21. Juli 2018

Steiner propagiert vermehrte Investitionen in höhere Berufsbildung

Silvia Steiner, braucht es für Sie als Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) eine Erhöhung der Maturitätsquote, um den Akademikernachwuchs zu sichern? 
Es braucht meines Erachtens keine generelle Erhöhung der gymnasialen Maturitätsquote. Aber es braucht längerfristig mehr Leute, die eine Berufsmaturität oder eine Fachmaturität gemacht haben.
Nachgefragt bei EDK-Präsidentin Silvia Steiner, Thurgauer Zeitung, 12.7. von Balz Bruder


Stichwort Fachkräftemangel: Hilft da die Erhöhung der Maturitätsquote wenigstens? 
Die Wirtschaft ist angewiesen auf gut qualifizierte Leute. Das sind die Absolventen einer Hochschule ebenso wie jene der höheren Berufsbildung. Leider vergisst man oft, dass rund ein Drittel der Abschlüsse auf Tertiärstufe im Bereich der höheren Berufsbildung stattfinden. Gleichzeitig sind und bleiben qualifizierte Berufsleute mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II wichtig für den Arbeitsmarkt. Denn der vielerorts beklagte Fachkräftemangel ist kein Phänomen, das sich auf Berufe mit höheren Ausbildungsanforderungen beschränkt.

Was tut aus der Sicht der EDK stattdessen wirklich not? 
Unsere Stärken lassen sich in drei Stichworten beschreiben: Vielfältigkeit der Wege, Anschlussfähigkeit und Durchlässigkeit. Es gibt verschiedene Wege, eine qualifizierte Ausbildung zu erlangen: Wir haben sowohl schulische als auch berufsbildende Wege. Im Tertiärbereich haben wir mit den Hochschulen und der höheren Berufsbildung zwei wichtige Standbeine. Viele Länder kennen die Berufsbildung und die höhere Berufsbildung so nicht. Auf diese Stärken müssen wir setzen und die verschiedenen Wege als gleichwertig anerkennen und weiterführen.

Muss im Digitalisierungszeitalter neben der gymnasialen nicht noch vermehrt in die Berufsmaturität und die höhere Berufsbildung investiert werden? 
Ich bin der Meinung, dass man noch stärker darauf setzen muss. Im Kanton Zürich suchen wir deshalb nach Wegen, mehr Jugendliche für die Berufsmaturität zu gewinnen. Für viele ist der Weg zurzeit noch zu anspruchsvoll, hier wollen wir leistungswillige Junge in der Berufslehre besser unterstützen, indem wir zum Beispiel flexible Modelle anbieten.


Für die Wirtschaft ist klar: Es braucht die «richtigen» Berufsleute mit den «richtigen» Skills und der «richtigen» Knowledge zur «richtigen» Zeit in «richtiger» Anzahl am «richtigen» Ort. Kann das die Bildungspolitik tatsächlich leisten? 
Dieses Ziel kann man nur erreichen, wenn Bildungspolitik und Wirtschaft eng zusammenarbeiten. Diese enge Zusammenarbeit haben wir in der Schweiz, und dies zahlt sich aus. Laut dem neuen Bildungsbericht erreicht die Schweiz zusammen mit Österreich bezüglich des Gleichgewichts von Bildungswesen und Wirtschaft den Spitzenplatz. 

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