Die
Stelle des geschassten Vizerektors an der Pädagogischen Hochschule bleibt
vakant. Zwar fand bereits ein Bewerbungsverfahren statt. Beide Kandidaten in
der engsten Auswahl wollten den Job dann aber nicht mehr.
Rückzieher auf der Ziellinie, Thurgauer Zeitung, 9.3. von Silvan Meile
An der
Pädagogischen Hochschule Thurgau (PH) klafft eine Lücke. Die Stelle des
entlassenen Vizerektors Matthias Begemann konnte noch immer nicht besetzt
werden. Obwohl diese Schlüsselposition der Thurgauer Lehrerausbildung bereits
kurz nach Begemanns Freistellung Ende 2018 ausgeschrieben wurde, ist bis heute
völlig unklar, wer sie künftig besetzt. Zwar kristallisierten sich in einem
Bewerbungsverfahren zwei aussichtsreiche Kandidaten heraus, doch beide zogen
auf der Ziellinie die Notbremse.
Persönliche Bedenken und zu hohe Lohnforderungen
«Es ist
keine Wahl zustande gekommen», bestätigt Hans Munz. Er präsidiert den
Hochschulrat der PH. Dieses Gremium ist für die Stellenneubesetzung
verantwortlich. Ursprünglich seien elf Bewerbungen für diese Funktion in der
Hochschulleitung eingegangen. «Mit drei Kandidaten führten wir Gespräche, zwei
wurden schliesslich zur Wahl vorgeschlagen.»
Am
25.Februar hätte es soweit sein sollen. Auf dieses Datum wurde eine Sitzung
einberufen, an der die Nachfolge Begemanns traktandiert war. Dennoch ist es dabei
nicht zu einer Wahl gekommen, weil plötzlich niemand mehr dafür zur Verfügung
stand. Die Wahl sei nicht wegen Bedenken des Hochschulrats gescheitert, sagt
Munz. In einem Schreiben an alle PH-Mitarbeiter erklärt er es so: «Ein Bewerber
hat kurzfristig seine Kandidatur aufgrund persönlicher Überlegungen
zurückgezogen. In den Gesprächen mit dem zweiten Kandidaten konnte keine
Einigung über den Lohn gefunden werden.»
Aus dem
Mitarbeiterumfeld der Hochschule ist zu erfahren, dass sich eine interne und
eine externe Bewerbung im engsten Kandidatenkreis befanden. Der interne
Kandidat soll seinen Verzicht mit dem aktuell schlechten Klima in der
Hochschulleitung begründet haben. Offensichtlich konnte sich der Kandidat nach
den Erfahrungen während des Bewerbungsverfahrens eine enge Zusammenarbeit mit
einzelnen Mitgliedern der Hochschulleitung nicht mehr vorstellen.
Harte Kritik an der Rektorin
An der PH
sind die Wogen noch nicht geglättet. Im Gegenteil: Kürzlich hallte die erste
Forderung nach dem Rücktritt von Rektorin Priska Sieber durch die Räume,
berichten gut unterrichtete Kreise aus der Institution. Sieber wird von Teilen
der Belegschaft für die aktuelle Krise verantwortlich gemacht. Hinter
vorgehaltener Hand erzählen Dozierende, die Rektorin agiere unsicher. Kritische
Stimmen akzeptiere sie nicht. Interview-Anfragen unserer Zeitung lehnte sie ab.
Anders
als bei grossen Teilen der Belegschaft geniesst die Rektorin beim Hochschulrat
offensichtlich viel Vertrauen. Bisher stand dieser geschlossen hinter ihr. Von
einem Unmut bei den Mitarbeitern will Hochschulratspräsident Hans Munz nichts
wissen: «Der Betrieb an der PH läuft problemlos. Das ist das, was ich aus der
Institution höre.»
Im
vergangenen November wurde der damalige Prorektor Matthias Begemann per sofort
freigestellt. Das löste in der Belegschaft grossen Unmut aus. Unter dem Dach
der Institution herrsche ein Klima des Misstrauens, schrieben PH-Mitarbeiter
mit leitender Funktion im Januar in einem Brief an den Thurgauer
Gesamtregierungsrat. Sie verlangten eine externe Untersuchung der Vorfälle rund
um diese Freistellung. Nach anfänglichem Zögern hat sich nun die
Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission des Grossen Rates dem Fall angenommen.
Stelle nur neun Arbeitstage ausgeschrieben
Die erste
Stellenausschreibung für die Begemann-Nachfolge rief schon früh Kritiker auf
den Plan. Nur gerade neun Arbeitstage über Weihnachten und Neujahr dauerte die
Ausschreibung. Munz sagt: «So etwas zählt man nicht in Echttagen. Die Dauer
über die Festtage bot effektiv sogar noch mehr Zeit für Bewerber.» Nun wurde
die Stelle für weitere drei Wochen ausgeschrieben.
Rücktritte aus dem
PH-Förderverein
Auch
beim Förderverein der Pädagogischen Hochschule (PH) macht sich Unmut breit.
«Der Förderverein bleibt von den Diskussionen rund um die PHTG nicht
verschont», schreibt Vereinspräsident Walter Hugentobler in einem Newsletter
von Anfang März. Es hätten sich Mitglieder aus dem Förderverein verabschiedet.
Doch Hugentobler stellt klar: Nie habe sich der Förderverein in operative oder
personelle Belange eingemischt. Der Verein führe für die PH Abstimmungskämpfe,
zeichne Arbeiten von Studierenden aus oder unterstütze sie in schwierigen
finanziellen Situationen. Dennoch dürften die Austritte auf die Krise bei der
PH zurückzuführen sein. Hugentobler lehnte es lange ab, als Präsident der
Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission (GFK) des Grossen Rates in den Ausstand
zu treten, was er dann schliesslich doch noch machte. Die GFK untersucht den
Fall der Freistellung von Prorektor Matthias Begemann. (sme)
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