombies, sondern sie machen sich
durchaus Gedanken zu ihrer Online-Nutzung und entwickeln auch Strategien, wie
sie ihre Online-Zeit eingrenzen können.»
41 Prozent der befragten Jugendlichen gaben an,
sich Regeln zu setzen, wann, wie oder wie viel sie online seien. Sie schalteten
das Natel in den Flugmodus um, pflegten Offline-Aktivitäten wie Sport oder
liessen das Handy bewusst zuhause.
Schattenseiten der Online-Nutzung
Die Dauer der Online-Nutzung hänge mit dem
Bildungsgrad zusammen: «Jugendliche aus Schulen mit hohen Anforderungen sind
täglich eine halbe Stunde weniger lange online», heisst es in der Studie.
Bei allen Vorteilen der Online-Welt: Sie hat auch
ihre Schattenseiten. Manche Jugendliche berichten von belastenden Momenten.
Allerdings sei das ein subjektives Empfinden, sagt Heeg. Es stehe nicht in
Zusammenhang mit der Dauer der Online-Nutzung.
Sich vergleichen macht unglücklich
Auch komme der Stress nicht immer von Kollegen,
sondern von Apps und Algorithmen. Mit Push-Meldungen oder Ratings animierten
diese zum Gebrauch. Entsprechend stimmten 37 Prozent der Befragten Jugendlichen
der Aussage zu, sich unter Druck gesetzt zu fühlen «durch Apps oder Spiele, die
eine regelmässige Nutzung belohnen und Abwesenheit bestrafen». 27 Prozent der
Jugendlichen sind nervös, wenn sie längere Zeit offline sind. Manche berichten
gar von Entzugserscheinungen.
Auch tobe im Internet ein Konkurrenzkampf. 33
Prozent der Befragten gaben an, sich schlecht zu fühlen, wenn sie sich online
mit anderen Personen verglichen. Mädchen seien hier anfälliger als Jungs, sagt
Heeg. Während Mädchen vorwiegend soziale Medien konsumierten, seien Jungs
Online-Spiele wichtiger.
Forderung: Digitale Kultur in Schulen
und Vereinen
Der Bund sieht Eltern, Schulen und Vereine in der
Pflicht. Benjamin Bosshard von der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und
Jugendfragen fordert, die Jugendlichen mit den Smartphones nicht alleine zu
lassen und sie «in ihrem kritischen Denken» zu fördern.
«Es geht darum, das Thema Digitalisierung
ganzheitlich zu betrachten», fordert Bosshard. «Es braucht mehr als Tablets –
nämlich eine digitale Kultur. Das heisst, dass Schule oder Jugendverbände über
Online-Themen sprechen sollten.»
Benjamin Bosshard sieht die Schweizer Schulen gut
aufgestellt. Allerdings könnten viele Lehrer mit den Digital Natives nicht
mithalten. «Es ist wichtig, mehr Fortbildungen zur Verfügung zu stellen, damit
die Lehrpersonen sich in der schnelllebigen Online-Welt weiterbilden können.»
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