Bald
beginnen die Sommerferien. In St.Georgen steht damit ein grosser Abschied an:
Zehn Lehrerinnen und Lehrer verlassen die Schulhäuser Hebel und Bach. Die
Gerüchteküche brodelt.
Vier von zehn Lehrern gehen: Eltern in St. Georgen sind beunruhigt, St. Galler Tagblatt, 11.6. von Marlen Hämmerli
Eine Nachfrage ergibt:
Zwei Lehrerinnen und ein Lehrer werden pensioniert, zwei nehmen
Mutterschaftsurlaub. Fünf haben gekündigt. Es geht das Gerücht, ein Grund für
die Kündigungen sei Schulleiterin Ursula Litscher. Sie habe keine Anzeichen,
dass dieses Gerücht zutreffe, schreibt Marlis Angehrn, Leiterin der
Dienststelle Schule und Musik, auf Anfrage. Von den drei Männern und zwei
Frauen, die die Kündigung eingereicht haben, wechseln zwei Personen in die
Privatwirtschaft, eine an eine andere städtische Primarschule. Eine plant
gemäss Litscher, vermehrt stellvertretend zu arbeiten. Die fünfte Person habe
noch keine konkreten Pläne.
Alle Männer verlassen die Schulhäuser Hebel
und Bach
Die Abgänge haben Folgen
für die Schulkinder: Künftig unterrichten in St.Georgen nur noch Lehrerinnen.
Alle Lehrer – bisher waren es vier – werden die Primarschulen Hebel und Bach
verlassen. Die offenen Stellen wurden mit Frauen besetzt. Einzig die Stelle einer
Heilpädagogin oder eines Heilpädagogen ist noch offen.
«Die Suche ist intensiv
und zeitaufwendig. Wie immer, wenn man gute Lehrpersonen einstellen will», sagt
Litscher. Das sei schon seit vielen Jahren so, insbesondere bei der Suche nach
schulischen Heilpädagogen.
Kürzlich warnte der
Schweizer Lehrerverband, der lang angekündigte Lehrermangel zeige sich nun
deutlich. Demnach können zwar viele Schulen offene Stellen noch immer besetzen,
doch häufig nicht mit «adäquat ausgebildeten» Personen. Stattdessen würden
Lehrer aus anderen Fächern oder Stufen sowie Quereinsteiger ohne Ausbildung
eingestellt.
In St.Georgen wurden die
offenen Stellen gemäss Litscher sowohl mit erfahrenen Lehrpersonen besetzt, als
auch mit welchen, die diesen Sommer die Pädagogische Hochschule St.Gallen
(PHSG) abschliessen.
Im Riethüsli wissen Schüler nicht, wer sie
unterrichten wird
Lehrerinnen und Lehrer,
die aussteigen, pensioniert werden oder ihr Pensum reduzieren: All das sind
Gründe für den Lehrermangel, hinzu kommen die steigenden Schülerzahlen. In
St.Gallen werden diesen Sommer neue Kindergärten und Primarschulen eröffnet,
etwa im Riethüsli. Gleichzeitig gehen dort fünf Lehrpersonen. Drei Lehrerinnen
werden pensioniert. Eine Lehrerin und ein Lehrer haben gekündigt. Für vier
Stellen fand Schulleiter Oskar Sturzenegger «relativ schnell» Ersatz. Doch er
bestreitet nicht, dass der Markt ausgedünnt ist: «Früher
war es im Mai und Juni noch einfacher, neue Lehrpersonen zu finden. Heute haben
zu diesem Zeitpunkt die meisten Abgänger der PHSG bereits eine Stelle
gefunden.»
Speziell ist die Situation
im Riethüsli, weil dort künftige Viert- und Fünftklässler noch nicht wissen,
wer sie nach den Sommerferien unterrichten wird. Die Stelle einer
Doppelklassenlehrerin ist noch unbesetzt, nun wurde sie zum zweiten Mal
ausgeschrieben. «Wir erhalten Bewerbungen, aber vor allem aus Österreich und
Deutschland», sagt Schulleiter Oskar Sturzenegger. «Abzuklären, ob deren Diplom
hier gültig ist, ist ein Aufwand.» Er hoffe noch immer, Ersatz zu finden.
26 Lehrpersonen haben gekündigt
Auch in anderen
Schulquartieren läuft die Suche nach Lehrern noch. Ob der Lehrermangel in
St.Gallen ein Problem ist, kann Dienststellenleiterin Marlis Angehrn deshalb
noch nicht sagen. Zu den Kündigungen sagt sie: «Wir erkennen derzeit kein
Anzeichen für eine Häufung.» Über die ganze Stadt haben auf Ende Schuljahr 26
Lehrpersonen gekündigt, 27 werden pensioniert. Auf 900 Lehrerinnen und Lehrer
entspricht die Fluktuation knapp sechs Prozent.
Auffällig wären laut
Angehrn sechs oder mehr Kündigungen mehrere Jahre hintereinander an derselben
Schule.
«Bei
den aktuell genannten Kündigungsgründen, soweit mir diese bekannt sind, lassen
sich keine Besonderheiten er kennen.» Die häufigsten Gründe für
Abgänge seien Pensionierungen, berufliche Neuorientierungen, Zusatzausbildungen
und private Veränderungen, wie etwa Mutterschaft oder ein Umzug. Trotzdem haben
die vielen Abgänge in St.Georgen zu Reden gegeben. Über die personellen
Veränderungen wurden die Eltern kürzlich per Schreiben informiert.
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