8. November 2018

Lehrmittel-Freiheit in Aussicht gestellt


Ab Mitte 2020 dürften die umstrittenen Fremdsprachen-Lehrmittel Mille feuilles, Clin d’Oeil und New World aus den Baselbieter Schulzimmern verbannt werden. Geht es nach dem Willen der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion, werden den Lehrerinnen und Lehrern in den Primar- und Sekundarschulen ab diesem Zeitpunkt alternative Lehrmittel für den Unterricht zur Verfügung gestellt. Dies geht aus der gestern veröffentlichten Antwort des Regierungsrats auf eine Interpellation von Landrätin Regina Werthmüller (parteilos) hervor. Voraussetzung für die Umsetzung dieser Pläne sind allerdings positive Entscheidungen im Landrat und an der Urne zur geplanten Ergänzung des Bildungsgesetzes. Die Volksabstimmung ist am 24. November 2019 geplant.
Neue Französisch-Lehrmittel ab 2020, Basler Zeitung, 8.11. von Thomas Dähler


Mille feuilles, Clin d’Oeil und New World werden zwar nicht wie gefordert verboten. Wird aber die Lehrmittel-Freiheit für die Lehrerinnen und Lehrer im Kanton Baselland festgeschrieben, ist dies ein Erfolg der Starken Schule beider Basel. Mit der Lehrmittelfreiheit wird ihre Volksinitiative zum «Ausstieg aus dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt» umgesetzt. Diese nicht formulierte Initiative hat der Landrat im vergangenen Februar gutgeheissen – und damit die Regierung beauftragt, dem Landrat eine Umsetzungsvorlage vorzulegen. Wenn der Zeitplan eingehalten werden kann, geschieht dies spätestens im kommenden Februar durch einen entsprechenden Regierungsbeschluss. Verläuft anschliessend alles nach Plan, wird Baselland Mitte 2020 der erste Kanton sein, der von der umstrittenen Mehrsprachendidaktik wieder abrückt. Diese war seinerzeit von den sechs Kantonen Baselland, Basel-Stadt, Bern, Solothurn, Freiburg und Wallis gemeinsam eingeführt worden.
Kompromiss erreicht
Der Staatsvertrag der sechs Kantone muss inzwischen nicht mehr gekündigt werden; er ist im vergangenen Sommer ausgelaufen. Dennoch war die jetzt im Baselbiet geplante Rückkehr zu einem strukturierten Sprachunterricht alles andere als einfach. Die im Bereich der Volksschule aktiven Gremien waren sich in der Beurteilung des Fremdsprachen-Unterrichts uneinig, sodass schon nur der Kompromiss der Lehrmittel-Freiheit für Lehrerinnen und Lehrer ein Meilenstein ist. Der Bildungsrat, die Amtliche Kantonalkonferenz als offizielle staatliche Lehrerinnen- und Lehrerorganisation, der Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter, der Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland LVB, die Gewerkschaft VPOD sowie die Starke Schule beider Basel wurden im laufenden Jahr von der Bildungsdirektion unter Federführung von Regierungsrätin Monica Gschwind zusammen mit Parlamentsvertretern im Monatsrhythmus in einer Taskforce Fremdsprachen versammelt.

Inzwischen ist bereits eine Arbeitsgruppe mit Fachlehrerinnen und -lehrern mit dem Umsetzungskonzept der geplanten Lehrmittel-Freiheit beschäftigt. Sie sucht nach den neuen Lehrmitteln sowie nach den Stoffinhalten und Themen, die im Lehrplan verankert werden sollen. Beschliessen wird die Lehrmittelliste der Bildungsrat. Dieser hat kürzlich in einer Medienmitteilung bekräftigt, dass er sich hinter das neue Lehrmittelkonzept stellt. «Jede Lehrperson soll aus einer kantonalen Lehrmittelliste frei wählen können, mit welchen Lehrmitteln sie die Bildungsziele des Lehrplans Volksschule Basel-Landschaft bearbeitet und erfüllt», heisst es im Communiqué. Es sei dem Bildungsrat zudem «ein ausdrückliches Anliegen», für alle Fächer und Schulstufen «ein methodisch und didaktisch vielfältiges Angebot an Lehrmitteln» zur Auswahl zu stellen.
Auswahl für alle Fächer
Diese Absichtserklärung hat die Starke Schule «sehr, sehr positiv aufgenommen», sagt Jürg Wiedemann, Landrat und Initiator der Starken Schule. Er rechne es dem Bildungsrat hoch an, dass er zu diesem Kompromiss Hand bietet. Wiedemann begrüsst auch ausdrücklich, dass diese Absicht für alle Fächer gilt: «Damit wird mehr realisiert, als wir beabsichtigt haben.»

Die Initiative der Starken Schule hatte sich nur auf die Fremdsprachen beschränkt. Die im Sommer lancierte zweite Initiative gegen die Lehrmittel Mille feuilles, Clin d’Oeil und New World werde die Starke Schule vorläufig zurückhalten und nur einreichen, wenn sie noch nötig ist.

Positiv reagiert hat auch der Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland, der die Methoden- und Lehrmittel-Freiheit ebenfalls begrüsst. «Es soll keine Lehrperson gezwungen werden, mit einem Lehrmittel unterrichten zu müssen, das ihrer Vorstellung von wirksamem Fremdsprachenunterricht grundsätzlich widerspricht», heisst es in der Stellungnahme. Die Lehrmittel müssten auch wirklich unterschiedliche Wege zum Ziel ermöglichen.


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