Am
Samstag ist Bündelitag. Der Stellenmarkt für Pädagogen und Pädagoginnen tritt
in die heisseste Phase. Knapp sechs Wochen bleiben den Schulleitungen, die
offenen Stellen zu besetzen – dann sind die Sommerferien vorbei, die
Schülerinnen und Schüler stehen wieder auf der Matte.
Pädagogen dringend gesucht, Basellandschaftliche Zeitung, 26.6. von Benjamin Wieland
Das Gerangel um die
letzten freien Lehrpersonen ist gross. Der Stellenmarkt ist in der ganzen
Schweiz angespannt. Das spüren auch die beiden Basel. Alleine der Landkanton
hat derzeit über vierzig Stellen ausgeschrieben. Die Schulen im Baselbiet
suchen querbeet alles: von der Klassenlehrerin für die Primarschule über den
Kleinklassen-Lehrer
bis zur Elektro-Lehrperson an der Gewerblich-industriellen Berufsfachschule in
Muttenz.
Experten gefragt
Als angespannt, aber nicht dramatisch bezeichnet
Monique Juillerat die Lage. Die Mediensprecherin der Baselbieter
Bildungsdirektion sagt, es sei an sich nichts Ungewöhnliches, dass vor den
Sommerferien noch Personal gesucht werde. Trotzdem: «Es ist derzeit schwierig,
Schulleitungen für die Primarschulen zu finden. Auch Heilpädagoginnen und
-pädagogen sind rar. Das ist schon seit Jahren so.»
Basel-Stadt hat weniger
Stellen ausgeschrieben, etwas mehr als ein Dutzend. Im Stadtkanton sind
ebenfalls spezialisierte
Tätigkeiten gefragt, etwa «Fachexperten für den Fachbereich Deutsch» oder eine
«Fachperson Logopädie, 40 bis 50 Prozent». Laut Simon Thiriet, Sprecher des
Basler Erziehungsdepartements, ist die Situation gleich wie in den Vorjahren.
«Die grössten Herausforderungen bestehen traditionellerweise bei den
heilpädagogischen Berufen.»
In beiden Basel fällt auf: Die ausgeschriebenen
Positionen sind meist niederprozentig.
Pensionierte ins Schulzimmer
Der
Lehrermangel werde sich weiter zuspitzen, sagt Beat Zemp. Der Präsident des
Dachverbandes der Schweizer Lehrkräfte LCH und ehemalige Lehrer am Gymnasium
Liestal sprach im Radio «SRF» von einer «dramatischen Entwicklung». In fünf
Jahren werde ein historischer Höchststand bei den Schülerzahlen erreicht. Das
Wachstum ist auch in der Nordwestschweiz beeindruckend. Zwischen 2008 und 2018
stieg in BaselStadt die Zahl der Klassen an den öffentlichen Schulen um fast
ein Drittel. Im Baselbiet wuchert der Bildungssektor weniger stark, jedoch erleben
einzelne Gemeinden eine regelrechte «Primarschülerschwemme», etwa Binningen.
Der zuständige Gemeinderat Philippe Meerwein sagt zur bz: «In den letzten zehn
Jahren verzeichneten wir bei den Primarschulen ein Wachstum von 50 Prozent.
Auch wenn man das eine zusätzliche Primarschuljahr infolge von Harmos abzieht,
ist das Plus noch immer beachtlich.» Als Reaktion bleibt dem Gemeinderat nur,
in Mauern zu investieren. So will Binningen im Zentrum einen neuen Schulcampus
bauen.
In Kantonen wie Bern ist die Situation derart prekär, dass die
Bildungsdirektionen erwägen, Lehrkräfte aus dem Ruhestand zurückzubeordern. In
den beiden Basel bestand bislang kein Bedarf an solchen Notfallszenarien.
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