Der Gastkommentar von SilviaSteiner zeichnet das Bild einer heilen Welt im Bildungswesen. Etwas mehr
Selbstkritik wäre aber angebracht. Kürzlich erfuhren wir, dass zu wenig
qualifizierte Lehrpersonen gefunden werden können. Dass dies nicht an der
Entlöhnung liegt, konnte man in der NZZ vom 28. 8. 18 lesen: 87000 Franken
Bruttolohn für Berufseinsteiger ab pädagogischer Hochschule (zum Vergleich
Juristen ab Studium: 54000 Franken). Die Lehrer sind heute mit vielen
Zusatzaufgaben (über-)belastet, die wenig mit ihrer Berufung zu tun haben, und
zunehmend stellen wir Burnouts fest (wie übrigens auch bei den Schülern). Auch
fehlen Sozialarbeiter und Schulpsychologen.
NZZ, 5.9. Leserbrief von Anton Schaad
Hier
liegen die Gründe anderswo. Psychologische Betreuung ist eine
Wachstumsindustrie und in der integrativen Schulung systemimmanent. Die
integrative Förderung mag zwar integrierend wirken, hat aber Schwächen, welche
zulasten aller gehen. Eine Pilotstudie im November 2017 zeigt, dass zwei Drittel
der förderungsbedürftigen Kinder, aber auch ein Drittel der nicht
Förderungsbedürftigen in standardisierten Leistungstests das Minimalniveau in
Mathematik und Deutsch nicht erreichen. Silvia Steiner erklärt, dass der
Rückhalt der öffentlichen Schule sich auch daran zeige, dass im Vergleich mit
anderen Ländern nur wenige Kinder eine nichtstaatliche Schule besuchten. Das
stimmt zwar – noch. Wie wir kürzlich lesen konnten, ist die Erfolgsquote in
einigen Goldküstengemeinden an der Maturaprüfung rund doppelt so hoch wie jene
in Landgemeinden. Die Gründe sind nicht soziokultureller Natur, wie uns
Hochschulpädagogen glauben machen, sondern sie liegen schlicht darin, dass
reiche Eltern sich private Zusatzstunden und eben den Besuch einer Privatschule
für ihre Kinder leisten können. Noch ein Wort zum «grossen Handlungsspielraum»
der Gemeinden: In den Gemeinden erlebt man das etwas anders: Praktisch alles
wird «von oben» vorgegeben, Subsidiarität herrscht hingegen vor allem beim
Bezahlen der Rechnung (die Schulkosten in den Gemeinden wachsen dramatisch).
2008 feuerte die Schulpflege Horgen symbolisch einen Böllerschuss gegen Zürich
wegen «unsinniger Vorgaben». Vielleicht sollten wir die Kanone wieder einmal
laden.
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