Regierungsrätin Monika Knill referiert über die
Alltagsdiplomatie in der Thurgauer Politik. Am 21. Kommunalforum der Thurgauer
Kantonalbank illustriert sie diese am Beispiel des Frühfranzösisch.
Das Wort ist die Waffe der Diplomatie, Thurgauer Zeitung, 21.11. von Sebastian Keller
Als
Mundart-Vorgruppe: So versteht Monika Knill ihre Rolle am 21. Kommunalforum der
Thurgauer Kantonalbank. Denn: Nach der Erziehungsdirektorin gehört die Bühne im
Frauenfelder Casino Paul Widmer, ehemaliger Diplomat. Knill illustriert die
Alltagsdiplomatie am Beispiel des Frühfranzösisch. Der Grosse Rat war drauf und
dran, diese Fremdsprache von der Primar-auf die Oberstufenschule zu
verschieben. 2014 hiess er eine Motion mit 71 zu 49 Stimmen gut. «Plötzlich
standen wir in einem medialen und politischen Hurrikan», sagt Knill. So lag es
an ihr – obwohl sie dagegen war – diese Haltung «politisch zu rechtfertigen».
Zum Beispiel gegenüber Bundesrat Alain Berset, der sie nach Bern zitierte. «Für
mich kam eine Bundesintervention zu keiner Zeit in Frage.»
Am 3. Mai
2017 stand die erste Lesung über die Gesetzesänderung im Parlament an. «Ich
habe mir überlegt, wie ich die Verbesserungsmassnahmen ins Feld führen kann.»
Bei der ersten Lesung trug dies noch keine Früchte, ein Streichungsantrag fiel
durch. Danach warf die SVP-Regierungsrätin ihr ganzes politisches und
diplomatisches Geschick in die Waagschale. «Ich habe zahlreiche Gespräche mit
Schlüsselpersonen geführt.» Bei jeder Gelegenheit: in der Kaffeepause, an
Sitzungen und Veranstaltungen. Sie illustriert dies anhand eines fiktiven
Gesprächs: «Peter, gibt dir einen Ruck und dem Frühfranzösisch eine zweite
Chance.» Doch nicht jedes Gespräch sei locker und humorvoll verlaufen. «Das
hängt mit dem richtigen Umgang von Nähe und Distanz zusammen.» Ein Tipp aus der
Werkzeugkiste der Alltagsdiplomatie. Als «Tag der Wahrheit» bezeichnet sie den
14.Juni 2017. «Alles oder nichts hiess es für mich», sagt sie zum Tag der
zweiten Lesung. Mit 62 zu 60 Stimmen votierte der Grosse Rat doch noch für die
Beibehaltung des Frühfranzösisch. «Ich war sehr stolz, aber nicht auf mich,
sondern auf den Grossen Rat.» Wohl ein weiterer Tipp: Erfolge teilen. Der
Hurrikan war nun ein wohlig-warmes Lüftchen. Nach Knills Referat stimmt die
Sängerin Larissa Baumann den Queen-Song «The Show Must go On» an. Diese Haltung
ist wohl auch Teil der Diplomatie.
Ein Thurgauer hat die Berufsdiplomatie begründet
Als Paul
Widmer die Bühne betritt, ordnet er seine Notizen. Wartet. Es scheint, als
wolle der ehemalige Diplomat die Spannung anheizen. Es gelingt: Die 110 Gäste
sind ganz Ohr, was der ehemalige Botschafter in Washington über die
internationale Diplomatie zu berichten weiss. Mit Verweis, dass er auch an der
Thur, in Wattwil, aufgewachsen sei, schafft er Vertrautheit zum Publikum. Diese
wird noch verstärkt, als er sagt, dass ein Thurgauer die Schweizer
Berufsdiplomatie begründet hat: Johann Konrad Kern war ab 1857 Botschafter in
Frankreich. «Er hat praktisch die Schweizer Aussenpolitik aus Paris geleitet.»
Widmer spricht weiter über die Werkzeuge der Diplomatie: «Der Diplomat hat
nichts anders als das Wort.» Ein Diplomat müsse ehrlich sein. «Besonnenheit ist
wichtig.» Von «Abfüllereien», wie sie zuweilen am 1. August in der Schweizer
Botschaft in Berlin abgehalten wurden, hält er ebenso wenig wie von der
«Event-Kultur». Ein weiterer Tipp: Bei Verhandlungen nie als Erster aufstehen.
«Das würde ich auch bei der Verhandlung über das Rahmenabkommen so machen.»
Weiter müsse ein Diplomat ein guter Zuhörer sein. Kompromissfähigkeit und
gesunder Menschenverstand gehören weiter zum diplomatischen Repertoire.
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