26. September 2018

Starke Schule lanciert neue Initiativen


Die Starke Schule lanciert morgen Donnerstag zwei neue Bildungsinitiativen: „Mille feuilles, Clin d’oeil und New World durch gute Schulbücher ersetzen“ und „Die gigantische Anzahl von 3‘500 Kompetenzbeschreibungen in den Lehrplänen auf ein vernünftiges Mass reduzieren“.
Der Trick mit der angeblichen Lehrmittelfreiheit, die keine ist, Medienmitteilung Starke Schule beider Basel, 26.9.


1.    Bildungsdirektion setzt Kernanliegen nicht um
Im März 2016 hat die Starke Schule die Initiative „Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt“ mit 2‘024 Unterschriften eingereichtIm Februar dieses Jahres stimmte der Landrat mit 47 zu 36 Stimmen bei 2 Enthaltungen der unformulierten Initiative deutlich zu und beauftragte damit die Bildungsdirektion, eine entsprechende Gesetzesvorlage auszuarbeiten.
Ärgerlich ist nun, dass die Bildungsdirektion (BKSD) das Kernanliegen dieser unformulierten Initiative offensichtlich nicht umsetzen will – möglicherweise ist der Druck des Bildungsrates zu gross. Die zu erarbeitende Gesetzesvorlage soll offenbar so ausgestaltet werden, dass weiterhin mit den Passepartout-Lehr­mit­teln gearbeitet werden kann. Im Unterschied zu einer formulierten Initiative, bei welcher der exakte Gesetzesparagraph vorgegeben ist, hat die Regierung bei einer unformulierten Initiative einen gewissen Spielraum bei der Erarbeitung der Gesetzesvorlage. Allerdings ist es aus rechtsstaatlichen Gründen und einem demokratischen Grundverständnis mehr als fragwürdig, wenn die BKSD diesen Spielraum derart ausreizt, dass die Kernanliegen der eingereichten Initiative nicht mehr umgesetzt werden.
Die angebliche Lehrmittelfreiheit – ein „fauler“ Trick
Geht es nach dem Willen der BKSD, soll es für jedes Fach eine Lehrmittelliste geben mit mehreren Lehrmitteln, d.h. mindestens zwei. Aus dieser Liste müssen die Lehrpersonen dann ein Buch auswählen, welches sie im Unterricht als Leitlehrmittel einsetzen. Diese Wahlmöglichkeit klingt zwar gut, ist aber ein „fauler“ Trick. Bereits heute ist bekannt, dass die Passepartout-Lehrmittel Mille feuilles, Clin d’oeil und New World in diese Lehrmittelliste aufgenommen wer­den sollen. Verantwortlich dafür ist der Bildungsrat. Welche Lehrmittel zusätzlich in die Lehrmittelliste aufgenommen werden, beschliesst ebenfalls der Bildungsrat, der ein klarer Bekenner der Passepartout-Ideologie ist. Er kann damit verhindern, dass international anerkannte Lehrmittel in die Lehrmittelliste aufgenommen werden. Solche bei Fachexperten anerkannten Lehrmittel sind aufbauend strukturiert und folgen dem pädagogischen Grundsatz, die Schüler/-innen von einfachen zu schwierigen Anforderungen zu führen. Sie setzen die Schwerpunkte auf Wortschatz­aufbau, Lese- und Hörverständnis, Sprechen, Schreiben und Sprachstruktur. Damit stehen sie im krassen Gegensatz zu den unsäglichen Passepartout-Lehr­mitteln, wel­che der Bildungsrat um jeden Preis halten will.
Der Bildungsrat hat – falls die unformulierte Initiative so umgesetzt wird – die Möglichkeit, in die Lehrmittelliste nur Schulbücher aufzunehmen, welche der Passepartout-Ideologie folgen. Damit kann er verhindern, dass die Lehrpersonen international anerkannte Lehrmittel in ihrem Unterricht als Leitlehrmittel verwenden.  Dass der Bildungsrat fragwürdige Entscheide fällt, welche den Schulen schaden, zeigen einige Beispiele der nahen Vergangenheit eindrücklich: So beschloss er zum Beispiel die Abschaffung der Einzelfächer Geschichte, Physik, Chemie, Biologie, Geografie und die Einführung von diffusen Sammelfächern.Nur dank einer Initiative konnte dies verhindert werden. Auch eine Stundentafel mit vielen einstündigen Promotionsfächern, die für die Schulen aus organisatorischen Gründen gar nicht umsetzbar gewesen wäre, versuchte er durchzusetzen.
Das Blaue vom Himmel versprochen
Viele Primarschulleitungen haben ihren Lehrer/-innen während Jahren das Blaue vom Himmel versprochen: Die neue Passepartout-Unterrichtsmethode würde dazu führen, dass die Primarschüler/-innen am Ende der Primarschulzeit (abgesehen von grammatikalischen Fehlern) fliessend Französisch reden könnten. So rechtfertigten sie die langen und arbeitsintensiven Weiterbildungskurse, zu denen sie ihre Lehrer/-innen verdonnerten. Jetzt einzugestehen, dass Passepartout gescheitert ist, käme einem immensen Gesichtsverlust gleich.
Die Realität sieht ganz anders aus, wie wir heute wissen: Nach der Primarschulzeit können die Schulkinder praktisch keinen einzigen Satz reden. Das millionenteure Passepartout-Konzept ist gescheitert. Die Leidtragenden sind die Schüler/-innen.
Starke Schule reagiert mit identischer Initiative, jedoch mit formuliertem Gesetzesparagraph
Der Starken Schule bleibt deswegen nichts anderes übrig, als mit einer formulierten Initiative zu reagieren, welche wörtlich umgesetzt werden muss. Nur so können wir erreichen, dass die bei Eltern und Lehrpersonen heftig kritisierten Passepartout-Lehrmittel durch gute Schulbücher ersetzt werden. Die Initiative verlangt einen neuen §7c (Lehrmittel Volksschule) im Bildungsgesetz, mit folgenden zwei Absätzen:
1   Der Fremdsprachenunterricht an der Volksschule ist aufbauend strukturiert, von einfach zu schwierig. Er setzt insbesondere auf die Schwerpunkte Wortschatzaufbau, Lese- und Hörverständnis, Sprechen, Schreiben und Sprachstrukturen.
2   Die Lehrmittel Mille feuilles, Clin d’oeil und New World sowie die dazugehörenden Begleitmaterialien werden an der Volksschule nicht eingesetzt.

2.    BKSD hält Versprechen nicht ein
Auch die zweite Initiative ist notwendig geworden, weil die BKSD ihr Versprechen, Stoffinhalte und Kompetenzbeschreibungen im Lehrplan Volksschule Baselland gleich zu gewichten, nicht einhalten konnte, möglicherweise auf Druck des Bildungsrates oder der Konferenz der Schulleitungen. So sollten ursprünglich eine textliche und visuelle Gleichgewichtung der Stoffinhalte und Kompetenzbeschreibungen sowie eine entsprechende Kommunikation der BKSD gegenüber den Schulen und der Öffentlichkeit realisiert werden. Dies war ein entscheidender Grund, weshalb die Starke Schule die Initiative „Ja zu Lehrplänen mit klar definierten Stoffinhalten und Themen“ zugunsten des Gegenvorschlages zurückgezogen hat. Der Gegenvorschlag wurde vom Volk dann auch am 10. Juni 2018 mit rund 85% Ja-Stimmen deutlich befürwortet. Stossend ist: Heute dominieren die 3‘500 Kompetenzbeschreibungen den Lehrplan Volksschule Baselland visuell und textlich.

Mit der Initiative möchten wir die Anzahl Kompetenzbeschreibungen auf eine vernünftige und zu bewältigende Grösse von maximal 1‘000 reduzieren. Die Initiative verlangt die Änderung von §7b (Lehrplan Volksschule) im Bildungsgesetz, mit folgenden zwei Absätzen:
1   Die Stufenlehrpläne der Primarstufe und der Sekundarstufe I bestehen aus klar definierten Stoffinhalten und Themen sowie aus für beide Schulstufen zusammengezählt maximal 1‘000 einzelnen Kompetenzbeschreibungen jeglicher Art. Für die Promotion sind schwerpunktmässig die Stoffinhalte und Themen massgebend.
2   Für die Sekundarstufe I sind die Stoffinhalte und Themen nach Jahreszielen und Anforderungsniveaus differenziert und abgestimmt auf die Inhalte und Anforderungen der beruflichen Grundbildung mit oder ohne Berufsmaturität, der Fachmittelschule und des Gymnasiums.

Auch wenn Regierungsrätin Monica Gschwind in verschiedenen Bereichen (Sammelfächer, Stundentafel, Lernlandschaften, Stoffinhalte im Lehrplan Volksschule Baselland etc.) viele Ziele erfreulicherweise umsetzen konnte und insgesamt eine gute Regierungsarbeit leistet, bleibt betreffend Passepartout und Lehrplan Volksschule Baselland weiterhin Handlungsbedarf.


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