Per
Bundesgerichtsurteil von 2017 dürfen für ein fünftägiges Lager der Volksschule
bloss noch 80 Franken Elternbeitrag eingefordert werden. Beim Urteil wurde die
Wichtigkeit dieser Anlässe unterstrichen. Auch der Bundesrat hat sich so
geäussert und dabei darauf verwiesen, dass die Kosten durch die Kantone zu
tragen sind. Ähnlich wohlwollende Worte auch vom Baselbieter Regierungsrat.
Kürzlich kam die Mitteilung, aufgrund des Urteils nötig gewordene, zusätzliche
Finanzen gesprochen zu haben, um die Lager auf der Sekundarstufe 1 – zwischen
der 7. und 9. Klasse – nach wie vor im gewohnten Rahmen stattfinden lassen zu
können.
Schullager nicht erwünscht, Basler Zeitung, 9.2. von André Zubler
Die Berechnungsgrundlage: In den drei Schuljahren sollen bloss
zwei Schullager stattfinden (einmal Sommer, einmal Winter). Dies entspricht in
keiner Weise der an den Baselbieter Sekundarschulen gelebten Lagerkultur. Als
Einwohner, Vater schulpflichtiger Kinder und Sekundarlehrer im Baselbiet ist es
eine Herzensangelegenheit: Vor Kurzem noch hatte an meiner Schule jede Klasse
jährlich ein Winterlager und mindestens einmal ein Sommerlager, dazu
Exkursionen und Schulreisen in einem pädagogisch sinnvollen Rahmen. Zu meiner
eigenen Sekundarschulzeit im Kanton Baselland durfte ich in den damals noch
vier Schuljahren sieben Lager erleben, die mein Bewusstsein für die Natur und
die Schweizer Regionen geprägt haben.
Ein sinnvoller
Beitrag
Schon in den letzten zwei Jahren wurde die Anzahl der Schullager
deutlich reduziert. Auf diesem schon sehr tiefen Niveau finden nun noch weitere
Kürzungen statt. Aus Sicht der Lehrperson sind Lagerwochen sehr intensiv,
entschädigt wird man durch zufriedene Gesichter der Schülerschaft und mit der
Überzeugung, durch die Organisation einen sinnvollen gesellschaftlichen Beitrag
geleistet zu haben. Beim zuständigen Amt für Volksschulen (AVS) erhält man
keine Unterstützung für ein Engagement zur Durchführung von ausserschulischen
Aktivitäten wie Lagern und Exkursionen. Geht es konkret um Winterlager, heisst
es, «es gibt ja sowieso immer weniger Schnee». Es wird ganz konkret in Abrede
gestellt, dass in einem Sekundarschuljahr zwei Lager stattfinden können sollen.
Die Verantwortlichen setzen sich gegenüber der Politik nicht ein für eine durch
Lager besonders nachhaltig wirkende, sozial und gesellschaftlich wertvolle
Schulzeit unserer Jugendlichen.
Gerade mit der aktuell auch im Schulbereich
stark geforderten und geförderten Digitalisierung bilden der
zwischenmenschliche Aspekt des Lagerlebens und das Naturerlebnis einen umso
wichtigeren Ausgleich. Mit zusätzlichen 400'000 Franken pro Schuljahr sollte für
die rund 8000 Sekundarschülerinnen und -schüler ein zusätzliches Lager möglich
sein. Kann sich der Kanton BL dies wirklich nicht leisten? Man spart an dem
Punkt, wo mit sehr wenig Ersparnis der grösstmögliche Schaden im Ausbildungsweg
der Schülerinnen und Schüler entsteht.
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