Die Elternlobby Wallis will das Schulsystem revolutionieren. Der Kanton
soll Bildungsgutscheine ausstellen, die dann in der Schule der eigenen Wahl
eingelöst werden können. Eine entsprechende Petition wurde lanciert. Nun, was
nach schöner heiler Welt für künftige Generationen von Schülern klingt, die
bislang in den grausamen Fängen der Volksschule mit ihren Noten, Hausaufgaben
und dem diabolischen Übel des Leistungsdrucks stecken, ist in Wahrheit jedoch
der Anfang vom Ende. Dem Ende unseres Landes als Innovations-Nation und auch
dem Ende unserer Demokratie.
Schluss mit dem Quatsch der alternativen Schulmodelle, Rhonezeitung, 7.2. von Martin Meul
«Ketzer» mögen die Befürworter alternativer
Schulmodelle nun schreien, und von mir aus sollen sie dies auch tun. Ich bitte
sogar darum, denn die Tatsache, dass das Wort Ketzer überhaupt fallen kann,
verdanken die Benutzer des Wortes, man ahnt es, dem Drill der Volksschule.
Alternative Schulmodelle und ihre Propheten, noch so ein hübsches Wort, gehen
grob gesagt davon aus, dass Kinder dann am besten lernen, wenn sie nur das
lernen, was sie auch möchten und dessen Nutzen sie erkennen. Dieser Überlegung
liegt jedoch ein fundamentales Missverständnis zugrunde, um nicht zu sagen eine
sträfliche Realitätsverleugnung. Diese liegt darin, dass geleugnet wird, dass
unsere Welt geprägt ist durch Abstraktheit. Um mit dieser Abstraktheit umgehen
zu können, muss ein gewisses Wissen erlernt werden. Womit wir wieder bei den
Ketzern wären. Diese gibt es in unserer Gesellschaft nicht mehr und auch der
Strafbestand der Ketzerei wurde gottlob abgeschafft. Warum sollte ein Kind also
dann noch lernen, was ein Ketzer war? Das Wort allerdings wird heute immer noch
metaphorisch verwendet. Richtig tun kann dies aber nur, wer sich in der Volksschule
«gezwungenermassen» durch den Geschichtsunterricht gekämpft hat. Wer seine
Kinder nur das lernen lässt, was sie möchten und vermeintlich brauchen, nimmt
ihnen die Chance, sich in einer abstrakten Welt zurechtzufinden. Dieser Quatsch
muss aufhören.
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