Es ist ein sehr
oberflächliches, um nicht zu sagen selbstgefälliges Bild, das die Präsidentinder EDK und Regierungsrätin des Kantons Zürich, Silvia Steiner, von deröffentlichen Schule zeichnet (NZZ 21. 8. 18). Das schweizerische Bildungssystem
ist in der besten aller Welten, und wenn es Probleme gibt, dann braucht es nur
etwas Harmonisierung unter dem Dach der EDK.
NZZ, 5.9. Leserbrief von Rudolf Walser
Den starken Rückhalt der
öffentlichen Schulen in der Bevölkerung erklärt Frau Steiner mit zwei Faktoren:
erstens mit der Tatsache, dass nur wenige Kinder nichtstaatliche Schulen
besuchen, und zweitens mit der grossen Mehrheit bei der Abstimmung über die
neue Bildungsverfassung 2006. Das ist etwas gar einfach und übersieht
wesentliche Problemherde und Tatsachen. In kaum einem vergleichbaren Industrieland
haben die Eltern und Schüler so wenig Freiheit in der Wahl der Volksschule.
Kaum verwunderlich, dass so wenig Kinder nichtstaatliche Schulen besuchen. Und
hätten die Stimmbürger gewusst, was für detailversessene Projekte (Harmos,
Lehrplan 21) auf sie zukommen würden, hätten sie wahrscheinlich – wie bei
früheren Bildungsvorlagen – Nein gestimmt. Im schweizerischen Bildungssystem
herrscht eine grundsätzliche Abneigung gegen alles, was mit Wettbewerb zu tun
hat, man bevorzugt die Harmonisierung. Und über die zum Teil gravierenden
Schnittstellenprobleme, die beim Übergang zwischen den Bildungsstufen, d. h.
zwischen Sekundarschule und Berufsbildung bzw. Maturität, bestehen, sieht die
EDK-Präsidentin hinweg, ebenso über die hohe Lehrabbruchquote. Natürlich
verfügt die Schweiz immer noch über ein gutes, wenn auch sehr teures
Bildungssystem. Aber einfach über die Probleme hinwegzusehen bzw. alles
schönzureden, ist keine verantwortliche Politik.
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