Der Lehrermangel beschäftigt nicht nur die Bildungsdirektion und Schulleitungen, sondern auch mich als Sekundarlehrer mit 35-jähriger Schulerfahrung an der Zürcher Oberstufe. Hört man sich bei Maturanden um, erhält man Antworten wie: Ein Hochschulstudium an der Uni oder der ETH ist attraktiver und nur unwesentlich länger als eine Ausbildung an der PH. Das gesellschaftliche Ansehen des Lehrerberufes lässt sich kaum ändern, und mit finanziellen Anreizen holt man kaum die Richtigen ins Boot.
Zürichsee-Zeitung, 18.7. Leserbrief von Thomas Bächinger
Deshalb:
Erstens, die Ausbildung muss verkürzt, praxisnäher und wieder mehr
Angelegenheit von Praktikern werden. Im Umfeld der PH wirken zu viele
Erziehungswissenschaftler, Mentoren und andere Lehrbeauftragte ohne genügend
Unterrichtserfahrung.
Zweitens: Die PH sollte an den Mittelschulen werben, so
wie es die Hochschulen tun.
Drittens: Ein Lehrplan wie der neue mit 3500
Kompetenzen hilft gerade jungen Lehrpersonen schwerlich, Orientierung zu
finden. Er fördert Beliebigkeit, anstatt eine praktikable Hilfe in der
Gestaltung des Unterrichts zu bieten.
Viertens: Die Bildungsdirektion sollte
die Situation nicht schönreden, sondern dazu stehen, dass viele Stellen mit
nicht entsprechend qualifizierten Personen besetzt sind.
Fünftens: Im
IF-Bereich sollten auch normal ausgebildete Lehrpersonen - die ja in ihren
Klassen auch mit Heterogenität umgehen müssen - ohne HfH-Ausbildung
leistungsschwache Kinder unterrichten können. Dass für Logopädie, Legasthenie
oder das Unterrichten geistig Behinderter eine Spezialausbildung sinnvoll ist,
versteht sich von selbst.
Und sechstens: Erfolgreichen, langjährigen
Lehrpersonen sollte auch von Schulleiterseite mehr Wertschätzung
entgegengebracht werden. Viele Schulleitungen sind derart mit der Besetzung
offener Stellen, mit Vorgaben der Bildungsdirektion, Anliegen von Eltern und
Schulreformen absorbiert, dass langjährige Mitarbeiter vergessen gehen.
Zu
hoffen bleibt, dass wieder mehr Jugendliche Freude an dieser wunderbaren und
vielseitigen Tätigkeit finden. Und dass die Wertschätzung gegenüber den
Lehrpersonen nicht nur dann zu steigen beginnt, wenn das eigene Kind nach
Jahren ständig wechselnder Lehrer einen guten bekommt.
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