Es sei alles rechtens zu- und hergegangen und es bestehe kein
Handlungsbedarf: Etwa so war die Quintessenz der Antwort des Stadtrates auf
eine Aufsichtsbeschwerde, die drei Lehrer des Schulhauses Buchental 2016 gegen
das damalige Schulamt einreichten, nachdem die Stadt mit dem Schulleiter das
Arbeitsverhältnis in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst und einem Reallehrer
fristlos gekündigt hatte. Das Verwaltungsgericht des Kantons St. Gallen hat in der Zwischenzeit
entschieden, der Reallehrer sei zu Unrecht fristlos entlassen worden, weil ihm
das rechtliche Gehör nicht gewährt wurde und er vor der Entlassung nicht
verwarnt worden war.
Nach Verwaltungsgerichtsentscheid: Ehemalige St. Galler Lehrer reichen dem Stadtrat eine Aufsichtsbeschwerde ein, St. Galler Tagblatt, 13.6. von Daniel Wirth
Der Wortlaut ist der gleiche
Darum haben die Lehrer die Aufsichtsbeschwerde im selben Wortlaut erneut
eingereicht, wie sie gestern an einer Medienkonferenz erklärten. Sie
reklamieren in ihrer Beschwerde ein «forsches und ungerechtes Vorgehen» des
Schulamts, der heutigen Dienststelle Schule und Musik.
Die ehemaligen «Buchental»-Lehrer Markus Fässler, Jörg Bodenmann, Werner
Erni und Manfred Abderhalden traten gestern vor die Medien, weil sie auf dem
offiziellen Weg nicht zu ihrem Ziel gekommen waren, wie es Markus Fässler
formulierte.
Und weil sie mit Namen hinstehen wollten für etliche andere Lehrpersonen
und Schulleiter, die sich wie sie nicht wertgeschätzt fühlten, aber sich nicht
öffentlich äussern wollten, weil sie bei der Stadt im Lohn stünden und um ihre
Stelle fürchten müssten, falls sie leise Kritik übten.
«Wir haben oft das Gespräch gesucht»
Sie hätten mehrere Male das Gespräch gesucht, mit Dienststellenleiterin
und Stadtrat. Es sei aber nie zu einem solchen gekommen, sagt Fässler.
«Hätte der Stadtrat die Aufsichtsbeschwerde 2016 zum Anlass genommen,
der Sache im ‹Buchental› auf den Grund zu gehen, wäre das die Steuerzahler der
Stadt St. Gallen günstiger gekommen», ärgert sich Fässler heute noch.
Stadt muss Lehrer entschädigen
Die Stadt musste dem fristlos entlassenen Reallehrer gegen 100000
Franken Lohn nachzahlen. Was erhoffen sich die Beschwerdeführer von ihrer erneuten Intervention
beim Stadtrat? «Dass die Sache noch einmal aufgerollt wird nach dem Entscheid
des Verwaltungsgerichts», sagt Fässler. In St. Gallen möge es heute nur noch
Lehrer leiden, die alles abnickten, was von der Schulleitung und aus dem
Amtshaus käme. Das könne nicht sein.
Stadtrat Markus Buschor, Vorsteher der Direktion Bildung und Freizeit,
weiss seit einer Woche vom Eingang der Aufsichtsbeschwerde. Er könne der
Antwort des Stadtrats nicht vorgreifen, sagt Buschor auf Anfrage.
Er persönlich könne sich aber nicht vorstellen, dass der Stadtrat die
gleichlautende Beschwerde anders beantworten werde wie beim ersten Mal. Zum
Vorwurf des aufmüpfigen «Buchental»-Quartetts, er als Stadtrat und die
Amtsleiterin seien nicht gesprächsbereit gewesen, sagt Markus Buschor: «An mich
persönlich kam keine Anfrage.» Eine Gespräch mit einer Gruppe von Lehrpersonen
habe er indes geführt; Markus Fässler sei dabei gewesen.
Dienststelle führt Workshops durch
Den Vorwurf, Lehrer dürften sich heute nicht mehr einbringen in die
Entwicklung der Schule, weist der Schuldirektor entschieden von sich. «Ich und
die Leitung der Schule und Musik wünschen uns Lehrerinnen und Lehrer, die sich
gegenüber den Kindern und Jugendlichen, den Eltern und gegenüber Kolleginnen
und Kollegen korrekt verhalten», sagt er. Einbringen könnten sich Lehrpersonen
täglich in den Schulhausteams, bei den pädagogischen Dialogen und in
regelmässig stattfindenden stadtweiten Workshops.
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