Im Bildungsbereich ist
viel in Bewegung: Zwar ist die Volksschule nach wie vor die Norm und die
meisten Kinder besuchen eine öffentliche Institution. Doch Homeschooling – der
Privatunterricht zu Hause – erfreut sich zunehmender Beliebtheit.
Der Unterricht daheim gewinnt im Kanton Luzern an Beliebtheit, Luzerner Zeitung, 4.6. von Ernesto Piazza
Diese Entwicklung lässt
auch Parlamentarier aktiv werden. Im Oktober hatte die Grossstadträtin Sandra
Felder-Estermann (FDP) eine Interpellation zum Thema Privatschule eingereicht.
Jetzt nimmt die Regierung zum Vorstoss «Homeschooling» von Rosy Schmid-Ambauen
(FDP) Stellung. Ihn haben 13 freisinnige Kantonsräte mitunterzeichnet.
Schülerzahl innert acht Jahren verfünffacht
Aus der Antwort geht
hervor: In den letzten acht Jahren ist die Zahl der Zuhause Unterrichteten von
13 auf 63 gestiegen. Aktuell liegt sie gemäss Angaben des Regierungsrats bei 73.
Wobei Martina Amato davon ausgeht, «dass diese Zahl noch weiter ansteigt.» Die
Oberkircherin hat zu dieser Thematik ein Buch mit dem Titel «Schule einfach
anders» geschrieben. Gemäss einer Umfrage des Tagesanzeigers sind es derzeit
schweizweit knapp 2100 Kinder, die zu Hause unterrichtet werden. Am stärksten
verbreitet sei Homeschooling in den Kantonen Waadt und Bern.
Schmid will in ihrer
Anfrage etwa wissen, welche Gründe zum Antrag und zum Entscheid für
Homeschooling führen. Als Hauptkriterium für Privatunterricht werde von den
Eltern die Übernahme der Verantwortung für die schulische Bildung ihrer Kinder
genannt, schreibt die Regierung. Ein weiterer Aspekt seien die negativen
Erfahrungen in der Schule. Mit dem Privatunterricht sollten die Kinder die Freude
am Lernen wiederfinden. Das Bildungs- und Kulturdepartement muss hierfür eine
Bewilligung erteilen. Die Prüfung des Gesuchs erfolgt durch die Abteilung
Schulaufsicht der Dienststelle Volksschulbildung.
Privatunterricht erteilende Personen müssen
über Bewilligung verfügen
Beim Privatunterricht sind
die Bildungsziele der Volksschule auch verbindlich und der Unterricht muss nach
dem geltenden Lehrplan des Kantons Luzern durchgeführt werden. Die Eltern geben
laut Regierung als Vorteile vor allem «individuelles, interessengeleitetes
Lernen und die flexible Lernzeitgestaltung» an. Aus pädagogischer Sicht wird
unter anderem eine «sehr individuelle Förderung» hervorgehoben.
Die Hildisrieder
Kantonsrätin interessiert auch, wie sich die Ergebnisse beim Unterricht Zuhause
im Vergleich zu den Schülern an den Volksschulen verhalten. Daten über die
entsprechenden Bildungslaufbahn mit Privatunterricht würden nicht systematisch
erhoben und es bestehe keine Rechenschaftspflicht der Eltern, schreibt die
Regierung. Bis jetzt sei bekannt, dass sich das Spektrum nach der
obligatorischen Schulzeit von einer Lehre bis zum abgeschlossenen
Universitätsstudiums bewegt. Privatunterricht erteilende Personen müssen über
eine Bewilligung verfügen. Sie nennen als Vorteile, so der Kanton, dass sie in
dieser Ausbildungsform auf die «individuellen Lernvoraussetzungen und
persönliche Interessen der Lernenden gezielt eingehen können».
Aus Dienststellensicht
kann es «durchaus sein, dass der Privatunterricht für das eine oder andere Kind
eine geeignetere Unterrichtsform darstellt als in einer Volksschulklasse». Die
«relativ hohe Zunahme beim Privatunterricht» so der Kanton, wird zum Teil
darauf zurückgeführt, dass nicht in jedem Fall ein Lehrdiplom beziehungsweise
eine pädagogische Ausbildung vorgewiesen werden müsse. Dem Privatunterricht
stehe man neutral gegenüber. Die gesetzlichen Grundlagen unterscheiden sich je
nach Kanton teilweise erheblich.
Kanton spart, wenn Kinder Zuhause
unterrichtet werden
Was den finanziellen
Aspekt betrifft, spart der Kanton die Pro-Kopf-Beiträge an die Gemeinden. Diese
liegen pro Jahr beim Kindergarten aktuell bei 3035 Franken, in der Primarschule
bei 3752 Franken und in der Sekundarschule bei 5116 Franken. Zudem können die
Kommunen in der Regel die Lehrmittelkosten einsparen. Für Amato ist hingegen
klar: «Überall sind Veränderungen im Gange – sie machen auch im Bildungswesen
nicht halt.» Es sei eine Zeiterscheinung und eine Herausforderung, sich andere
Bildungsformen leisten zu können.
Bei den Luzerner
Privatschulen liegt die Zahl der Schüler bei 500 und damit auf dem Niveau des
Schuljahrs 2009/10. Insgesamt besuchen im Kanton Luzern zirka 40 000 Schüler
die obligatorische Schule.
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