10. Februar 2019

Weniger Schullager nach Gerichtsentscheid


Per Bundesgerichtsurteil von 2017 dürfen für ein fünftägiges Lager der Volksschule bloss noch 80 Franken Elternbeitrag eingefordert werden. Beim Urteil wurde die Wichtigkeit dieser Anlässe unterstrichen. Auch der Bundesrat hat sich so geäussert und dabei darauf verwiesen, dass die Kosten durch die Kantone zu tragen sind. Ähnlich wohlwollende Worte auch vom Baselbieter Regierungsrat. Kürzlich kam die Mitteilung, aufgrund des Urteils nötig gewordene, zusätzliche Finanzen gesprochen zu haben, um die Lager auf der Sekundarstufe 1 – zwischen der 7. und 9. Klasse – nach wie vor im gewohnten Rahmen stattfinden lassen zu können. 
Schullager nicht erwünscht, Basler Zeitung, 9.2. von André Zubler


Die Berechnungsgrundlage: In den drei Schuljahren sollen bloss zwei Schullager stattfinden (einmal Sommer, einmal Winter). Dies entspricht in keiner Weise der an den Baselbieter Sekundarschulen gelebten Lagerkultur. Als Einwohner, Vater schulpflichtiger Kinder und Sekundarlehrer im Baselbiet ist es eine Herzensangelegenheit: Vor Kurzem noch hatte an meiner Schule jede Klasse jährlich ein Winterlager und mindestens einmal ein Sommerlager, dazu Exkursionen und Schulreisen in einem pädagogisch sinnvollen Rahmen. Zu meiner eigenen Sekundarschulzeit im Kanton Baselland durfte ich in den damals noch vier Schuljahren sieben Lager erleben, die mein Bewusstsein für die Natur und die Schweizer Regionen geprägt haben.

Ein sinnvoller Beitrag 
Schon in den letzten zwei Jahren wurde die Anzahl der Schullager deutlich reduziert. Auf diesem schon sehr tiefen Niveau finden nun noch weitere Kürzungen statt. Aus Sicht der Lehrperson sind Lagerwochen sehr intensiv, entschädigt wird man durch zufriedene Gesichter der Schülerschaft und mit der Überzeugung, durch die Organisation einen sinnvollen gesellschaftlichen Beitrag geleistet zu haben. Beim zuständigen Amt für Volksschulen (AVS) erhält man keine Unterstützung für ein Engagement zur Durchführung von ausserschulischen Aktivitäten wie Lagern und Exkursionen. Geht es konkret um Winterlager, heisst es, «es gibt ja sowieso immer weniger Schnee». Es wird ganz konkret in Abrede gestellt, dass in einem Sekundarschuljahr zwei Lager stattfinden können sollen. Die Verantwortlichen setzen sich gegenüber der Politik nicht ein für eine durch Lager besonders nachhaltig wirkende, sozial und gesellschaftlich wertvolle Schulzeit unserer Jugendlichen. 

Gerade mit der aktuell auch im Schulbereich stark geforderten und geförderten Digitalisierung bilden der zwischenmenschliche Aspekt des Lagerlebens und das Naturerlebnis einen umso wichtigeren Ausgleich. Mit zusätzlichen 400'000 Franken pro Schuljahr sollte für die rund 8000 Sekundarschülerinnen und ­-schüler ein zusätzliches Lager möglich sein. Kann sich der Kanton BL dies wirklich nicht leisten? Man spart an dem Punkt, wo mit sehr wenig Ersparnis der grösstmögliche Schaden im Ausbildungsweg der Schülerinnen und Schüler entsteht. 

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