Die Schweizerinnen und Schweizer sind stolz auf ihre Schulen, und unser
Bildungssystem geniesst insgesamt einen grossen Rückhalt in der Bevölkerung.
Das zeigen die deutlichen Resultate verschiedener Abstimmungen. Der Rückhalt
der öffentlichen Schulen zeigt sich auch daran, dass im Vergleich mit anderen
Ländern nur wenige Kinder eine nichtstaatliche Schule besuchen.
Die öffentliche Schule ist ein Erfolgsmodell, NZZ, 21.8. von Silvia Steiner
Das grosse Vertrauen der Bevölkerung hängt mit dem öffentlichen
Charakter des Bildungswesens, der lokalen Verankerung und der Nähe zum
Gemeinwesen zusammen. Die Bildung während der obligatorischen Schulzeit ist
seit je kantonal organisiert, die Gemeinden ihrerseits haben einen grossen
Handlungsspielraum. Dies schafft Nähe und Identifikation und sorgt im
mehrsprachigen Land dafür, dass die Bildungsangebote den jeweiligen
Gegebenheiten entsprechen. Als Ergänzung zu dieser starken lokalen
Verankerung braucht es aber einheitliche Grundsätze. Denn in unserem
kleinräumigen Land ist entscheidend, dass wir zusammen die wichtigsten Eckwerte
harmonisieren und unsere Kräfte bündeln. Das ist eine Aufgabe der
Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK).
Die EDK handelt subsidiär und erfüllt Aufgaben, die nicht von den
Gemeinden oder Kantonen wahrgenommen werden können. Gleichzeitig setzt sich die
EDK als Verbund der Kantone dafür ein, dass die öffentliche Schule lokal
verankert bleibt. Die EDK ist ein koordinatives Gremium, das die kantonale
Hoheit gegenüber dem Bund stärkt. Sie nimmt gesellschaftliche Veränderungen
auf, ermöglicht einen Austausch zwischen den Kantonen, den Sprachregionen und
den Partnern im Bildungssystem – und gewährleistet so, dass wir voneinander
lernen und gemeinsam Lösungen finden können. Eine moderate Harmonisierung unter
dem Dach der EDK ist im Interesse aller: Niemandem sollen aufgrund der
kantonalen Zuständigkeiten Hindernisse auf dem Bildungsweg entstehen. Das ist
im Interesse unseres Landes: Wenn die Schweiz auch künftig international zu den
Besten gehören will, braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen den Kantonen.
Die Herausforderungen der Digitalisierung beispielsweise können nur gemeinsam
und koordiniert bewältigt werden.
Auch die Schweizer Stimmberechtigten unterstützen diese gemeinsame
Arbeit. Sie haben 2006 die geänderten Bildungsartikel in der Bundesverfassung
mit 86 Prozent deutlich gutgeheissen und damit den Kantonen den Auftrag
erteilt, das Schulwesen in zentralen Punkten zu harmonisieren. Die EDK hat
diesen Auftrag angenommen und in den letzten Jahren verschiedene erfolgreiche
Schritte unternommen, wie zum Beispiel das zweijährige Kindergartenobligatorium
oder die dreijährige Dauer der Sekundarstufe I. Aus diesem
Harmonisierungsprozess resultieren auch die sprachregionalen Lehrpläne. In der
Deutschschweiz ist das der Lehrplan 21. Mit ihm haben sich 21 Deutschschweizer
Kantone auf einen gemeinsamen Lehrplan geeinigt.
Diese nationalen und sprachregionalen Harmonisierungsprozesse werden
transparent und offen geführt. Denn ein neuer Lehrplan muss von den
Lehrpersonen und der Bevölkerung in hohem Masse akzeptiert sein, wenn er in der
Praxis erfolgreich sein soll. Im Kanton Zürich zum Beispiel wurde eine breite
Vernehmlassung durchgeführt. Die Antworten der Vernehmlassung wurden in die
Diskussion bei der Festlegung des Lehrplans 21 einbezogen. Auch in anderen
Kantonen wurde die Harmonisierung der Lehrpläne mit den Beteiligten diskutiert;
insbesondere der Einbezug der Lehrerinnen und Lehrer war sehr wertvoll. Derzeit
sind bei den sprachregionalen Lehrplänen erstmals alle Kantone an Bord, wie aus
dem kürzlich veröffentlichten Bildungsbericht hervorgeht. In der Deutschschweiz
ist der Lehrplan 21 in allen Kantonen entweder bereits eingeführt worden, oder
seine Einführung ist beschlossen. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben in
allen Referendumsabstimmungen den neuen Lehrplan mit grossem Mehr unterstützt.
Bei all den Diskussionen über das Bildungssystem darf nicht ausser acht
gelassen werden, dass die grössten Herausforderungen an der Basis, in den
Klassenzimmern zu finden sind. Die Lehrerinnen und Lehrer unterrichten heute
die Kinder individuell, sie gestalten einen qualitativ hochstehenden Unterricht
und setzen sich täglich für das Wohl der Kinder und Jugendlichen ein. Die
Lehrerinnen und Lehrer erfüllen diese hohen Ansprüche mit viel Engagement. Gute
Lehrpersonen sind der Schlüssel zum Erfolg. Unsere Schule ist nur so gut wie
die Menschen, die sich für sie einsetzen. Unsere Lehrerinnen und Lehrer
verdienen Respekt und Anerkennung für ihre wertvolle Arbeit. Für diesen Respekt
und diese Anerkennung werden wir uns in der EDK weiterhin gemeinsam mit aller
Kraft einsetzen.
Silvia Steiner ist Präsidentin der
Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) und Regierungsrätin des
Kantons Zürich (cvp.).
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