7. April 2019

Peterhans: "Datensicherheit muss oberstes Gebot sein"

Infrastruktur, Ausbildung und technischer Support seien an den Schulen oft noch mangelhaft, sagt Franziska Peterhans vom Schweizer Lehrerverband.
NZZaS, 7.4. Interview von René Donzé

In den Schulen wird das neue Fach Medien und Informatik eingeführt. Sind die Lehrer gut genug vorbereitet?
Das ist in vielen Schulen derzeit sicher noch nicht der Fall. Noch sind zu wenig Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet. Sie müssen dafür genügend Zeit erhalten – und zwar nicht für einen einmaligen Kurs, sondern für ständige Weiterbildung, da sich die Informatik rasch entwickelt.

Haben die Lehrerinnen und Lehrer überhaupt Lust auf das neue Fach?
Sie sind sicher motiviert, Neues zu lernen und es auch weiterzugeben. Doch ist die Frage der Motivation stark gekoppelt an die Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen. Es braucht Zeit, gute Weiterbildung, gute Lehrmittel und genügend Geräte. Es besteht heute noch ein krasser Missstand. Viele Lehrpersonen sind für ihre Berufsausübung nicht einmal mit dem Nötigsten in Sachen Infrastruktur ausgerüstet.

Was meinen Sie damit?
Das beginnt mit der Ausstattung der Schulen mit Geräten, und es geht weiter mit der technischen Unterstützung. Nicht überall ist das nötige Geld dafür vorhanden. Eine gute Ausrüstung, die auch ­instandgehalten wird, ist aber Voraussetzung für das neue Fach. Lehrpersonen sollen sich auf ihre pädagogische Kernaufgabe konzentrieren können. Darum brauchen sie Support und Beratung vor Ort. Jede Schule sollte dafür mindestens eine Fachperson haben.

Sie fordern also mehr Investitionen in diesen Bereich?.
Ja, aber nicht nur eine einmalige Investition. Es reicht nicht, mit einem Sonderkredit einen Haufen Hardware einzukaufen. Diese Infrastruktur muss regelmässig unterhalten und laufend erneuert werden. Und es braucht auch Massnahmen zum Schutz der Daten.

Wo sehen Sie da die Gefahr?
Die Schulen sind vielerorts schlecht vorbereitet in Bezug auf die Datennutzung. Datensicherheit muss aber oberstes Gebot sein. Die digitalen Daten der Schülerinnen und Schüler müssen durch klar definierte und transparente Strategien und Massnahmen gesichert werden. Sie dürfen nur für pädagogische Zwecke innerhalb der Schule genutzt werden. Die Nutzung für kommerzielle Zwecke muss verunmöglicht werden.

Die Ziele des neuen Fachs sind ehrgeizig: Die Schüler müssen sich in Informatik, Anwendung und der Mediennutzung auskennen. Ist das machbar in der Zeit, die zur Verfügung steht?
Die Ziele sind sicher so formuliert, dass dies möglich sein sollte. Der Praxistest ist aber noch nicht gemacht. Es wäre wichtig, die Einführung wissenschaftlich zu begleiten. Dann sieht man, wo allenfalls Lehrplan und Praxis auseinanderklaffen und wo Anpassungen nötig sind.

Sind die Lehrmittel brauchbar?
Auch das wird sich erst noch weisen müssen. Noch sind viele Lehrmittel gar nicht bereit, weil deren Entwicklung aufwendig ist. Hier wäre eine nationale Koordination nötig, unter Einbezug der Lehrerinnen und Lehrer. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Lehrmittel in der Praxis auch gut bestehen.

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