Würde man neben die Kurve, welche die Zunahme an Plätzen in
Kitas und Tagesschulen in den vergangenen 30 Jahren ausweist, diejenige der
ADHS-Diagnosen («Kritiker fürchten neuen Ritalin-Boom», NZZ 3. 7. 18) im
gleichen Zeitraum legen, wären die beiden Linien vermutlich fast
deckungsgleich. Sollte dem so sein, würde das zwar noch keinen
Kausalzusammenhang belegen, man könnte einen solchen aber zumindest einmal
prüfen. An unserer Schule sind viele Kinder von 7 Uhr morgens (Frühstück) bis
abends um 17 Uhr auf dem Schulareal, immer umgeben von Tumult und weitgehend
ohne Rückzugsmöglichkeiten. Es «läuft» immer irgendwo irgendetwas. Können wir
wirklich völlig ausschliessen, dass die externen Betreuungsangebote in erster
Linie den Bedürfnissen der Wirtschaft und der Eltern entsprechen, denjenigen
der Kinder aber nur bedingt? Ich finde, wir schulden es den Kindern, die
Ursache(n) für den Anstieg der ADHS-Diagnosen zu finden und wenn möglich zu
eliminieren – auch mit dem Risiko, dass die Ergebnisse der Studien vielen
Erwachsenen nicht gefallen könnten.
Immer mehr ADHS-Kinder, NZZ, 11.7. Leserbrief von Andreas Gilgen
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