Immer wieder Lehrstellen unbesetzt, Basellandschaftliche Zeitung, 29.5. von Michael Nittnaus
Doch was
sagen eigentlich jene zum schlechten Abschneiden, welche die Jugendlichen im
Anschluss in den Arbeitsmarkt einführen sollen? Die bz fragte beim
Gewerbeverband BaselStadt, der Wirtschaftskammer Baselland sowie der
Handelskammer beider Basel nach. Die Botschaft: Auch die Unternehmen spüren,
dass immer mehr Schüler Probleme haben, in Mathematik oder Sprachen auf das
nötige Grundniveau zu kommen. «Die Resultate sind absolut ernüchternd und frustrierend»,
sagt Handelskammer-Direktor Martin Dätwyler. Gerade für die Region Basel, in
der als LifeSciences- und Logistik-Cluster die naturwissenschaftlichen
«Mint»-Fächer wie eben
Mathematik besonders wichtig seien, sei ein solches Abschneiden problematisch.
Beim Basler Gewerbeverband heisst es: «Die Resultate sind unerfreulich, da die
Wirtschaft auf leistungsfähige Lernende angewiesen ist», sagt Sprecher David
Weber. Und auch die Wirtschaftskammer ist kritisch: «Dass die Baselbieter
Schülerinnen und Schüler insbesondere in Mathematik offensichtlich
unterdurchschnittlich abschneiden, ist zweifellos nachteilig und darf nicht
hingenommen werden», schreibt Direktor Christoph Buser.
Neu auch Banken mit
Problemen
Die Resultate des EDK-Vergleichs decken sich dabei mit den
Erfahrungen der hiesigen Firmen: «Wir beobachten, dass Unternehmen immer mehr
Mühe haben,
ihre Lehrstellen qualitativ gut zu besetzen», sagt Weber. Auch Wirtschafts- und
Handelskammer bestätigen diese Tendenz. «Immer wieder bleiben Lehrstellen unbesetzt»,
hält Dätwyler fest. Man höre von den Unternehmen, dass vor allem die
Mathematik- und Deutschkenntnisse ein Problem darstellten. «Und diese sind nun
einmal Grundvoraussetzung für jede Ausbildung», ergänzt Weber. Zudem steigen
die Anforderungen der einzelnen Berufe. So müsse ein Automechaniker heute sehr
viel mit dem Computer arbeiten.
Der Basler Gewerbeverband stellt aber noch
etwas anderes fest: «Handwerkliche Branchen haben schon länger Probleme, ihre
Lehrstellen zu besetzen. Neu ist, dass es auch für die Finanz-, die Pharma- oder
die IT-Branche schwieriger geworden ist.» Wie die Wirtschaft darauf reagieren
soll, da unterscheiden sich die Ansätze. Die Wirtschaftskammer verweist in
ihrem schriftlichen Statement gleich
mehrfach auf die Stützkurse, die sie in ihrem KMU-Lehrbetriebsverbund anbietet.
«Die Mängel werden mit den betroffenen Lernenden in den Stützkursen gemeinsam
behoben. Diese Kurse sind
absolut notwendig», so Buser. Bei FDP-Parteikollege Dätwyler klingt es anders:
«Es kann nicht sein, dass die Unternehmen die schulischen Defizite der Schüler
nachträglich ausbügeln müssen.»
Auswärtige Lehrlinge keine Option
Für die
Handelskammer ist klar, dass die Verantwortung nun bei den Regierungen von
Baselland und Basel-Stadt liegt, Massnahmen zu erarbeiten. «Ich begrüsse es,
dass Monica Gschwind mit ihrem Auftritt sofort ein Signal setzte», lobt der
designierte Landrat Dätwyler seine freisinnige Regierungsrätin. Zu Cramer sagt
er: «Es reicht nicht zu sagen, dass die Testanlage für Basel-Stadt nachteilig
gewesen sei. Ich bin aber felsenfest überzeugt, dass bald auch die Basler
Regierung aktiv wird.»
Konkrete Verbesserungsvorschläge gibt es von den drei
Verbänden noch kaum. Dätwyler erwähnt einzig, dass auch die Lehrer-Ausbildung
an den pädagogischen Hochschulen unter die Lupe genommen und der gesamte
Bildungsraum Nordwestschweiz analysiert werden sollte. Und Weber fordert ganz
grundsätzlich, dass Basler Schüler besser informiert werden, dass neben dem
gymnasialen auch der Weg der Berufslehre eingeschlagen werden kann. Keine
Option ist für die Handelskammer, künftig vermehrt Lehrlinge aus anderen
Kantonen oder gleich auswärtige vollwertige Arbeitskräfte anzuwerben. Dätwyler:
«Auszuweichen und anderswo zu rekrutieren kann keine Lösung sein. Wir sind unseren
Kindern schuldig, dass wir ihnen einen guten Start ins Berufsleben
ermöglichen.»
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen