Ab Mitte 2020 dürften die umstrittenen
Fremdsprachen-Lehrmittel Mille feuilles, Clin d’Oeil und New World aus den
Baselbieter Schulzimmern verbannt werden. Geht es nach dem Willen der
Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion, werden den Lehrerinnen und Lehrern in
den Primar- und Sekundarschulen ab diesem Zeitpunkt alternative Lehrmittel für
den Unterricht zur Verfügung gestellt. Dies geht aus der gestern
veröffentlichten Antwort des Regierungsrats auf eine Interpellation von
Landrätin Regina Werthmüller (parteilos) hervor. Voraussetzung für die
Umsetzung dieser Pläne sind allerdings positive Entscheidungen im Landrat und
an der Urne zur geplanten Ergänzung des Bildungsgesetzes. Die Volksabstimmung
ist am 24. November 2019 geplant.
Neue Französisch-Lehrmittel ab 2020, Basler Zeitung, 8.11. von Thomas Dähler
Mille
feuilles, Clin d’Oeil und New World werden zwar nicht wie gefordert verboten.
Wird aber die Lehrmittel-Freiheit für die Lehrerinnen und Lehrer im Kanton
Baselland festgeschrieben, ist dies ein Erfolg der Starken Schule beider Basel.
Mit der Lehrmittelfreiheit wird ihre Volksinitiative zum «Ausstieg aus dem
gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt» umgesetzt. Diese nicht
formulierte Initiative hat der Landrat im vergangenen Februar gutgeheissen –
und damit die Regierung beauftragt, dem Landrat eine Umsetzungsvorlage vorzulegen.
Wenn der Zeitplan eingehalten werden kann, geschieht dies spätestens im
kommenden Februar durch einen entsprechenden Regierungsbeschluss. Verläuft
anschliessend alles nach Plan, wird Baselland Mitte 2020 der erste Kanton sein,
der von der umstrittenen Mehrsprachendidaktik wieder abrückt. Diese war
seinerzeit von den sechs Kantonen Baselland, Basel-Stadt, Bern, Solothurn,
Freiburg und Wallis gemeinsam eingeführt worden.
Kompromiss
erreicht
Der
Staatsvertrag der sechs Kantone muss inzwischen nicht mehr gekündigt werden; er
ist im vergangenen Sommer ausgelaufen. Dennoch war die jetzt im Baselbiet
geplante Rückkehr zu einem strukturierten Sprachunterricht alles andere als
einfach. Die im Bereich der Volksschule aktiven Gremien waren sich in der
Beurteilung des Fremdsprachen-Unterrichts uneinig, sodass schon nur der
Kompromiss der Lehrmittel-Freiheit für Lehrerinnen und Lehrer ein Meilenstein
ist. Der Bildungsrat, die Amtliche Kantonalkonferenz als offizielle staatliche
Lehrerinnen- und Lehrerorganisation, der Verband der Schulleiterinnen und
Schulleiter, der Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland LVB, die Gewerkschaft
VPOD sowie die Starke Schule beider Basel wurden im laufenden Jahr von der
Bildungsdirektion unter Federführung von Regierungsrätin Monica Gschwind
zusammen mit Parlamentsvertretern im Monatsrhythmus in einer Taskforce
Fremdsprachen versammelt.
Inzwischen
ist bereits eine Arbeitsgruppe mit Fachlehrerinnen und -lehrern mit dem
Umsetzungskonzept der geplanten Lehrmittel-Freiheit beschäftigt. Sie sucht nach
den neuen Lehrmitteln sowie nach den Stoffinhalten und Themen, die im Lehrplan
verankert werden sollen. Beschliessen wird die Lehrmittelliste der Bildungsrat.
Dieser hat kürzlich in einer Medienmitteilung bekräftigt, dass er sich hinter
das neue Lehrmittelkonzept stellt. «Jede Lehrperson soll aus einer kantonalen
Lehrmittelliste frei wählen können, mit welchen Lehrmitteln sie die
Bildungsziele des Lehrplans Volksschule Basel-Landschaft bearbeitet und
erfüllt», heisst es im Communiqué. Es sei dem Bildungsrat zudem «ein
ausdrückliches Anliegen», für alle Fächer und Schulstufen «ein methodisch und
didaktisch vielfältiges Angebot an Lehrmitteln» zur Auswahl zu stellen.
Auswahl für
alle Fächer
Diese
Absichtserklärung hat die Starke Schule «sehr, sehr positiv aufgenommen», sagt
Jürg Wiedemann, Landrat und Initiator der Starken Schule. Er rechne es dem
Bildungsrat hoch an, dass er zu diesem Kompromiss Hand bietet. Wiedemann
begrüsst auch ausdrücklich, dass diese Absicht für alle Fächer gilt: «Damit
wird mehr realisiert, als wir beabsichtigt haben.»
Die
Initiative der Starken Schule hatte sich nur auf die Fremdsprachen beschränkt.
Die im Sommer lancierte zweite Initiative gegen die Lehrmittel Mille feuilles,
Clin d’Oeil und New World werde die Starke Schule vorläufig zurückhalten und
nur einreichen, wenn sie noch nötig ist.
Positiv
reagiert hat auch der Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland, der die
Methoden- und Lehrmittel-Freiheit ebenfalls begrüsst. «Es soll keine Lehrperson
gezwungen werden, mit einem Lehrmittel unterrichten zu müssen, das ihrer
Vorstellung von wirksamem Fremdsprachenunterricht grundsätzlich widerspricht»,
heisst es in der Stellungnahme. Die Lehrmittel müssten auch wirklich
unterschiedliche Wege zum Ziel ermöglichen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen