Die PH steht vor ihrer Bewährungsprobe, Thurgauer Zeitung, 18.5. von Silvan Meile
Der Hochschulrat hat den Mut bewiesen, über
seinen eigenen Schatten zu springen. Er wählte Matthias Fuchs als neuen
Prorektor, den einstigen Stellvertreter Begemanns. Fuchs zeigte sich zuvor an
vorderster Front und mit grossen Teilen der Belegschaft im Rücken empört über
die damalige Entlassung. Er kritisierte sowohl den Hochschulrat als auch die
Rektorin.
Dass Fuchs zum Prorektor ernannt wird, kann als
ein Zugeständnis an das unzufriedene Personal verstanden werden. Dafür war
enormer Druck aus der Belegschaft, der Politik und der Öffentlichkeit nötig.
Gut informierte Quellen berichten, dass auch der Regierungsrat nachgeholfen
habe, damit diese Lösung zustande kam und so die Krise nicht weiter eskaliert.
Wäre dieses Machtspiel zu Ungunsten des unzufriedenen Personals ausgegangen,
wären im Juli an der PH vermutlich weitere Kündigungen eingegangen.
Der damalige Entlassungsentscheid fiel
einstimmig. Die PH sei wegen dieses Knatsches in der Leitung nicht mehr
handlungsfähig, wurde argumentiert. Deshalb war die Gleichung schnell klar:
Wenn zwei sich streiten, muss einer gehen. In der Privatwirtschaft hätte wohl
kein Hahn danach gekräht. Doch bei den Thurgauer Dozierenden löste das einen
Sturm der Entrüstung aus. So gehe man nicht mit verdienstvollen Mitarbeitern
um.
Unter dem Hochschuldach müssen in akademischen
Diskursen unterschiedliche Meinungen Platz haben. Die unbequeme Stimme von
Matthias Begemann wurde aber einfach aus dem Weg geräumt. Es traf einen
Prorektor, der diese Hochschule mit aufbaute, sich 30 Jahre lang in der
Thurgauer Lehrerbildung engagierte. Beim empörten Personal formierte sich Widerstand.
Das hatte der Hochschulrat unterschätzt.
Dort war man ganz in privatwirtschaftlicher
Manier der Meinung, dass ein goldener Fallschirm mit 27 Monatslöhnen ausreicht,
um die Entlassung abzuhaken. Doch weil der freigestellte Prorektor nur das
Geld, nicht aber einen Maulkorb akzeptierte, war die Krise perfekt. Was an der
PH derzeit geschieht, muss auch den Steuerzahler interessieren. Der Fall kostet
rund eine halbe Million Franken an Lohnzahlungen für jemanden, der nicht mehr
arbeiten darf. Auch ist bereits ein angesehener Krisenmanager beauftragt.
Viel Arbeit steht in der Kommunikation an,
intern wie extern. Gegen aussen hielten die Verantwortlichen die Entlassung und
ihre Hintergründe so lange unter dem Deckel, wie sie nur konnten. Doch es
sickerten Infos an die Öffentlichkeit. Erst später wehrte sich der geschasste
Prorektor, weil er merkte, dass er sich das rechtlich erlauben kann. Intern ist
der Hochschulrat der Kritik ausgesetzt, einseitig oder gar falsch informiert zu
haben.
Mit der Wahl des neuen Prorektors besteht die
Chance, dass an der PH wieder Ruhe einkehrt. Ein fahler Beigeschmack bleibt
aber. Fuchs hat nur eine befristete Anstellung erhalten. Ein Indiz dafür, dass
er im Hochschulrat nicht vollstes Vertrauen geniesst. Doch seine Wahl kann umgekehrt
auch als grosse Bewährungsprobe für die Rektorin gedeutet werden. Sie muss nun
beweisen, dass sie mit Kritik umgehen kann. Von ihr darf verlangt werden, dass
eine offene Diskussionskultur gelebt wird. Falls am Bildungsinstitut weiterhin
keine Ruhe einkehrt, dürfte es für sie schwierig werden, sich aus der
Verantwortung zu stehlen.
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