27. August 2019

Freie Schulwahl? Ja, aber wie?

Die neue Präsidentin des schweizerischen Lehrerverbandes, Dagmar Rösler,lehnt in einem Interview mit dem Newsportal Bluewin eine freie Schulwahlkategorisch ab. Ihre undifferenzierte Argumentationsweise zeigt deutlich, dass es ihr nicht primär um eine möglichst gute Förderung aller Kinder geht, sondern um die Bewahrung des staatlichen Monopols im öffentlichen Bildungswesen, das heisst um Verbandsinteressen.
Freie Schulwahl? Ja, aber wie? Erwin Ogg, 27.8.


Der politisch, religiös und auch pädagogisch neutrale Verein Elternlobby Schweiz setzt sich hingegen für Vielfalt und Wahlfreiheit im öffentlichen Bildungswesen ein. Warum? Der Sprachwissenschaftler Mario Andreotti, Befürworter einer „starken“ Volksschule, räumte in einer Kolumne im St. Galler Tagblatt unumwunden ein, „dass manche Schüler, die in den staatlichen Schulen durch das Raster fallen, in privaten Einrichtungen bisweilen aufblühen“. Volksschulen sind eben nicht für alle Kinder Erfolgsschulen. Studien und viele Medienberichte der vergangenen Jahre deuten denn auch klar darauf hin, dass eine erhebliche Minderheit der Kinder Probleme mit diesen hat. Beispiele: Zahlreiche Schüler, welche frustriert die Schule abbrechen, eine Klasse repetieren, überfordert oder unterfordert sind, durch den Leistungsdruck krank werden oder teure sonderpädagogische Massnahmen benötigen, um einigermassen über die Runden zu kommen.

Es sollte endlich eingesehen werden, dass für eine gute Förderung aller Kinder angesichts ihrer unterschiedlichen Entwicklung und Begabungen Schulen mit verschiedenen pädagogischen Konzepten und Schwerpunkten nötig sind. Soll dazu das bisher öffentliche Schulsystem privatisiert werden? Nein, ganz im Gegenteil: Schulen mit privater Trägerschaft sollen veröffentlicht werden, wenn sie wie die staatlichen Schulen offen und unentgeltlich für alle Kinder zugänglich sein wollen. Dies bedingt natürlich eine öffentliche Finanzierung dieser sogenannten Freien Schulen mit einer Schülerpauschalen. Dass eine öffentliche Institution auch eine privatrechtliche Trägerschaft haben kann, zeigen etwa die Privatbahnen. Innerhalb des um die Freien Schulen erweiterten öffentlichen Bildungssystems sollen dann die Eltern ein für ihr Kind geeignetes Schulkonzept frei wählen können.

Die Erfahrungen vieler Länder mit freier Schulwahl zeigen: Die grosse Mehrheit der Eltern wählt die nächstgelegene Schule. Auch bei einer freien Schulwahl wird die heute vom Staate zugewiesene Schule die Regelschule bleiben. Manche Kinder werden aber bessere Entwicklungsmöglichkeiten finden. Damit wird auch die Chancengerechtigkeit erhöht. Der Gefahr von verstärkter sozialer Entmischung kann durch geeignete staatliche Rahmenbedingungen entgegengewirkt werden. Dazu gehört eine gute Information der Eltern über die Wahlmöglichkeiten, insbesondere von sozial benachteiligten Schichten.

Die Elternlobby sammelt zurzeit in 11 Kantonen Unterschriften für Petitionen mit dem Titel „Bildungswahl für alle statt für wenige, damit alle Kinder ihr Potenzial entfalten können“.

4 Kommentare:

  1. Die Eltern können heute schon zwischen öffentlichen oder privaten Schulen wählen. Mit "Freier Schulwahl" ("Freie" Schulen) meint der Vertreter der Elternlobby Erwin Ogg, dass die Steuerzahler die privaten Schulen finanzieren müssen. Die Erfahrungen vieler Länder zeigen, dass die Chancengerechtigkeit sinkt, weil reichere Eltern ihre Kinder nicht in die nächste, sondern die beste, meist weiter entfernte, Schule bringen, während die weniger begüterten sich mit der nächsten Schule begnügen müssen. Die "freie" Schulwahl etwa mit Bildungsgutscheinen vom Staat ist eine neoliberale Idee des Chicago Boy Guru Friedman. Sie fördert in erster Linie die Milliardenumsätze der globalen Bildungskonzerne.

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  2. Erwin Ogg schreibt folgenden Kommentar: "Antwort an paebi: Die Elternlobby schlägt keineswegs die Einführung eines Bildungsgutscheines vor, der an jeder Privatschule eingelöst werden kann, auch an solchen, welche teurer als die Staatschulen sind und daher noch Schulgeld verlangen müssen. Beim Schulwahlmodell von Milton Friedman hängt es tatsächlich vom Portemonaie der Eltern ab, welche nichtstaatlichen Schulen ihre Kinder besuchen können. Deshalb fördert m. E. dieses Modell die Segregation. Die nach dem Vorschlag der Elternlobby mit einer Schülerpauschalen öffentlich finanzierten Freien Schulen wären dagegen für alle Schichten der Bevölkerung unentgeltlich zugänglich. Freie Schulen und Privatschulen sind nicht dasselbe. Der Kanton entscheidet über die Anerkennung als Freie Schule."

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  3. Leider gehen sie davon aus, dass sich wohlhabende Eltern ihre Kinder nur in die öffentlich schicken auch wenn es ihnen dort nicht gut geht. Nein wir haben schon eine Zweiklassengesellschaft. Wer kann und braucht weicht auf Private Angebote aus. Nur wir Normalos müsse nehmen was die einen Schule für alle anbietet. Ein grosses Unrecht was mit der Freien Schulwahl aufgehoben werden kann.

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  4. school is first step for child life but most of the child are god children for that Freies Kind Bildung Organisation

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