Ab Herbst bleiben in Basel-Stadt drei Schulen auch
während der Ferien geöffnet. Damit werden berufstätige Eltern entlastet.
Kinder sollen das ganze Jahr zur Schule, 20 Minuten, 3.6.
Als Kind möchte man in den Ferien vor allem
eines: weit weg von der Schule sein. Doch nun bietet Basel-Stadt an drei
Schulhäusern auch während den Ferien ein tagesfüllendes Programm an. Der Pilotversuch, der im Herbst am drei Schulen
anläuft, bietet Kindergärtlern und Schülern vom ersten bis zum sechsten
Primarjahr auch während den Ferienwochen eine Tagesstruktur, wie die «bz Basel» berichtet.
Claudia Magos, Leiterin
Fachstelle Tagesstrukturen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt, betont, dass
es sich nicht um Unterricht handle: «Ferienerlebnisse stehen im Vordergrund.»
Für die Entwicklung von Kindern seien freie Zeiten äusserst wichtig – «umso
mehr, da es ja Ferien sind.» Jeweils von 8 bis 18 Uhr soll ein vielfältiges
Programm geboten werden: Mit «geführten Aktivitäten» wie Basteln,
Bewegungsspielen sowie Museums- und Zoobesuchen aber auch «freien Aktivitäten»
wie Bauklötze stapeln, Eisenbahnen bauen oder Kasperlitheater spielen. Das
Angebot werde von den Betreuern – mehrheitlich Sozialpädagoginnen und
Fachpersonen Betreuung Kinder – unter Berücksichtigung der Wünsche der Kinder
geplant.
Vereinbarkeit von Familie
und Beruf
Mit dem Angebot, das fürs
erste im Schuljahr 2019/20 stattfindet, werden berufstätige Eltern entlastet.
Der Basler SP-Grossrat Kaspar Sutter, der dieses Betreuungsangebot in einer
Motion vor zwei Jahren gefordert hat, sagt: «Kinder haben 14 Wochen Ferien, die
meisten Eltern jedoch nur 4 bis 6.» Mit seinem Vorstoss wolle er die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf steigern. Mit knapp 60 Franken pro Tag ist
die Ferienbetreuung an den Schulen in etwa halb so teuer wie Kitas. Zudem
besteht die Möglichkeit, sich nur tageweise anzumelden.
Doch sieht Sutter auch
Vorteile für die Kinder: «Sie bleiben auch während den Ferien in den bekannten
Strukturen, gehen in das gleiche Gebäude und haben im Optimalfall
Betreuungspersonen, die sie schon kennen.» Deshalb sei es auch sein
Langzeitziel, dass sämtliche Basler Schulen ihr Angebot zumindest in
reduzierter Form das ganze Jahr hindurch anbieten. Das Platzangebot ist
beschränkt, gemäss Regierungsbericht geht der
Kanton von Kosten zwischen 417'000 und 495'000 Franken aus. Sutter betont, dass
es hier dynamische Effekte gebe: «Zum einen werden Kosten für Kitas teilweise
entfallen, zum anderen dürfte der Kanton wegen des positiven Einflusses auf die
Arbeitswelt mehr Steuereinnahmen bekommen.»
Private Angebote
Kritischer sieht
SVP-Grossrat Joël Thüring den Pilotversuch: «Unsere Partei war schon damals
gegen diese Motion und wir betrachten die Entwicklung weiterhin kritisch.» Für
ihn ist nicht der Staat in der Pflicht, eine lückenlose Betreuung für Kinder zu
gewährleisten: «Wer sich für eine Familie entscheidet, der soll sich in den
Ferien selber organisieren.» Mit Grosseltern, Freundeskreis oder einem anderen
Erziehungsberechtigten im Umkreis müsse das gut möglich sein, sagt er. «Zudem
gibt es bereits zahlreiche private Angebote wie Sportlager, Pfadi oder
kirchliche Aktionen, die in den Ferien stattfinden», so Thüring. Schliesslich
sei es auch für das Kind besser, wenn es neben dem schulischen Umfeld auch
andere Eindrücke sammeln könne.
Schweizweit steht Basel
mit seinem Pilotprojekt nicht alleine da. Auch in anderen Kantonen kennt man
die Ferienbetreuung durch Schulen, wobei die Schweizerische Konferenz der
kantonalen Erziehungsdirektoren EDK auf Anfrage keine umfassende Übersicht
liefern konnte, weil die einzelnen Gemeinden dies unterschiedlich handhaben.
Zumindest in den Kantonen Bern und Zürich gibt es neben den üblichen Angeboten
wie Ferienpässen, Sportlagern und Kitas mancherorts auch eine Ferienbetreuung
an den Schulen. Die Erziehungsdirektion des Kantons Bern bezeichnet dieses
Angebot auf ihrer Homepage als «wichtigen
Standortvorteil».
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