Wer
mit jungen Menschen zu tun hat, weiss um ihr historisches Interesse und erlebt,
wie sie sich von Zeiten und Kulturen faszinieren lassen. Er kennt ihren Wunsch
nach Verstehen eigener und fremder Welten. Doch die Sachkenntnis ist klein, das
Wissen um Zusammenhänge bescheiden. Wegschauen ist keine Lösung; die Schule
müsste Gegensteuer geben. Stattdessen schafft sie Geschichte als Fach ab (NZZ
2. 7. 19). Sobald aber eine Disziplin als eigenständiger Bereich verschwindet,
verschwindet auch der Inhalt. In den Köpfen der Kinder sowieso. Stattdessen
gibt es nun Sammelfächer wie Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG). Doch vor einem
solchen Sammelsurium warnte der renommierte Entwicklungspsychologe Franz E.
Weinert, auf den sich der ganze Lehrplan 21 beruft: «Fächer sind als
Wissenssysteme unerlässlich für kognitives Lernen. Es gibt überhaupt keinen
Grund für einen heterogenen Fächer-Mischmasch.» Das progressive deutsche
Bundesland Hessen schaffte das Schulfach Geschichte vor einigen Jahren ab und
führte es in der Zwischenzeit wieder ein – durch Aktualität eines Besseren
belehrt. Wann folgt die Schweizer Bildungspolitik?
NZZ, 29.7. Leserbrief von Carl Bossard
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