Eltern
der Oberstufe Rheineck sind unzufrieden mit der Art der Schulführung und haben
sich beim Kanton beschwert. Auch die Informationspolitik prangern sie an, die
insbesondere nach Polizeieinsätzen an der Schule fehlte.
Kündigungswelle an Rheinecker Schule: Krisenintervention wird beigezogen, St. Galler Tagblatt, 30.7. von Gert Bruderer
Mehrere ehemalige Lehrerinnen und Lehrer der Oberstufe Rheineck sollen
die Ansicht der unzufriedenen Eltern teilen. Zwar äussert sich von ihnen
niemand, doch eine Kündigungswelle im letzten Schuljahr lässt sich als Indiz
für Unstimmigkeiten werten. Gegenüber den Eltern sollen scheidende Lehrer
gesagt haben, die Kündigung habe nichts mit den Jugendlichen oder dem Team zu
tun. Acht Lehrpersonen hätten die Oberstufe verlassen, zwei von ihnen schon im
Februar, klagen jene Eltern, die nun dem Amt für Volksschule geschrieben haben.
Ihr Fazit:
«Ein Klima von Unsicherheit und Resignation
blockiert das Team.»
Kritik wird vor allem an Schulleiter Gregor Loser geübt, der erst vor
einem Jahr die Stelle angetreten hat. Doch auch dem Schulrat wird eine
unbefriedigende Arbeit bescheinigt. Dass ein Mitglied der Schulkommission das
Verhalten unzufriedener Eltern als «kindisch» bezeichnet und gefordert haben
soll, den Ball flach zu halten, stösst den Betroffenen besonders sauer auf.
Schulkommissionspräsident Oscar Kaufmann nimmt «zu einzelnen Sitzungsvoten, die
auch in der Hitze des Diskussionsgefechts fallen können, keine Stellung».
Anliegen von Eltern würden aber «sehr ernst genommen».
«Probleme werden unter den Teppich
gekehrt»
Die Kinder der unzufriedenen Eltern stammen aus zwei Klassen. Es sind
zum einen Schüler der ab diesem August gemischten zweiten Klasse Sek/Real sowie
Jugendliche der künftigen dritten Sekundarschulklasse. Eltern dieser dritten
Klasse haben sich mit 17 Unterschriften an den Kanton gewandt. Eltern der anderen
Klasse beabsichtigten ebenfalls, eine Beschwerde einzureichen. Was sie
erreichen möchten? – «Eine Qualitätsverbesserung.» Beanstandet wird vor allem,
dass «spärlich und lückenhaft informiert» und «Probleme unter den Teppich
gekehrt» würden. Vorkommnisse würden schöngeredet und bagatellisiert,
geschätzte Lehrpersonen verunglimpft, ihre Nachfolger unverhältnismässig
gelobt. Statt den Wegzug einer weiteren Lehrerin bekannt zu geben, sei diese
auf der neuen Lehrerliste einfach nicht mehr aufgeführt.
Probleme an der Oberstufe lassen sich weitere finden: Zum Beispiel
bekommen die künftigen Drittsekschüler, seit sie in der Oberstufe sind, die
fünfte Lehrperson in Mathe: Nachdem die erste Lehrerin schwanger geworden war,
kam eine Vertretung für sechs Monate, danach ein Lehrer, der inzwischen
kündigte. Der nächste Mathelehrer kündigte ebenfalls, sodass die kommende
Bezugsperson die fünfte ist. Auch die Ergebnisse von Rheinecks Jugendlichen bei
der Kanti-Aufnahmeprüfung sind für die Oberstufe kein Ruhmesblatt: Nur zwei von
sechs Prüflingen haben bestanden.
«Qualifikation ist wichtiger als
Schnellbleiche»
Dass Gregor Loser über keine Schulleiterausbildung verfügt, verstärkt
die Kritik an ihm. Er selbst hält fest, die Schulkommission habe seine
fachliche Qualifikation und seine Berufs- und Führungserfahrung für wertvoller
gehalten als eine Schulleiter-Schnellbleiche für Nicht-Fachpersonen. Gemäss
Schulkommissionspräsident Oscar Kaufmann sei Gregor Loser «bestens
qualifiziert». Sein anfängliches 35-Prozent-Pensum wurde auf 45 Prozent erhöht.
Als unbefriedigend werten Eltern weiter, dass sie mit ihrem Begehren,
das Schulqualitätskonzept einzusehen, keinen Erfolg gehabt hätten. Ein lokales
Qualitätskonzept zu haben, ist für jede Schule Pflicht. Nach Auskunft von Oscar
Kaufmann wird das Qualitätskonzept derzeit gemäss den kantonalen Vorgaben neu
erarbeitet.
Keine näheren Angaben wegen
Persönlichkeitsschutz
Loser und Kaufmann waren zunächst nicht bereit, sich zur Beschwerde
durch Eltern gegenüber dieser Zeitung zu äussern, liessen sich aber umstimmen
und beantworteten Fragen schriftlich. Trifft es zu, dass Rheinecks Oberstufe im
letzten Schuljahr acht Lehrkräfte verlor, nachdem sieben von ihnen gekündigt
hatten? Kaufmann schreibt: Nein. Auf Ende des ersten Semesters hätten zwei
Lehrpersonen die Schule verlassen. Vier Lehrpersonen hätten das
Arbeitsverhältnis aufgelöst, darunter seien auch natürliche Abgänge. Ein
befristeter Arbeitsvertrag sei auf eigenen Wunsch aus familiären Gründen nicht
verlängert worden.
Laut Kaufmann wurde über die Abgänge informiert, wegen des
Amtsgeheimnisses und aus Persönlichkeitsschutz durften aber keine weiteren
Umstände bekannt gegeben werden.
Krisenintervention war einbezogen
In ihrer Beschwerde ans Amt für Volksschule listen die Eltern auf, was
alles der Schulleiter ihres Erachtens besser hätte machen sollen. Erwähnt wird
ein damals publik gewordener Polizeieinsatz an der Schule, wobei es um
gestohlene Mobiltelefone ging. Die Eltern bemängeln, dass trotz «diverser
Polizeieinsätze» sie nicht informiert worden seien. Laut Schulleiter handle es
sich bei der polizeilichen Arbeit nicht um Schulisches und beruft sich weiter
auf Datenschutz und Persönlichkeitsrechte.
Die Eltern beanstanden zu-dem, bestehende Regeln wie die Helmpflicht
würden nicht durchgesetzt und «problematisches Verhalten» einzelner,
auffälliger Jugendlicher habe «keine oder nur eine zögerliche Reaktion» zur
Folge. Auch der plötzliche Verzicht auf die (inzwischen wieder benützte)
Pausenglocke ist erwähnt.
Nach dem Elternabend war das Gefühl
gut, passiert ist aber nichts
Weil Unstimmigkeiten an Rheinecks Oberstufe schon länger bestehen,
hatten Eltern auf eine Aussprache gedrängt. Dass der am 21. Mai durchgeführte
Elternabend erst auf Druck zu Stande kam, begründet Gregor Loser damit, dass
kein Grund für einen Sonder-Elternabend bestanden habe. Dem «Wunsch einer
kleinen Elterngruppe» sei dann aber vom «aus Kulanz stattgegeben» worden.
Oscar Kaufmann nahm an der Veranstaltung ebenso teil wie eine Vertretung
der Krisenintervention. In einem Brief vom 14. Juni an Oscar Kaufmann halten
Eltern fest, der Anlass sei «sehr konstruktiv» gewesen. Die Eltern hatten am
Ende ein «positives Gefühl» und «spürten das Wohlwollen des
Schulkommissionspräsidenten». Passiert sei aber nichts. «Für uns Eltern ist das
inakzeptabel.»
2015 wählte der Stadtrat von Rheineck den Fratton-Mann Stefan Gander (Haus des Lernens) als neuen Schulleiter. „Der Unternehmer im Lehrer: Er ist gekommen, um die Rheinecker Oberstufe umzukrempeln“ titelte das Tagblatt 2016.
AntwortenLöschen2018 nahm er den Hut... Wer weiss warum?
„Nach mehreren Gesprächen hat der Stadtrat Gregor Loser per 1. August 2018 als neuen Schulleiter für die Oberstufe gewählt.“ Dieser ist schon nach einem Jahr gescheitert...