Der Essay von Roberto Simanowski (NZZ 23. 7. 18) ist ein Polarstern imDunkel der gegenwärtigen Diskussion um die «digitale Bildungsreform». Wer
weiss, in welchem Masse derzeit insbesondere in Gymnasien eine wenig
reflektierte Digitalisierung in grundsätzlich allen Fächern vorangetrieben
wird, muss um die Sensibilität, aber auch um die Zeit und die Ressourcen
fürchten, welche Schulleitungen und Lehrerinnen und Lehrer noch für wirklich
bildende Inhalte aufwenden können oder wollen – für eine Bildung, wie sie etwa
Peter Bieri in seinem Essay «Wie wäre es, gebildet zu sein» (2005) eindrücklich
skizziert hat. Der in seinem Sinn durch Bildung lebenslang zur Neugier geneigte
Mensch droht zum digital gesättigten zu mutieren, der den Hunger nach bildenden
Erfahrungen in keiner Weise gestillt – oder erst gar nie kennengelernt hat. Auf
den Wegen der Bildung geht es so wenig um Informatik um ihrer selbst willen wie
um die Wanderschuhe auf einem Bergpfad: Es geht um die Schau auf die Welt und
den Zugang zu ihr. Es ist höchste Zeit, die Digitalisierung in der Schule
kritisch zu hinterfragen.
NZZ, 3.8. Leserbrief von Roger Morger
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