Kurz vor den
Sommerferien wurden die Eltern von Gebenstorfer Primarschulkindern dazu
aufgefordert, die «Klapp»-App zu installieren. Ab sofort laufe die ganze
Kommunikation zwischen Schule und Eltern über das «Klapp»-Portal. Erster
Gedanke: Nein, bitte nicht noch eine App mehr. «Das ist eine der häufigsten
ersten Reaktionen, die uns begegnen», erklärt der Fislisbacher Elias Schibli
(42) lachend.
Die App dieser Aargauer erobert Schweizer Schulen - und verdrängt Whatsapp, BZ Basel, 17.8. von Claudia Laube
Er ist einer von drei
Gründungsmitgliedern der Klapp GmbH mit Sitz in Fislisbach. Aber: «Klapp ist
viel mehr als eine App», erklärt er. Es sei eine gesamtheitliche digitale
Lösung, über die Nachrichten, Dokumente und Termine einfach versendet werden
können. «Auch für Personen ohne Smartphone», versichert er.
Ein
wenig Skepsis schlägt ihm auch von Lehrpersonen entgegen, wenn er «Klapp» an
den Schulen zum ersten Mal vorstellt. Doch die Skepsis habe sich bisher immer
schnell in Luft aufgelöst: «Wir wollen das Leben von Eltern und Lehrpersonen ja
nicht komplizierter machen, sondern vereinfachen.» Und das tun sie
offensichtlich: Nach einer Testphase im Frühling in zwei Klassen sei die Schule
Gebenstorf so begeistert gewesen, dass sie «Klapp» für das neue Schuljahr
2019/2020 definitiv einführte: «Die Schulleitung ist davon überzeugt, dass dies
der richtige Weg ist», so Schibli.
Ebenso überzeugt hat die
Lösung auch die Primarschulen in Obersiggenthal und Wettingen und weitere
Schulen in anderen Kantonen, in Zürich, Luzern und Zug. Inzwischen sind es mehr
als 50 Schulen in der ganzen Deutschschweiz, 1500 Lehrpersonen und Eltern von
rund 15 000 Schülern, die «Klapp» nutzen.
Elias
Schibli, der Vater von drei Schulkindern ist, freut sich über den Erfolg von
«Klapp», das sozusagen in der Küche entstanden ist. So seien er und sein
Schwager Reto Kaspar (36), auch er in Fislisbach wohnhaft, eines Abends
gemeinsam am Tisch gesessen und hätten den mit Schuldokumenten volltapezierten
Kühlschrank betrachtet: «Wir fanden, dass das doch einfacher gehen müsste.»
Zum
Beispiel mit einer digitalen Lösung inklusive App. Bald darauf machten sie
ernst: Sie holten mit Aljoša Bilic (32) aus Zürich einen Mann mit den ihnen
noch fehlenden Fähigkeiten an Bord. Er ist ein Bekannter der beiden und für
Architektur und Entwicklung der App zuständig. Das war vor drei Jahren. Seither
hat sich viel getan. Anfang 2018 wurde aus dem Projekt eine GmbH, die Klapp
GmbH.
Kommunikation
über Whatsapp erübrigt sich
Wenn
der ehemalige IT-Sicherheitsmann Schibli über «Klapp» spricht, ist er ganz in
seinem Element. Man merkt, dass er die Vorzüge mehrmals pro Woche Interessenten
oder an Schulen präsentiert. Schibli und sein Team sind fleissig in der Region,
aber auch in anderen Kantonen unterwegs. Und auch wenn zumeist Interesse da
ist, seien die Wege teilweise sehr lang, bis eine Entscheidung für oder gegen
«Klapp» getroffen werden könne.
«Schliesslich ist es auch eine Budgetfrage», sagt er. Seine Erfahrung habe gezeigt, dass es für öffentliche Schulen wichtig sei, dass die Eltern nichts für «Klapp» bezahlen müssen. Der Preis sei aber sehr moderat, findet Schibli: «Im Grunde ist es gratis, berücksichtigt man den Zeitgewinn und den sinkenden Papierverbrauch.» 50 Rappen pro Monat und Schüler kostet «Klapp» eine Schule.
Schibli und seine Mitstreiter treffen mit dieser Lösung einen Nerv der Zeit. Für ihn als Familienvater sei es sehr viel angenehmer, wenn er nicht immer alle Unterlagen zusammensuchen müsse, sondern sie ganz praktisch an einem Ort aufrufen könne. Für Hans Jürg Grunder, Schulleiter an der Schule Tannegg in Baden, überzeugt die «Klapp»-Lösung auch aus einem anderen Grund: «Ich wollte an der Kommunikation mit den Eltern, die oft über Whatsapp lief, etwas ändern.»
Da hätten zu den
unmöglichsten Zeiten in den Gruppenchats Diskussionen unter den Eltern
stattgefunden. «Ich wollte die Lehrpersonen davor schützen.» Als Grunder das
erste Mal von «Klapp» hörte, sei er von der Idee sogleich angetan gewesen. Für
ihn als Schulleiter und auch für die Lehrpersonen habe die Einführung nur
Vorteile gebracht: «Auch der Papierkrieg, also der ganze administrative
Aufwand, hat sich auf ein Minimum reduziert.»
«Klapp»
sei in vielerlei Hinsicht ein gutes Tool, auch um den Eltern rasch wichtige
Mitteilungen überbringen zu können – als Beispiel bringt er den Bombenalarm im
Manor vom November 2018: «Da konnte ich mit nur einer Nachricht und einem Klick
alle Eltern darüber informieren, dass ihre Kinder später zur Schule kommen
sollen.» Ansonsten hätte er erst alle Lehrpersonen darüber informieren und
diese danach die Nachricht an die Eltern weiterleiten müssen: «So ging das viel
schneller und einfacher.»
Primarschule Baden rüstet auf
Die
Badener Primarschule Tannegg gehört, wie auch die in Fislisbach,
Untersiggenthal und Oberrohrdorf, zu den Pionierschulen von «Klapp». Mit den
gewonnenen Erkenntnissen an diesen Schulen konnten die drei Gründer das Portal
weiterentwickeln, damit es den Ansprüchen der Schulen genügt.
Schulleiter Grunders Begeisterung und die positiven Rückmeldungen der Eltern
führen nun dazu, dass ab 1. Januar 2020 auch die anderen Badener Primarschulen
nachziehen: Dann wird «Klapp» in Dättwil, Kappelerhof, Meierhof und Rütihof
eingeführt.
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