8. November 2018

Lehrplan Mathematik irritiert


Stellungnahme zum Mathematik-LP 21          FAZIT

von Dr. sc. Math. ETH Albert Fässler, Evilard

Version vom 1.11.2018

Der Mathematik-LP 21 ist dilettantisch und chaotisch. Mathematik hat wenig mit Basteln zu tun. Theorie und Anwendungen gehören zusammen und nicht in verschiedene Kompetenzschubladen. Es gibt nur eine Mathematik. Abgesehen davon ist die Ausbeute an motivierenden Anwendungen mager. Er vermittelt den fundamental falschen Eindruck, dass Mathematik aus einer unüberblickbaren Menge von eher zusammenhanglosen Kompetenzen besteht. Klare Anweisungen in der Sprache der Mathematik sind rar (Sind beispielsweise lineare und Exponentialfunktionen analytisch herzuleiten oder nicht?).
Stellungnahme zum Mathematik-Lehrplan 21, 1.11. von Albert Fässler

Stattdessen werden die SchülerInnen zum „Erforschen“ angeleitet, ohne dass als Quintessenz klare Resultate formuliert werden. Das verunsichert SchülerInnen ausgerechnet in dem Fach, wo klare Erkenntnisse charakteristisch sind. Das ist für Lehrkräfte, Eltern und erst recht für die Schülerinnen eine Zumutung und wird der Mathematik nicht gerecht.

Irritierend ist auch der Eindruck, dass der Computer und insbesondere ein Tabellenkalkulationsprogramm quasi über der Mathematik steht.

Gerne unterstreiche ich die Aussage, dass die Mathematik auch eine Sprache ist. Sie zeichnet sich durch Kürze und Präzision aus. Dass der Mathematik-LP 21 ganze vierzig Seiten umfasst zeigt, dass auch der Kürze nicht nachgelebt wurde.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass zur Ausarbeitung des Mathematik-LP 21 professionelle MathematikerInnen beigezogen wurden. Der langjährige Präsident der DMK, Hansjörg Stocker, ist nie angefragt worden, am LP 21 mitzuwirken.

Ich halte es mit
   o      Prof. Matthias Binswanger, Universität St. Gallen und Fachhochschule      Nordwestschweiz: „Der Lehrplan amtet einen unseligen Geist... Es macht keinen         Sinn, etwas Schlechtes umzusetzen, nur weil es viel gekostet hat“.“
   o      Prof. em. Walter Herzog, Universität Bern, Erziehungswissenschaftler:
            „Der Lehrplan 21 ist das jüngste Beispiel für ein unzureichend legitimiertes             Reformprojekt, dessen Scheitern absehbar ist“.“

Die Abstimmungen über den LP 21 in den verschiedenen Kantonen wurden politisch entschieden (dazu gab es vor Monaten einen NZZ-Beitrag). Dass die direkt betroffenen LehrerInnen mehrheitlich dagegen waren, ist äusserst bedenklich.
           

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