Die Präsidentin der EDK,
Silvia Steiner, lobt die Staatsschule über den grünen Klee, mehrheitlich zu
Recht. Allerdings: Wollen wir weiterhin Wohlstand und Sicherheit, so müssen
unsere Schulen nicht gut, sondern sehr gut sein! Doch die Probleme stauen sich:
steigende individuelle Bildungsansprüche, schwierige Erziehungsaufgaben und
eine fordernde Integration auffälliger und eingeschränkter Kinder. Es stehen
die Interessen der Lehrer und Lehrerinnen der politischen Mutlosigkeit
gegenüber. Wer will den anderen schon herausfordern? Harmos, politisch hochgelobt,
ist für den Schulerfolg unerheblich. Sechs Veränderungen sind nötig.
NZZ, 5.9. Leserbrief von Markus Stauffenegger
Erstens:
Die Pädagogik der Staatsschulen bildet die Werte des Staates und nicht den
privaten Gusto der Lehrer ab. Erziehung und Integration gelingen mit einem
geschärften Staatsschulprofil. Zweitens: Geführte Lernzeit und frei verfügbare
Lernzeit sind gleichwertig, denn die einen lernen im Unterricht besser und die
anderen beim Selber-Ausprobieren. Heute gibt es fast nur Ersteres. Drittens
ermöglichen Schulhäuser jegliches Lernen und sind ein kindergerechter
Lebensraum. Die Konzeption heutiger Schulhäuser entspricht zu oft der Kaserne
des vorletzten Jahrhunderts. Viertens: Schulen haben Freiheiten. Die
Arbeitszeit der Lehrer, personalverantwortliche Teamleitungen, angepasste Stundentafeln
und vieles mehr regeln Schulen selber. Die Politik dagegen hält sich strikt
zurück. Nur so können Schulen sur place ihre Probleme lösen. Fünftens: Der
Staat lässt weitere Schulträger zu und alimentiert diese. Konkurrenz bringt
frischen Wind, nicht übers Portemonnaie der Eltern, sondern über vielfältige
Schulen. Sechstens: Lehrer wird man in der Praxis. Es ist zwar richtig,
wissenschaftlich an pädagogischen Hochschulen auszubilden. Doch das Wissen muss
man in der Schulpraxis schrittweise mit sich selber verbinden. Fachstudium und
Berufspraxis sind in der Ausbildung gleichwertig. Die nächste Schule nutzt das
Bestehende besser für ihren Auftrag als die jetzige. Nun braucht es Mut zum
Verändern, den Willen, Eigennutz zu überwinden, und die Einsicht, alte
Denkmuster zu beerdigen.
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