Franco
Corsiglia präsidiert den Verband der Aargauer Schulpflegepräsidenten. Er
fürchtet, die Schulen könnten mit den Plänen der Regierung finanziell unter
Druck geraten.
"Abschaffung der Schulpflegen bringt Demokratie-Abbau": Verbands-Präsident kündigt Widerstand an, Schweiz am Wochenende, 29.4. von Fabian Hägler
Herr
Corsiglia, der Regierungsrat will die Schulpflegen abschaffen, künftig
sollen finanzielle und strategische Kompetenzen im Schulbereich beim
Gemeinderat sein – wer zahlt, befiehlt: Das klingt logisch.
Franco Corsiglia: Mit
dem Vorschlag der Regierung erhält die Politik noch mehr Einfluss auf die
Schule. Ich befürchte, dass finanzielle Aspekte künftig stärker gewichtet
werden, wenn es um Anliegen der Schule geht. Das heisst: In finanziell
schlechten Zeiten würde eher auch bei der Bildung gespart, nötige Schulbauten
oder Anschaffungen, um die Anforderungen des Lehrplans und eines modernen
Unterrichts umzusetzen, könnten verschoben oder gestrichen werden.
Laut dem
Regierungsrat wäre künftig ein Gemeinderatsmitglied für die Schule zuständig,
zudem könnte eine Schulkommission eingesetzt werden, wie es auch Bau- oder
Finanzkommissionen gibt. Was ist schlecht an diesem Modell?
Problematisch finde ich, dass damit ein
Demokratieabbau stattfindet – die Schulpflege ist vom Volk gewählt, eine solche
Behörde gäbe es künftig nicht mehr. Für eine Schulleitung, die vom Gemeinderat
angestellt ist, wäre es sicher schwieriger, die Anliegen der Schule gegenüber
dem eigenen Arbeitgeber zu vertreten.
Bildungsdirektor
Alex Hürzeler sieht das ziemlich anders, aus seiner Sicht steigt der
Stellenwert der Schule, wenn sie Sache des Gemeinderats wird.
Das finde ich eine bedenkliche Aussage, es
kann ja nicht sein, dass die Schule erst eine grössere Bedeutung erhält, wenn
der Gemeinderat die Führung darüber hat. Bildung ist im Budget einer Gemeinde
meist der grösste Posten, also verdient es die Schule, dass sich eine dafür vom
Volk gewählte Behörde ausschliesslich um dieses Thema kümmert.
Heute ist
die Schulpflege einerseits für die Schulentwicklung zuständig, anderseits muss
sie Beschwerden und Rekurse von Eltern behandeln. Wie stehen Sie zum Vorschlag
der Regierung, dies könnte künftig die Schulleitung oder der Gemeinderat
übernehmen?
Es gibt Schulen im Aargau, wo das schon so
läuft, solche Kompetenzen kann die Schulpflege auch jetzt schon an die
Schulleitung delegieren. Dafür muss man die Schulpflege nicht abschaffen, ganz
im Gegenteil: Wir unterstützen solche Lösungen.
Die neue
Führungsstruktur soll ab 2022 gelten, vorher müssten die Schulpflegen, die
abgeschafft werden sollen, aber noch mehrere Reformen im Bildungsbereich
umsetzen – finden Sie noch motivierte Leute dafür?
Erziehungsdirektor Alex Hürzeler hat
gesagt, er sei sicher, dass sich gute Leute finden lassen und die Reformen
umsetzbar sind, auch wenn zugleich die Diskussion über die Abschaffung der
Schulpflegen läuft. Wir machen die Erfahrung, dass die Motivation und die
Bereitschaft, sich zu engagieren, vor diesem Hintergrund markant sinkt, was
auch nachvollziehbar ist.
Ausser der
BDP, der EVP und der GLP sind die meisten Parteien für die Abschaffung der
Schulpflegen. Wie wollen Sie dies verhindern?
Wir werden zunächst alles dafür tun, dass
schon der Grosse Rat diese Vorlage ablehnt. Ich höre immer wieder, dass sich
viele Politiker noch keine Meinung gebildet haben. Wenn der Grosse Rat der
Abschaffung der Schulpflegen zustimmen sollte, werden wir dies im Hinblick auf
die Volksabstimmung mit einer Kampagne bekämpfen. Wir wollen und werden die
Bevölkerung vertieft informieren.
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