7. September 2018

Eigennutz überwinden und alte Denkmuster verlassen

Die Präsidentin der EDK, Silvia Steiner, lobt die Staatsschule über den grünen Klee, mehrheitlich zu Recht. Allerdings: Wollen wir weiterhin Wohlstand und Sicherheit, so müssen unsere Schulen nicht gut, sondern sehr gut sein! Doch die Probleme stauen sich: steigende individuelle Bildungsansprüche, schwierige Erziehungsaufgaben und eine fordernde Integration auffälliger und eingeschränkter Kinder. Es stehen die Interessen der Lehrer und Lehrerinnen der politischen Mutlosigkeit gegenüber. Wer will den anderen schon herausfordern? Harmos, politisch hochgelobt, ist für den Schulerfolg unerheblich. Sechs Veränderungen sind nötig. 
NZZ, 5.9. Leserbrief von Markus Stauffenegger


Erstens: Die Pädagogik der Staatsschulen bildet die Werte des Staates und nicht den privaten Gusto der Lehrer ab. Erziehung und Integration gelingen mit einem geschärften Staatsschulprofil. Zweitens: Geführte Lernzeit und frei verfügbare Lernzeit sind gleichwertig, denn die einen lernen im Unterricht besser und die anderen beim Selber-Ausprobieren. Heute gibt es fast nur Ersteres. Drittens ermöglichen Schulhäuser jegliches Lernen und sind ein kindergerechter Lebensraum. Die Konzeption heutiger Schulhäuser entspricht zu oft der Kaserne des vorletzten Jahrhunderts. Viertens: Schulen haben Freiheiten. Die Arbeitszeit der Lehrer, personalverantwortliche Teamleitungen, angepasste Stundentafeln und vieles mehr regeln Schulen selber. Die Politik dagegen hält sich strikt zurück. Nur so können Schulen sur place ihre Probleme lösen. Fünftens: Der Staat lässt weitere Schulträger zu und alimentiert diese. Konkurrenz bringt frischen Wind, nicht übers Portemonnaie der Eltern, sondern über vielfältige Schulen. Sechstens: Lehrer wird man in der Praxis. Es ist zwar richtig, wissenschaftlich an pädagogischen Hochschulen auszubilden. Doch das Wissen muss man in der Schulpraxis schrittweise mit sich selber verbinden. Fachstudium und Berufspraxis sind in der Ausbildung gleichwertig. Die nächste Schule nutzt das Bestehende besser für ihren Auftrag als die jetzige. Nun braucht es Mut zum Verändern, den Willen, Eigennutz zu überwinden, und die Einsicht, alte Denkmuster zu beerdigen.


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