Da setzt
sich die Baselbieter Bildungsdirektion mit aller Kraft für die «Checks» ein,
also für die umfassende, zeitraubende und teure Vermesserei unserer
Schulkinder. Sie erliegt damit gleich mehreren ideologischen Irrtümern: der
Verwechslung von Statistik mit Wissenschaftlichkeit; der Illusion, mit der
Erhebung unzähliger Daten die Wirklichkeit besser in den Griff zu kriegen; der
Anmassung, mit zentraler Steuerung von oben und mit Vereinheitlichung könne die
Bildung verbessert werden; dem Irrglauben, mit einer Aufsplitterung in Tausende
von «Kompetenzen» könne Bildung erfasst werden.
Wunderbar ironische Wirklichkeit, Basellandschaftliche Zeitung, 24.10. von Bernhard Bonjour
Jetzt
wird ihr eigener Vermessungswahn der Bildungsdirektion von der «Starken Schule»
um die Ohren gehauen und gegen sie verwendet. Und zwar genau in dem Moment, in
welchem die Bildungsverwaltung zu etwas Vernunft kommt und postuliert, dass
nicht alle Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrpersonen mit demselben
Lernmittel zum Erfolg kommen müssen, sondern dass mehrere erfolgversprechende
Wege denkbar sind. Die Lehrpersonen sollen neu zwischen unterschiedlichen
Lernmitteln dasjenige auswählen, welches am besten zu ihrem Unterricht passt.
Was die
«Checks» mit riesigem Aufwand und unter hohen Kosten erfassen, geht weit an den
wirklichen Problemen der Schule vorbei. In der Frage der Lernmittel für
Französisch müsste man darüber streiten, welche Ziele man erreichen will
(Ziele, nicht Kompetenzenwirrwarr). Der bisherige «traditionelle»
Französischunterricht krankte daran, dass sehr viele Deutschschweizer
Schülerinnen und vor allem Schüler nicht gerne Französisch lernten und trotz
grossem Aufwand nicht sehr weit kamen. Viele wurden durch den
Französisch-Unterricht und ihre Noten so abgeschreckt, dass sie als Erwachsene
jetzt stolz sind, kein Französisch zu können. Die früheren Lernmittel «Envol»
und «Bonne Chance» mit allen ihren Qualitäten wurden von den «traditionellen»
Sekundarlehrkräften und Gymlehrern übrigens damals, als sie eingeführt wurden,
auch als untauglich verteufelt.
Wenn die
neuen Lernmittel «Mille Feuilles» und «Clin d’Oeil» mithilfe von engagierten
Lehrkräften, die sich auf den Lehrgang einlassen, dazu führt, dass etwas
weniger Schülerinnen und Schüler von der französischen Sprache abgeschreckt
werden, wenn sie Vertrauen fassen und die Erfahrung machen, dass sie mit
Hilfsmitteln sehr wohl französisch Gesprochenes oder Geschriebenes verstehen
können und
sich
sogar bei entsprechender Vorbereitung französisch verständlich machen können –
dann ist das ein gewaltiger Fortschritt.
Ob die
neuen und schon zum Voraus von der «Starken Schule» verdammten Lernmittel
dieses Ziel erreichen, ist noch unklar, die Ansätze sind aber durchaus
vorhanden. Vor allem aber taugen die «Checks» nicht dazu, diese Frage zu
klären, denn es geht um komplexere Dinge als das, was in diesen «Checks»
gemessen wird. «Checks» können, wie alle Tests und Prüfungen, immer nur messen,
wie gut jemand genau die Aufgaben auf diese Art lösen kann, wie sie im Test
vorgegeben werden, und das zu einem zufälligen Termin, der den Getesteten von
seiner Tagesform abhängig macht.
Wenn die
Bildungsdirektion jetzt zur Erkenntnis kommt, dass die «Checks» nicht Auskunft
geben können über die Erreichung der Lernziele, dann ist das wenigstens ein
wichtiger Schritt weg von den bisherigen ideologischen Irrtümern. In der bz
wurde neulich der Leiter des Amts für Volksschulen folgendermassen zitiert:
«Der direkte Vergleich zwischen den Kompetenzstufen der Checks und den
Lernzielen des Lehrplans ist nicht zulässig.» Und weiter hiess es: «Lüthy
möchte denn auch keine Aussage machen, ob die Resultate der Checks auf
schlechte Französisch-Kenntnisse schliessen lassen.»
Es ist
sehr verdienstvoll, dass Herr Lüthy die Aussagekraft der «Checks» so eindeutig
relativiert. Man wird die kantonale Bildungspolitik bei den weiteren
Auseinandersetzungen hoffentlich auf diese Erkenntnisse und Aussagen behaften
dürfen.
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