13. März 2019

Noch kein Nachfolger für PHTG-Vizerektor


Die Stelle des geschassten Vizerektors an der Pädagogischen Hochschule bleibt vakant. Zwar fand bereits ein Bewerbungsverfahren statt. Beide Kandidaten in der engsten Auswahl wollten den Job dann aber nicht mehr.
Rückzieher auf der Ziellinie, Thurgauer Zeitung, 9.3. von Silvan Meile


An der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PH) klafft eine Lücke. Die Stelle des entlassenen Vizerektors Matthias Begemann konnte noch immer nicht besetzt werden. Obwohl diese Schlüsselposition der Thurgauer Lehrerausbildung bereits kurz nach Begemanns Freistellung Ende 2018 ausgeschrieben wurde, ist bis heute völlig unklar, wer sie künftig besetzt. Zwar kristallisierten sich in einem Bewerbungsverfahren zwei aussichtsreiche Kandidaten heraus, doch beide zogen auf der Ziellinie die Notbremse.

Persönliche Bedenken und zu hohe Lohnforderungen
«Es ist keine Wahl zustande gekommen», bestätigt Hans Munz. Er präsidiert den Hochschulrat der PH. Dieses Gremium ist für die Stellenneubesetzung verantwortlich. Ursprünglich seien elf Bewerbungen für diese Funktion in der Hochschulleitung eingegangen. «Mit drei Kandidaten führten wir Gespräche, zwei wurden schliesslich zur Wahl vorgeschlagen.»

Am 25.Februar hätte es soweit sein sollen. Auf dieses Datum wurde eine Sitzung einberufen, an der die Nachfolge Begemanns traktandiert war. Dennoch ist es dabei nicht zu einer Wahl gekommen, weil plötzlich niemand mehr dafür zur Verfügung stand. Die Wahl sei nicht wegen Bedenken des Hochschulrats gescheitert, sagt Munz. In einem Schreiben an alle PH-Mitarbeiter erklärt er es so: «Ein Bewerber hat kurzfristig seine Kandidatur aufgrund persönlicher Überlegungen zurückgezogen. In den Gesprächen mit dem zweiten Kandidaten konnte keine Einigung über den Lohn gefunden werden.»

Aus dem Mitarbeiterumfeld der Hochschule ist zu erfahren, dass sich eine interne und eine externe Bewerbung im engsten Kandidatenkreis befanden. Der interne Kandidat soll seinen Verzicht mit dem aktuell schlechten Klima in der Hochschulleitung begründet haben. Offensichtlich konnte sich der Kandidat nach den Erfahrungen während des Bewerbungsverfahrens eine enge Zusammenarbeit mit einzelnen Mitgliedern der Hochschulleitung nicht mehr vorstellen.

Harte Kritik an der Rektorin
An der PH sind die Wogen noch nicht geglättet. Im Gegenteil: Kürzlich hallte die erste Forderung nach dem Rücktritt von Rektorin Priska Sieber durch die Räume, berichten gut unterrichtete Kreise aus der Institution. Sieber wird von Teilen der Belegschaft für die aktuelle Krise verantwortlich gemacht. Hinter vorgehaltener Hand erzählen Dozierende, die Rektorin agiere unsicher. Kritische Stimmen akzeptiere sie nicht. Interview-Anfragen unserer Zeitung lehnte sie ab.

Anders als bei grossen Teilen der Belegschaft geniesst die Rektorin beim Hochschulrat offensichtlich viel Vertrauen. Bisher stand dieser geschlossen hinter ihr. Von einem Unmut bei den Mitarbeitern will Hochschulratspräsident Hans Munz nichts wissen: «Der Betrieb an der PH läuft problemlos. Das ist das, was ich aus der Institution höre.»

Im vergangenen November wurde der damalige Prorektor Matthias Begemann per sofort freigestellt. Das löste in der Belegschaft grossen Unmut aus. Unter dem Dach der Institution herrsche ein Klima des Misstrauens, schrieben PH-Mitarbeiter mit leitender Funktion im Januar in einem Brief an den Thurgauer Gesamtregierungsrat. Sie verlangten eine externe Untersuchung der Vorfälle rund um diese Freistellung. Nach anfänglichem Zögern hat sich nun die Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission des Grossen Rates dem Fall angenommen.

Stelle nur neun Arbeitstage ausgeschrieben
Die erste Stellenausschreibung für die Begemann-Nachfolge rief schon früh Kritiker auf den Plan. Nur gerade neun Arbeitstage über Weihnachten und Neujahr dauerte die Ausschreibung. Munz sagt: «So etwas zählt man nicht in Echttagen. Die Dauer über die Festtage bot effektiv sogar noch mehr Zeit für Bewerber.» Nun wurde die Stelle für weitere drei Wochen ausgeschrieben.

Rücktritte aus dem PH-Förderverein
Auch beim Förderverein der Pädagogischen Hochschule (PH) macht sich Unmut breit. «Der Förderverein bleibt von den Diskussionen rund um die PHTG nicht verschont», schreibt Vereinspräsident Walter Hugentobler in einem Newsletter von Anfang März. Es hätten sich Mitglieder aus dem Förderverein verabschiedet. Doch Hugentobler stellt klar: Nie habe sich der Förderverein in operative oder personelle Belange eingemischt. Der Verein führe für die PH Abstimmungskämpfe, zeichne Arbeiten von Studierenden aus oder unterstütze sie in schwierigen finanziellen Situationen. Dennoch dürften die Austritte auf die Krise bei der PH zurückzuführen sein. Hugentobler lehnte es lange ab, als Präsident der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission (GFK) des Grossen Rates in den Ausstand zu treten, was er dann schliesslich doch noch machte. Die GFK untersucht den Fall der Freistellung von Prorektor Matthias Begemann. (sme)

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